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Digital Life

YouTube bestraft Streamer, weil Waschmaschine Schubert spielt

Albino hat die Nase voll. Der norwegische YouTuber kritisiert YouTube scharf, weil er nach einem Live-Stream mit einem absurden Problem konfrontiert wurde. Während einer gestreamten Spiele-Session, bei der er das Game "Fallout" durchgespielt hat, war an einer Stelle eine akustische Benachrichtigung seiner Waschmaschine über das Ende eines Waschvorgangs zu hören. Content ID, YouTubes automatischer Mechanismus zur Erkennung von urheberrechtlich geschütztem Material in Videos, hat Albino daraufhin mitgeteilt, dass er für sein Video vorerst kein Geld erhalten werde.

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Content ID kennt Schubert nicht

Um seinen Anteil an Werbeeinnahmen zu erhalten, die YouTube durch den Stream erzielte, müsse der YouTube-Kanal Audego erst seine Einwilligung geben. Die Melodie der Waschmaschine sei nämlich dessen Song "Done", den er vor 9 Jahren bei YouTube hochgeladen hatte. Dass "Done" nur eine Aufnahme einer Samsung-Waschmaschine ist und die Melodie von Franz Schubert stammt, weiß Content ID aber nicht.

Das Stück "Die Forelle" des österreichischen Komponisten wurde 1817 geschrieben und ist Public Domain, ist also frei für alle Menschen nutzbar. Weil YouTube es aber irgendeinem Konto zuordnet, welches das Lied fälschlicherweise als sein eigenes ausgibt, fällt ein aktiver Lieferant von Videoinhalten um seine Einnahmen um. "Ein Typ nimmt seine verdammte Waschmaschine auf und lädt das bei YouTube hoch und jetzt bekomme ich den Vorwurf, Urheberrechte zu verletzen", macht der Videomacher seinem Ärger Luft.

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Bei weitem kein Einzelfall

Wie Ars Technica berichtet, handelt es sich bei weitem um keinen Einzelfall. Das Content ID System habe ein massives Problem. YouTube wisse darum Bescheid, habe aber bisher keine Lösung dafür gefunden, dass Urheberrechtsansprüche, mal gerechtfertigt, mal nicht, massenhaft geltend gemacht werden und YouTuber*innen dadurch in Bedrängnis bringen. Das System diene auch laut der Electronic Frontier Foundation hauptsächlich der Beschwichtigung großer Musik- und Filmkonzerne, die damit auch gut Geld verdienen.

Für "kleine" YouTuber*innen sei Content ID hingegen eine Fessel, von der sie sich kaum befreien können. Um Rechtsansprüche geltend zu machen, erhalten angebliche Urheberrechtsbesitzer*innen lange Zeit. Videomacher*innen hingegen riskierten viel, wenn sie Einsprüche gegen ihre Videos bekämpfen wollen. Unter anderem könnten ihre kompletten YouTube-Kanäle gesperrt werden. Deswegen werden die negativen Folgen für sie oft resignierend hingenommen.

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YouTube versucht, Aufregung schnell zu glätten

Albino hingegen scheut sich nicht vor der Konfrontation. Seine Tirade über das Content ID System wurde vielfach verbreitet. YouTube hat nun eingelenkt und den Fall abgekürzt. Der Urheberrechtsanspruch auf "Die Forelle", gesungen von einer Waschmaschine, wurde gelöscht, Albino erhielt die Werbeeinahmen für seinen Stream gutgeschrieben.

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