Googles Android Automotive im Cadillac Lyriq

Googles Android Automotive im Cadillac Lyriq

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Wie sich Google mit Android in den Autos breit macht

Android Auto, Android Automotive, Android Auto für Smartphones, Assisting Driving Mode und der herkömmliche Driving Mode - Bei all diesen Projekten und Services geht es Google darum, sein Betriebssystem und seine Dienste auf die Infotainment-Screens von Fahrzeugen zu bringen. Die Strategie dahinter ist allerdings ziemlich verwirrend und inkonsistent.

Wir erklären, was es mit den jeweiligen Ansätzen auf sich hat. Außerdem haben wir mit einem User-Experience-Spezialisten vom Elektroautohersteller Polestar darüber gesprochen, wie sich Google in den Autos breit machen will.

Was hinter den einzelnen Google-Projekten steckt

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Driving Mode

All jene, die sich das Smartphone per Halterung auf die Mittelkonsole ihres Fahrzeugs montieren und Google Maps für die Navigation verwenden, nutzen den Driving Mode.

Im Driving Mode unter Android gibt es Icons für einen Schnellzugriff auf Anrufe, Messages und Musik-Streaming-Apps wie YouTube Music, Podcasts oder Spotify. Der Driving Mode unter iOS hat lediglich Musik-Streaming-Apps integriert.

Assistant Driving Mode

Im Unterschied zum herkömmlichen Driving Mode werden bei diesem Fahrmodus auch Vorschläge für etwaige Fahrziele, Musik-Empfehlungen und Ähnliches vom smarten Google Assistant angezeigt.

Der Assistant Driving Mode wurde erst kürzlich eingeführt. Weil er aber kaum genutzt wird, hat Google bereits das Ende dieses Fahrmodus verkündet. Mit 21. November kann der Assistant Driving Mode nicht mehr genutzt werden. 

Android Auto für Smartphones

Dabei handelt es sich um eine eigene Smartphone-App, die Google ebenso bereits eingestellt hat, aber offenbar immer noch ziemlich häufig genutzt wird. Diese Anwendung richtete sich ebenso an all jene, die das Smartphone als Screen im Fahrzeug verwenden.

Unter Android Auto für Smartphones wird das Android-Handy in einen stark reduzierten Modus versetzt. Das User-Interface wird dabei auf die Ansprüche für die Verwendung während der Fahrt ausgelegt.

Android Auto

Dieser Dienst richtet sich unter anderem an jene, die mit dem Infotainmentsystem des Fahrzeugs möglicherweise nicht ganz zufrieden sind. Mit Android Auto ist es nämlich möglich, den Infotainment-Screen eines Fahrzeugs mit einem reduzierten User-Interface eines Android-Handys zu bespielen.

Voraussetzung ist, dass Android Auto vom Fahrzeug unterstützt wird. In der Folge wird am Fahrzeug-Display die Google-Maps-Navigation, die Musik-Streaming-App des Smartphones und ähnliche Anwendungen angezeigt.

Android Automotive (mit GAS)

Mit Android Automotive stellt Google ein quell-offenes Infotainment-Betriebssystem für die Autohersteller zur Verfügung. Entscheidet sich ein Autohersteller für eine engere Kooperation mit Google, können on top die Google Automotive Services (GAS) draufgesetzt werden.

Das bedeutet, dass das Infotainmentsystem auf Android-Basis läuft und die Google-Dienste direkt im Auto integriert sind - beispielsweise Google Maps für die Navigation, PlayStore für die Installation weiterer Apps und Google Assistant für Sprachassistenz. Das User-Interface wird von den Autoherstellern gestaltet.

Android Automotive (ohne GAS)

Autohersteller können auch auf das quelloffene Betriebssystem Android Automotive zurückgreifen, ohne Google-Dienste direkt ins Fahrzeug einzubauen. Die Autofirmen können dann ihr eigenes User-Interface samt eigener Anwendungen darauf aufbauen.

Manche Hersteller nutzen beispielsweise Android Automotive, verwenden aber zur Navigation das Kartenmaterial von TomTom und vertrauen lieber auf ihr eigenes Sprachassistenzsystem.

Google-Apps sind im Chevrolet Tahoe direkt integriert

"Die Besten der Besten"

"Zahlreiche Autofahrer*innen machen einen Bogen um die integrierten Navigationsanwendung in den Fahrzeugen und nutzen stattdessen ihr Smartphone", sagt Aloka Muddukrishna, der bei Polestar das User Interface des Infotainmentsystems verantwortet.

Der Grund dafür sei naheliegend: Einerseits könne kein Fahrzeug-Navi mit Google Maps mithalten. Andererseits sei die Usability bei Smartphones deutlich höher als bei den allermeisten Infotainmentsystemen.

"Also haben wir uns gedacht, warum mit den Besten der Besten zu konkurrieren, wenn man mit ihnen auch zusammenarbeiten kann", erklärt Muddukrishna im Gespräch mit der futurezone. Und so war Polestar der erste Fahrzeughersteller, der in seinen Elektroautos auf Android Automotive samt direkt integrierter Google-Dienste gesetzt hat.

Die Elektroautos von Polestar haben allesamt die Google-Dienste direkt in den Fahrzeugen integriert.

Mehr und mehr Autohersteller setzen auf das Google-OS

Denselben Gedanken haben offenbar immer mehr Autohersteller. Die Liste jener Autobauer, die Android Automotive (mit oder ohne GAS) bereits verwenden oder eine Nutzung in ihren kommenden Modellen beabsichtigen, wird immer länger. Dazu zählen:

  • Audi (möglicherweise und nur zwischenzeitlich bei einigen Modellen, ohne GAS)
  • BMW (einige Modelle, ohne GAS)
  • Cadillac (einige Modelle, mit GAS)
  • Chevrolet (einige Modelle, mit GAS)
  • Chrysler (einige Modelle, ohne GAS)
  • Dodge (einige Modelle, ohne GAS)
  • Ford (zunächst einige Modell, mit GAS)
  • GMC (einige Modelle, mit GAS)
  • Honda (mit GAS, zunächst in Nordamerika)
  • Lucid Air (ohne GAS)
  • Lynk & Co (ohne GAS)
  • Maserati (einige Modelle, ohne GAS)
  • Mitsubishi (mit GAS)
  • Nissan (mit GAS)
  • Polestar (mit GAS)
  • Renault (mit GAS)
  • Rivian (ohne GAS)
  • Volvo (mit GAS)

Der Stellantis-Konzern (u.a. Alfa Romeo, Chrysler, Citroën, DS, Fiat, Jeep, Lancia, Opel und Peugeot) hatte angekündigt, Android Automotive auch in seinen Fahrzeugen integrieren zu wollen. Doch daraus wurde dann nichts. 

Denn mittlerweile hat das Unternehmen offenbar einen Rückzieher gemacht und bekannt gegeben, dass an einer eigenen, von Google unabhängigen Software-Lösung gearbeitet wird. Einige wenige Modelle sollen aber dennoch mit Android Automotive auf den Markt kommen.

Im Chevrolet Silverado können die Google-Dienste genutzt werden.

Betriebssystem vom Stapel

Die Vorteile für die Hersteller liegen auf der Hand: Als Autofirma erspart man sich Millionen- wenn nicht Milliarden-Beträge für die mühsame und langwierige Entwicklung eines eigenen Betriebssystems. Hinzu kommen Herausforderungen im Hinblick auf Kompatibilität und Software-Aktualisierungen. Android Automotive gibt es praktisch vom Stapel und muss von den jeweiligen Herstellern lediglich adaptiert werden.

Die Gefahren sind ebenso selbstredend: Google hat in einigen Bereichen bereits eine (quasi)-monopolistische Stellung. Erfährt Google nun auch noch im Automotive-Bereich kaum mehr Konkurrenz, kann der Konzern seine Marktmacht weiter festigen und ausbauen.

Nicht alle wollen Android im Auto

Volkswagen will beispielsweise von Android Automotive bislang nicht allzu viel wissen und entwickelt lieber selbst ein Betriebssystem für seine Fahrzeuge. Wie schwierig das ist, haben die Software-Probleme bei der Einführung gezeigt. Das vw.os kam erstmals im ID.3 zur Anwendung.

Bis 2026 will Volkswagen konzernweit, über alle Marken hinweg eine komplett überarbeitete Version 2 des vw.os einsatzbereit haben. Zwischenzeitlich kann aber bei einigen Modellen dennoch Android Automotive (ohne GAS) zum Einsatz kommen. Diese Entscheidung obliegt nämlich den einzelnen Marken des Konzerns – am ehesten könnte man Android Automotive bei manchen Audi- und Porsche-Modellen sehen. 

Auch Mercedes arbeitet an der Entwicklung eines eigenen Betriebssystems und BMW hat sich überhaupt für ein gemeinsames deutsches Betriebssystem für Fahrzeuge stark gemacht. Bisweilen ist in diese Richtung aber kaum etwas passiert. Trotzdem sollen künftig auch einige Modell von BMW auf Android Automotive aufbauen.

Volvo hat die Google-Apps ebenso direkt im Auto integriert.

Android Automotive wie bei Smartphones

Android-Smartphones basieren zwar alle auf demselben Betriebssystem, haben aber an der Oberfläche einen jeweils eigenen Look, eine zum Teil abweichende Menüführung und eine leicht unterschiedliche Usability. Bei Android Automotive ist das im Grunde genauso.

"Als Basis bekommen wir von Google das Betriebssystem. Das User-Interface, die Bedienelemente, das Settings-Menü und die zentralen Anwendungen wurden allerdings allesamt von unserem Polestar-Team entworfen und entwickelt", erklärt Aloka Muddukrishna, Head of UX bei Polestar.

Neue Apps kommen nur zaghaft

Einen grundlegenden Unterschied zum Android-Ökosystem auf Smartphones gibt es aber dennoch: "Google ist besonders vorsichtig, wenn es darum geht, neue Apps für Autos freizugeben. Google öffnet die einzelnen App-Kategorien zaghaft und nur nach intensiven Tests", weiß Muddukrishna.

Eine wenig durchdachte oder gar schadhafte App könne auf einem Smartphone nie einen derartigen Schaden anrichten, wie in einem Auto. Insofern müsse eine App für Fahrzeuge ganz anderen und wesentlichen strengeren Kriterien unterliegen, als auf einem Handy.

Video-Streaming und Messaging in Vorbereitung

Navigation, Musik-Streaming, Sprachassistenz und App-Store sind bereits freigegeben. Erst kürzlich wurde die Kategorie "Points of Interest POI" geöffnet. Das ermöglicht beispielsweise die Installation von Restaurant-Finder-Anwendungen sowie von Ladeinfrastruktur-Apps wie Chargepoint.

Als nächstes habe sich Google die Messaging-Apps und Video-Streaming-Anwendungen vorgenommen. Video-Apps, ähnlich wie Gaming-Apps seien in erster Linie sogenannte Zero-Speed-Apps, die nur im Park-Modus des Fahrzeugs verfügbar sind.

Bei Messaging-Anwendungen komme es im Wesentlichen darauf an, wie eingehende Nachrichten dargestellt werden, ohne den Fahrer oder die Fahrerin abzulenken. Zu bedenken sei auch, wie und ob auf Nachrichten geantwortet werden kann, beispielsweise per Spracheingabe oder per vordefinierten Antwortmöglichkeiten. 

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Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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