Klimaanlagen gibt es wie Sand am Meer.

Klimaanlagen gibt es wie Sand am Meer.

© Getty Images/iStockphoto / simpson33/IStockphoto.com

Produkte

Wie finde ich die richtige Klimaanlage?

Die Zahl der Hitzetage, also Tage über 30 Grad, hat sich in Österreich in den vergangenen Jahrzehnten mehr als verdoppelt. In einigen Landeshauptstädten werden in besonders heißen Jahren mehr als 40 Hitzetage gemessen. Abhilfe schaffen Klimaanlagen, die auch in Österreich immer beliebter werden. Mehr als 200.000 österreichische Haushalte hatten laut Statistik Austria im Jahr 2020 eine Klimaanlage installiert. Einige Punkte sollte man vor dem Kauf allerdings beachten. 

Wie viel muss ich für ein Klimagerät ausgeben?

Die Preise für Klimaanlagen zogen heuer deutlich an. Für ein mobiles Monoblockgerät legte man im Juni dieses Jahres im Schnitt knapp 420 Euro hin. Ein Split-Gerät kostet durchschnittlich gut 1.000 Euro mehr, und zwar ohne Montage. Sollen mehrere Räume gekühlt werden, steigt der Preis weiter an.

Split-Geräte bestehen aus einem Teil an der Fassade und einem Innenteil.

„Der Anbietermarkt ist unüberschaubar“, sagt Franz Seyfried vom Österreichischen Kälte- und Klimatechnischen Verein gegenüber der futurezone. Jeder Anbieter hat selbst mehrere Produktlinien, von Low-Cost-Anlagen bis hin zu Premiumgeräten. Letztere können bis zu viermal teurer sein als Einstiegsmodelle.

Wie unterscheiden sich Monoblock und Split-Gerät?

Beide Arten von Klimaanlagen, also Monoblocks und Split-Geräte, funktionieren nach demselben Prinzip. Eine Wärmepumpe, ähnlich der eines Kühlschranks, entzieht dem Innenraum die Wärme und gibt die Energie wieder nach außen ab. Die dabei abgegebene Wärme – oft 50 bis 60 Grad Celsius – wird bei Monoblockgeräten durch den Schlauch aus dem Fenster geleitet. Bei Split-Geräten ist dieser Schlauch nicht nötig, da sich dieser Teil des Wärmetauschers im Freien befindet. Dafür ist allerdings ein Wanddurchbruch nötig, durch den Leitungen für Elektronik und Kühlmittel geführt werden.

Stromfresser

Stromverbrauch
Bei einem Stromverbrauch von einem Kilowatt pro Stunde und acht Arbeitsstunden pro Tag kostet die Energie für einen Monoblock täglich 3,12 Euro (Durchschnittspreis der Landesversorger laut E-Control: 39 Cent). Bei 30 Hitzetagen im Jahr macht das 93 Euro. Bei Split-Geräten ist der Verbrauch 40 bis 50 Prozent geringer, die Stromkosten betragen um die 50 Euro.

Netzbelastung
Dass an besonders heißen Tagen mehr Strom für Klimaanlagen gebraucht wird, merkt man auch bei den Energieversorgern: „An einem Hitzetag mit rund 35 Grad Celsius steigt der Strombedarf um 6 bis 10 Prozent im Vergleich zu einem durchschnittlichen Sommertag mit 25 Grad Außentemperatur“, heißt es etwa vonseiten Wien Energie. Durchschnittlich werden in den Sommermonaten in Wien aber rund 15 Prozent weniger Strom verbraucht als im Winter.

Split-Geräte sind in der Regel effizienter als Monoblock-Anlagen. Das hängt auch damit zusammen, dass mobile Anlagen mit Schlauch einen Unterdruck in der Wohnung erzeugen, der die warme Luft von draußen wieder in die Wohnung zieht. Außerdem heizt sich der Schlauch selbst auf und gibt Wärme ins Zimmer ab.

Welche rechtlichen Hürden gibt es?

Mobile Klimageräte sind beliebt – nicht nur, weil sie günstiger sind, sie sind auch einfacher zu installieren. Man hängt einfach den Abluftschlauch möglichst abgedichtet aus dem Fenster, steckt das Gerät ein und schon kann es losgehen. Laut Seyfried könnten die Nachbarn hier aber zur Hürde werden. Sind die Geräusche des Klimageräts zu laut, können sie eine Unterlassung fordern. Es gibt bestimmte Grenzwerte, die eingehalten werden müssen.

Monoblöcke lassen sich relativ einfach installieren.

Für mehr Aufwand sorgen Split-Geräte, bei denen das Klimagerät außen am Haus oder auf dem Balkon angebracht werden muss. Da benötigt es die Zustimmung der Vermieter*in, der Miteigentümer*in und der Baubehörde. In Wien muss der Antrag zudem von der MA 19 (Abteilung für Architektur und Stadtgestaltung) überprüft werden.

Was bedeuten die ganzen Kennzahlen?

Die Kühlleistung von Klimaanlagen wird mit Kilowatt oder BTU (British Thermal Unit) pro Stunde angegeben. Ein Kilowatt entspricht etwa 3.400 BTU/h. Bei Passivhäusern reicht eine Kühlleistung von 200 BTU/h pro Quadratmeter Wohnfläche (bei gewöhnlicher Deckenhöhe) bereits aus. Schlecht gedämmte Dachgeschoßwohnungen brauchen mindestens die doppelte Kühlleistung.

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Ein weiterer Kennwert ist die sogenannte EER- (Energy Efficiency Ratio) oder SEER-Zahl (Seasonal Energy Efficiency Ratio). Dieser Wert gibt die Effizienz der Anlage an und soll laut Umweltberatung über 7,4 (EER) bzw. 8,5 (SEER) liegen. Für Seyfried sind diese Werte aber nicht aussagekräftig. „Alle neueren Anlagen werden mehr oder weniger nach den gleichen Eco-Richtlinien gebaut, es gibt keine großen Unterschiede“, meint der Experte. 

Wo sollte man eine Klimaanlage kaufen?

Von günstigen Anlagen aus dem Internet rät der Experte ab. „Wer billig kauft, kann keine Qualität erwarten“, weiß Seyfried. Lieber solle man auf etablierte Anbieter setzen, die auch von Fachfirmen in der Nähe eingebaut und gewartet werden können. Wichtig sei laut Seyfried auch, die Anlage vor dem Kauf einmal im Betrieb zu erleben: „Ein Auto kauft man auch nicht aus dem Internet, das will ich vorher Probe fahren. Das ist bei Klimaanlagen nicht anders.“

FILE PHOTO: People shop for an air conditioner inside an electronics store in Mumbai

Man ist gut beraten, seine Klimaanlage nicht im Internet zu kaufen.

Bedienbarkeit, Aussehen und Lautstärke seien laut Seyfried die wichtigsten Faktoren, die über einen Kauf entscheiden. Beim Thema Lautstärke haben Split-Geräte die Nase vorn. Mit 50 Dezibel sind sie so laut wie ein leises Radio. Monoblöcke erreichen mehr als 60 Dezibel und sind damit etwa so laut wie eine Nähmaschine. 

Achtung vor Kohlenmonoxidvergiftungen

Monoblock-Geräte haben noch einen weiteren Nachteil. Sie erzeugten einen Unterdruck im Raum, indem sie warme Luft nach draußen blasen. Dadurch kann sich bei eingeschalteter Gastherme Kohlenmonoxid in der Wohnung ansammeln. Das geruchslose Gas kann zu Kohlenmonoxidvergiftungen und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Daher sollte man ein mobiles Klimagerät nur nach Absprache mit dem Rauchfangkehrer installieren. Zudem lohnt sich der Kauf eines Kohlenmonoxid-Warnmelders. Abhilfe schafft ein Gerät mit 2 Schläuchen, das Luft nicht nur nach außen abgibt, sondern dort auch ansaugt.

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Klimaanlagen sollte man regelmäßig warten

Wer sich heute ein Klimagerät kaufen will, muss Geduld haben. Je nach Gerät kann es sein, dass das Jahreskontingent schon ausverkauft ist”, sagt Seyfried. Bei Split-Geräten dauert es zudem einige Zeit, bis es installiert werden kann. Ab Mitte Juni sind wir komplett ausgelastet”, beschreibt es Seyfried.

Ist eine Anlage einmal installiert, verrichtet sie bei regelmäßiger Reinigung und Wartung 15 bis 20 Jahre ihre Dienste. Die Pflege ist wichtig für die Lebensdauer der Geräte.  „Ohne entsprechende Wartung ist eine Anlage nach 5 oder 6 Jahren kaputt“, warnt Seyfried.

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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