
Wegen des hohen Preises geht das Gerät nicht auf meinen Nacken.
Reon Pocket Pro im Test: Die Mini-Klimaanlage zum Umhängen
Die japanischen Sommer sind heiß und feucht. Es gehört allerdings zum guten Ton, dass Büroangestellte weiterhin in Hemd, Jackett und Krawatte bzw. Bluse vorstellig werden. Auch Bauarbeiter und Polizisten, die den größten Teil des Tages im Freien verbringen, tragen oft lange Jacken.
Für letztere gibt es bereits Jacken mit eingebauten Ventilatoren, die die Außenluft in das Kleidungsstück blasen und damit für Luftzirkulation und zumindest etwas Abkühlung sorgen.
Klimaanlage im Hemd
Erstere können auf den Reon Pocket Pro von Sony zurückgreifen. Die “Klimaanlage im Hemd” wurde 2019 via Crowdfunding ins Leben gerufen und kam 2020 in Japan auf den Markt. 5 Jahre später kommt das überarbeitete Gerät als Reon Pocket Pro auch nach Europa.
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Das knapp 250 Gramm schwere Gerät wird mit flexiblen Plastikbügeln um den Hals in den Nacken gelegt. Dabei befindet sich das ganze Gerät samt Bügeln unter dem Hemd bzw. T-Shirt, nur ein kleiner Luftauslass lugt hinten unter der Kleidung hervor. Von vorn ist das Klimagerät damit kaum wahrnehmbar, von der Seite oder hinten ist allerdings ein deutlicher Buckel zu erkennen. Auch der Luftauslass ist deutlich zu sehen.

© Sony
Es ist allerdings gewollt, dass dieser hervorsteht. Dort wird nämlich durch einen kleinen Ventilator die warme Luft abgeführt, die durch den Betrieb entsteht. Der Reon Pocket Pro kühlt nämlich mit einem sogenannten Peltier-Element. Vereinfacht gesagt wird bei Stromfluss eine Temperaturdifferenz erzeugt, der in diesem Fall eine Metallplatte kühlt, die direkt auf der Haut im Nacken aufliegt.
Angesaugt wird die Luft an der Unterseite des Geräts. So soll warme Luft unter der Kleidung abtransportiert werden, was zusätzlich kühlen soll. Sollte man ein Hemd mit hohem Hemdkragen tragen, stellt Sony einen längeren Zusatzaufsatz bereit. Das gesamte Gerät ist natürlich gegen Spritzwasser und Schweiß geschützt.
Auch Wärmebetrieb möglich
Die Hauptarbeit für die Kühlung macht allerdings die Metallplatte, die leicht geschwungen ist, damit sie sich besser an den Körper anschmiegen kann. Bedienen lässt sich das Kühlgerät über 5 Knöpfe: Start/Stop, Plus und Minus, Mode sowie Smart. Mit Plus und Minus lassen sich die Kühlstufen einstellen, beim Druck der Taste Smart passt sich die Intensität automatisch an die Umgebungstemperatur an. Die Taste Mode wechselt zwischen Kühlbetrieb und Wärmebetrieb - ja, man kann den Reon Pocket Pro auch als Nackenwärmer verwenden. Welcher Modus eingestellt ist, zeigt eine LED am Gerät. Diese leuchtet blau im Kühlbetrieb, rot beim Heizen und grün im smarten Modus.
Die Bedienung ist während des Tragens allerdings umständlich, glücklicherweise kann man das Gerät aber auch per Bluetooth mit dem Smartphone verbinden und mit einer App steuern. Im smarten Modus wird dabei versucht, eine gewisse Zieltemperatur zu halten. Wie kalt das genau ist, wird nicht angegeben, Sony stellt eine 5-teilige Skala von “schwaches Kühlen” bis “starkes Kühlen” zur Verfügung. Auch im manuellen Betrieb kann man die Kühlleistung in 5 Stufen regeln.

Im Smart-Modus versucht das Gerät, eine bestimmte Temperatur zu halten.
© Sony
Smarter Sensor für besseren Betrieb
Der verbaute Ventilator ist ab Stufe 3 gerade so wahrnehmbar, auf Stufe 5 ist er für den Träger zwar deutlich, aber nicht unangenehm zu hören. Im Büro wird sich jedenfalls niemand davon gestört fühlen, selbst Laptop-Lüfter pusten teilweise deutlich lauter. Im Smart-Betrieb ist der Lüfter nicht zu hören - zumindest bei Temperaturen von 35 Grad.
Im Paket befindet sich zusätzlich der Reon Pocket Tag - ein batteriebetriebener Sensor, der Umgebungstemperatur, Luftfeuchtigkeit und Sonneneinstrahlung misst. Er kann an die Kleidung geknipst werden (etwa an die Brusttasche) und soll dadurch die Kühlleistung im Smart-Modus noch genauer abstimmen können.
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Funktioniert ohne Probleme
Sowohl die Kühl- als auch die Heizfunktion funktionieren gut, wenn auch nur sehr punktuell. Bereits Sekunden nach Inbetriebnahme ist die Kälte bzw. Wärme zu spüren. Der Effekt lässt sich am besten mit einem Kühlpack aus dem Kühlschrank vergleichen, das man sich auf den Nacken hält und konstant gleich kalt bleibt.
Sony gibt an, dass der Akku in der niedrigsten Kühlstufe bis zu 34 Stunden halten soll. Auf Stufe 4 soll das Gerät sogar noch 10 Stunden aushalten. Die Laufzeiten sind etwas optimistisch, im smarten Modus (meiste Zeit gefühlt auf Stufe 2 bis 3) ist ein europäischer Arbeitstag ohne Probleme mit einer Akkuladung möglich. Auch ein japanischer Arbeitstag, der oft noch einige Überstunden enthält, dürfte sich ausgehen. Nimmt man das Kühlgerät ab, wird das erkannt und die Kühlung stoppt. So wird zusätzlich Akku gespart.
Reon Pocket Pro



5 Bilder
Kühlung sehr lokal
Bei der Gartenarbeit jenseits der 30 Grad im Schatten ist der Reon Pocket Plus immerhin besser als nichts. Zwar verhindert es nicht das Schwitzen, es ist allerdings so, als würde man sich konstant einen feuchten Fetzen in den Nacken legen. Ob man dadurch die Hitze länger aushält? Ich würde sagen: ja, aber nicht viel länger. Anders ist es im bereits temperierten Büro, wo die Temperaturen vielleicht nur auf 26, vielleicht 27 Grad steigen. Hier kann der Reon Pocket Plus schon dafür sorgen, dass man die hohen Temperaturen länger aushält.
Fraglich ist allerdings, ob man das Kühlgerät wirklich einen ganzen Tag über tragen will. Nach wenigen Stunden wird die punktuelle Kühlung meiner Meinung nach unangenehm, sodass man sich ohnehin eine längere Pause gönnen will. Die Haltebügel können zwar so zurechtgebogen werden, dass sie möglichst angenehm auf den Schultern liegen, es ist aber nicht so, dass man nach einiger Zeit vergisst, dass man das Gerät trägt. Dennoch ist der Halt so gut, dass der Reon Pocket Pro auch mehrmaliges Bücken ohne Probleme standhält. Nach einiger Zeit kam es bei mir allerdings zu Verspannungen in den ohnehin schon angespannten Schultern. Das Kühlgerät machte es da nicht besser.
Den Wärmemodus hält man bei Bedarf deutlich länger aus, der Akku entleert sich in diesem Modus allerdings deutlich schneller. 10 Stunden gibt der Hersteller hier maximal an, auf der niedrigsten Stufe. Bei der höchsten Stufe 4 sind es noch gut 5 Stunden. Bis der leere Akku vollständig über USB-C geladen ist, dauert es rund 3 Stunden. Wer das Gerät also wirklich im Büro oder Homeoffice verwenden will, sollte es über Nacht aufladen. Alternativ kann man es auch an einen externen Akku anschließen, das Kabel natürlich unter dem Hemd versteckt.
Mit einem Preis von 229 Euro (UVP) ist die Mini-Klimaanlage fast schon unverschämt teuer. Alternativen sind allerdings rar. Auf Amazon finden sich einige Nackenventilatoren, die ebenfalls Peltierelemente verbaut haben. Nach Österreich lieferbare Geräte kosten allerdings auch mehr als 200 Euro und sind bei weitem nicht so unscheinbar wie der Reon Pocket Pro.
Fazit
Der Reon Pocket Pro ist für Anzugträger gedacht, die sich - etwa in den öffentlichen Verkehrsmitteln - kurzfristig Abkühlung verschaffen wollen. Das funktioniert meiner Meinung nach einwandfrei.
Wer den Reon Pocket Pro für längere Zeit tragen will, riskiert allerdings einen steifen Nacken. Die Kühlung ist zu punktuell und wird meines Empfindens nach einer gewissen Zeit unangenehm. Trotz des geringen Gewichts ist das Gerät die ganze Zeit über deutlich zu spüren.
Technisch funktioniert der Reon Pocket Pro wie vom Hersteller beschrieben, die Akkukapazität ist mehr als ausreichend und die Haltebügel können individuell angepasst werden. Mit einem Preis von 229 Euro ist es allerdings eine teure Spielerei, die man hierzulande wohl eher selten antreffen wird. Ein Kühlpack, das man sich kurz in den Nacken legt, hat einen ähnlichen Effekt, für den Bruchteil des Geldes.
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