Turtle Beach Stealth Pro

Turtle Beach Stealth Pro

© Turtle Beach

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Turtle Beach Stealth Pro im Test: Gaming-Headset mit Wechselakku

Das Stealth Pro gibt es entweder in der Variante Xbox oder PlayStation

Das Stealth Pro (329 Euro UVP, 293 Euro bei Amazon) ist das neue Spitzenmodell von Turtle Beach. Das kabellose Gaming-Headset verspricht ein Alleskönner zu sein, das theoretisch immer einsatzbereit ist – dank Wechselakku.

2 Varianten, viele Anschlussmöglichkeiten

Das Stealth Pro kommt mit einem Sender, der per mitgeliefertem USB-C-zu-USB-A-Kabel an Konsolen oder PC angeschlossen wird. Das ermöglicht eine Low-Latency-Übertragung des Sounds zum Headset. Außerdem hat das Stealth Pro reguläres Bluetooth an Bord.

Es gibt 2 Versionen des Headsets: Xbox und PlayStation. Beide Varianten funktionieren per Umschalter am Sender mit PC, Mac und Nintendo Switch im Dock. Per Bluetooth kann die Switch mobil (ohne Mikrofon-Funktion), das Smartphone und andere Bluetooth-Geräte damit genutzt werden.

Die PlayStation-Variante kann per Sender mit PS4 und PS5 genutzt werden. Die Xbox-Version mit Xbox One/Series. Die Xbox-Variante kann aber außerdem auf der PS4/PS5 genutzt werden, wenn der Sender im PC-Modus ist. Besitzt man also beide Konsolen, sollte man die Xbox-Version kaufen. Ich habe die PlayStation-Variante für den Test zur Verfügung gestellt bekommen.

Schwer, schwerer, Stealth Pro

Beim Design wird das Headset seinen Namen gerecht. Es ist „stealthy“ – nicht etwa, weil es überall eckig ist, um wie ein Stealth-Fighter einen möglichst niedrigen Radarquerschnitt zu haben. Stattdessen ist es sehr dezent gehalten: schwarz mit grauen Akzenten.

Dafür ist es aber wuchtig. Und schwer. 418 Gramm wiegt es mit angestecktem Mikrofon. Wenn wir schon bei Tarnkappen-Flugzeugen sind: Das Stealth Pro ist damit eher ein B-2- Bomber als ein F-35 Kampfflieger.

Überraschenderweise trägt es sich trotzdem bequem. Das Gewicht ist gut aufgeteilt. Auch der eher feste Anpressdruck nimmt etwas von der Belastung am Bügel weg. Dafür könnten aber Menschen mit breiten Köpfen den Anpressdruck als zu stark empfinden.

Auch bei stundenlangem Gaming hatte ich kein Problem mit dem Komfort – sofern man stillhält. Wer energisch zockt und auf dem Gaming-Sessel oder Sofa herumwetzt, wird mit jeder schnellen Kopfbewegung daran erinnert, dass man fast einen halben Kilo Headset aufhat. Deshalb ist für mich das Stealth Pro kein guter Kopfhörerersatz, um unterwegs mit dem Smartphone Musik zu hören. Denn beim Gehen fällt das hohe Gewicht störend auf.

Ein Stealth-Meister mit Stealth-Headset

Ein Stealth-Meister mit Stealth-Headset

Der große Sender ist gleichzeitig eine Ladestation

Nicht nur das Headset selbst ist großgewachsen. Auch der Sender ist mit 8,5cm Durchmesser bei Weitem größer, als die üblichen USB-Dongles für Headsets. Dafür ist er aber auch gleichzeitig ein Ladegerät.

Das Stealth Pro hat nämlich einen Wechselakku, der in einer magnetischen Abdeckung an der linken Seite untergebracht ist. Im Lieferumfang sind 2 Akkus enthalten: Einer für das Headset, einer für den Sender. Der Sender agiert hier wie eine Ladeschale und lädt den eingelegten Akku auf.

Das Wechseln der Akkus ist in ein paar Sekunden erledigt. So hat man immer einen frischen, vollen Akku bereit. Während man einen im Headset benutzt, wird der andere in der Zwischenzeit wieder geladen. Der Akku im Headset kann auch direkt per USB-C geladen werden.

Stealth Pro mit herausgenommenen Akku und abgenommenen Mikrofon

Stealth Pro mit herausgenommenen Akku und abgenommenen Mikrofon

12 Stunden Akkulaufzeit

Die Akkuleistung ist abhängig davon, wie viele Funktionen man nutzt. Verbindet man Smartphone und Konsole gleichzeitig, hat die aktive Geräuschunterdrückung aktiviert und nutzt auch noch Voice Chats, hält ein Akku 10 bis 12 Stunden. Nutzt man nur die Verbindung per Sender und verzichtet auf die aktive Geräuschunterdrückung, sind auch mehr als 12 Stunden möglich.

Ein sinnvoller Bonus des Senders ist der LED-Leuchtring. Dieser zeigt nicht nur den Status der Verbindung an, sondern auch, ob das Mikrofon gerade stummgeschaltet ist. Dann leuchtet der LED-Ring Rot statt Blau. Das ist sehr viel besser als eine Mini-LED am Mikrofon oder gar kein optischer Indikator wie bei einigen anderen Gaming-Headsets.

Firmware-Update nur per PC möglich

Bevor man loszockt, sollte man das Headset auf die aktuelle Firmware aktualisieren. Es gibt eine Begleit-App für iOS und Android, die Firmware-Aktualisierung geht aber nur mit PC/Mac und der entsprechenden Turtle-Beach-Software.

Dazu muss nicht nur der Sender mit dem PC verbunden sein, sondern auch das Headset selbst. Für das Firmware-Update sind also 2 freie USB-A-Slots am Rechner nötig. Immerhin sind im Lieferumfang auch 2 USB-C-zu-USB-A-Kabel vorhanden.

Umfangreiche Steuerungsmöglichkeiten in den Apps

Die Begleit-App Audio Hub für das Stealth Pro ist vorbildlich. Die Android- und iOS-App bietet, abgesehen vom Firmware-Update, alle Einstellungen, die auch die PC/Mac-Software hat. So können auch Konsolen-Besitzer*innen das Headset voll nutzen. Dennoch ist empfohlen, es zumindest einmal am PC anzuschließen, um eben die Firmware zu aktualisieren.

Die gewählten Einstellungen werden im Headset gespeichert, unabhängig davon, ob man sie in der PC-App oder der Smartphone-App vornimmt. Hier gibt es Soundprofile zu wählen, mit einem simplen 3-Punkte-Equalizer. Auf Wunsch kann auch ein eigenes Equalizer-Profil im vollen Umfang genutzt werden, separat für Bluetooth und Sender. So kann man etwa den Sound für die Musikwiedergabe am Smartphone optimieren, gleichzeitig aber den bevorzugten Gaming-Klang beibehalten. Auch die Chat-Spielesound-Balance kann in der App justiert werden.

Für das Mikrofon gibt es ebenfalls einen Equalizer-Modus. Über Regler können noch Rauschunterdrückung, Empfindlichkeit und „Abhörlautstärke“ eingestellt werden. Letzteres ist ein „Pass Through“-Modus. Beim Gaming ist es dazu da, um sich selbst reden zu hören, damit man nicht ins Mikrofon schreit. Auch außerhalb von Voice Chats kann die Funktion sinnvoll sein: Etwa, wenn man gerade spielt, aber nicht die Türklingel überhören will, weil man ein Paket erwartet. Alle Einstellungen und Funktionen sind sowohl für das Ansteckmikrofon, als auch das interne Mikrofon verfügbar.

Sehr gutes Ansteckmikrofon, schwaches internes Mikrofon

Das Ansteckmikrofon wird per Klinkenstecker an der linken Seite angestöpselt. Vorsicht, dass ihr nicht die Abdeckkappe verliert, die den Klinkenanschluss bei Nichtgebrauch verdeckt.

Das Ansteckmikrofon kann nach oben geschwenkt werden und ist dann automatisch stummgeschaltet. Es ist flexibel und kann so zurechtgebogen werden, dass es gut vor dem Mund sitzt. Die eigene Stimme wird klar und deutlich übertragen. Hintergrundgeräusche werden bei der Sprachübertragung gut unterdrückt.

Das interne Mikrofon ist weit weg von dieser Qualität. Die Stimme wirkt verzerrt und zu entfernt. Störgeräusche im Raum werden stärker mitübertragen. Für ein schnelles: „Du, ich kann gerade nicht, muss die Runde gewinnen, ich ruf zurück!“ reicht es noch, wenn man angerufen wird. Für Voice Chats im Multiplayer und geschäftliche Online-Besprechungen, sollte man aber das Ansteckmikro nutzen.

2 Verbindungen gleichzeitig möglich

Das Stealth Pro kann mit 2 Quellen gleichzeitig verbunden sein: Sender und Bluetooth. Die gleichzeitige Wiedergabe von den 2 Quellen ist ebenfalls möglich. Man kann also auf der PS5 Gran Turismo spielen und gleichzeitig die Lieblingssongs von Spotify am Smartphone dazu hören.

Was das Stealth Pro nicht kann: Verbindung per 3,5mm-Klinke. Ein unkompliziertes Anstecken an den Spielecontroller per Kabel ist nicht möglich. Der Klinkenanschluss am Headset ist lediglich für das Ansteckmikrofon gedacht. Es wundert mich, dass Turtle Beach diese Option nicht integriert hat, bei einem Headset, das so vollgepackt mit Features ist.

Steuerung der Lautstärke am Headset ist seltsam

Direkt bedient wird das Stealth Pro auf der rechten Seite. Die runde Außenseite ist ein Drehrad für die Lautstärke. Etwas eigenwillig ist, dass man relativ viel drehen muss, bis tatsächlich etwas passiert. Ein kurzer bzw. leichter Dreher macht genau gar nichts.

Es ist mindestens eine Vierteldrehung nötig, damit die Lautstärke erhöht oder reduziert wird. Dreht man weniger, wird das nicht als Eingabe registriert. Das ist nur für diejenigen praktisch, die sich ständig unabsichtlich die Lautstärke verstellen – ich weiß zwar nicht, wie das möglich ist, wenn man beide Hände am Controller hat, aber soll so sein. Mich nervt es jedenfalls, wenn ich das Rad drehe und nichts passiert, weil es nicht weit genug gedreht wurde und es kein haptisches Feedback gibt, das eine ausreichende Drehung bestätigt.

In der Mitte des Rads gibt es eine Taste, die standardmäßig mit der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) belegt ist. Darunter sind 3 Tasten: Bluetooth, Ein/Aus und „Superhuman Hearing“. Die Bluetooth-Taste ist zum Herstellen der Bluetooth-Verbindung und gleichzeitig Steuerung verbundener Smartphones. Einmal drücken pausiert den Song, 2x springt zum nächsten, usw. Die „Superhuman Hearing“-Taste ist die Einzige, die aufgrund ihrer Textur gut zu erfühlen ist. Ein/Aus und Bluetooth lassen sich nur sehr schwer ertasten.

In der App kann die Steuerung für das Rad und die Taste in der Mitte auf Wunsch geändert werden. Wer will, kann das auch getrennt für PC und Konsole machen.

Knackiger Sound, mit Fokus auf Separation

Das Standard-Klangprofil ist sehr knackig. Es wird viel Wert auf die Separation der Frequenzen gelegt. Das ist mittlerweile üblich bei Gaming-Headsets, um bei Shootern besser die Richtung der Geräuschquelle bestimmen zu können.

Das klappt beim Stealth Pro sehr gut, besonders links, rechts und hinten. Töne von vorne sind für meinen Geschmack oft etwas zu zentriert. Es ist leicht, rechts hinten einen Gegner akustisch zu verorten. Links vorne klingt aber oft so, als würde er schon direkt vor einem stehen.

Trotz der Separation ist der Sound kraftvoll, wenn auch für manche Games der Bass etwas zu brav erscheint. Das ist Absicht, damit eben nicht andere Geräusche übertönt werden. In der App lässt sich der Wunsch nach mehr Bass schnell erfüllen. Entweder über das eigene Equalizer-Profil „Bassverstärkung“, oder wenn man im 3-Punkt-Equalizer den Bass nach oben schraubt. Übertreiben sollte man es damit aber nicht: Je nach Spiel klingt die Bassverstärkung ab 50 Prozent nicht mehr sauber, sondern scheppernd.

Generell ist der Sound mit dem Stealth Pro stark von der Quelle abhängig, weil er eben knackig ist. Ist der Sound schon im Spiel schlecht abgemischt, wird das vom klaren Klang des Stealth Pro nicht kaschiert, sondern hervorgehoben. Immortals of Aveum klingt stellenweise deshalb furchtbar, mit Dialogen, die in einem bröckeligen Bass untergehen und Hintergrund-Stimmen, die klingen, als wären sie am WC des Großraumbüros aufgenommen worden. COD: Modern Warfare II klingt hingegen hervorragend mit dem Stealth Pro.

Für Musikhören ist das Klangprofil mittelmäßig. Mit dem EQ-Profil „Bassverstärkung“ ist es einigermaßen in Ordnung, aber weit weg von dem, was ich von den Sony WF-1000XM5 (hier im Test) gewohnt bin. Für das Nebenbeibeschallen beim Gaming oder Podcastshören reichen die Stealth Pro jedenfalls locker aus.

Aktive Geräuschunterdrückung und Superhuman Hearing

Das ANC ist ebenfalls mittelmäßig. Tiefe Töne, wie der Motor von dem Idioten, der 10 Minuten vor meiner Wohnung parkt, ohne das Auto abzustellen, werden gut reduziert. Mit mittleren und hohen Frequenzen klappt das nicht gut. Bürolärm, wie klappernde Tastaturen oder telefonierende Mitarbeiter*innen, werden kaum akustisch unterdrückt. Dasselbe gilt für den Fernseher, wenn die Lebensgefährt*in etwas auf Netflix schaut, während man am PC eine Runde spielt. Ist das Game actionreich genug, stört das nicht. In ruhigen Momenten wünscht man sich aber ein besseres ANC, um die Außenwelt tatsächlich außen zu lassen.

Die Funktion Superhuman Hearing ändert die Frequenzen so, dass Schritte und Stimmen besser hörbar werden. Durch Drücken der Taste kann das direkt am Headset oder in der App eingeschaltet werden. In der App kann auch die Stärke des Effekts eingestellt werden. Auf Wunsch kann man hier den Fokus zudem auf nur Schritte oder nur Schüsse legen.

Generell funktioniert Superhuman Hearing wie angepriesen. Der Rest vom Spiel wird etwas leiser, Schritte werden besser hörbar. Allerdings wird der Klang dadurch flacher. Wer in Multiplayer-Shootern lieber gewinnen will, statt Spaß zu haben, dem wird das vermutlich egal sein. Für Singleplayer-Gamer*innen könnte man das Superhuman Hearing zB. nur bei Schleichpassagen in Shootern einschalten, um einen Vorteil zu haben und dann wieder ausschalten, wenn die Ballerei losgeht.

Fazit

Das Stealth Pro leistet ausgezeichnete Arbeit. Es hält sein Versprechen als Gaming-Headset, das vollgepackt mit Funktionen ist. Der Klang ist für Games sehr gut. Ein Ersatz für hochwertige Kopfhörer zum Musikhören unterwegs am Smartphone ist das Stealth Pro aber nicht.

Das ANC ist nicht so effektiv, wie ich es gerne hätte: Aber immerhin gibt es eines und es funktioniert, etwa um Straßenlärm zu reduzieren. Vorbildlich ist die App-Steuerung und die einfache Justierung der vielen Parameter und Einstellmöglichkeiten.

Der Wechselakku ist für die Spieler*innen ein Trumpf, die sich schon mehrfach darüber geärgert haben, dass ihr kabelloses Headset gerade dann leer ist, wenn sie zocken wollen. Auch ich gehöre dazu, weil ich undiszipliniert bin, was das Aufladen von Gaming-Headsets angeht. Für mich löst das Stealth Pro dieses Problem, indem immer ein voller Akku zum Wechseln zur Verfügung steht. Natürlich gibt es auch Headsets, die über 25 Stunden Laufzeit haben: Aber wenn man diese trotzdem vergisst aufzuladen, hat das keinen Vorteil gegenüber den 2x 12 Stunden des Stealth Pro.

Wer sich auch als Headset-Aufladefaul identifiziert und kein Problem damit hat, dass beim PC oder der Konsole ein relativ großer Sender herumsteht, wird mit dem Stealth Pro glücklich werden. Das Headset ist zu einem UVP von 329 Euro erhältlich (293 Euro bei Amazon)

 

Technische Daten auf der Website des Herstellers

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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