Die Neuauflage des berühmten Nokia 3310 von HMD.

Die Neuauflage des berühmten Nokia 3310 von HMD.

© Gregor Gruber

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Zukunft ungewiss: Nokia rutscht vom Marktführer in die Vergessenheit

Gerade im Jahr 2007 – das Jahr, in dem das erste iPhone vorgestellt wurde – stellte Nokia einen Verkaufsrekord auf. 437 Millionen Handys verkaufte das finnische Unternehmen damals, rund 1,2 Millionen Stück pro Tag. 2007 war allerdings das Jahr, das den Abstieg der Marke einläuten sollte. Nokia verlor den Anschluss mit dem Aufkommen der Smartphones. Der seit 1998 ununterbrochene Handy-Marktführer musste 2012 seinen Titel an Samsung abgeben. 

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Im Unterschied zur Konkurrenz setzte Nokia bis dahin auf das selbst entwickelte Betriebssystem Symbian. Samsung und andere Hersteller, die Apple den Rang ablaufen wollten, nutzten überwiegend Googles Android. Geraderücken sollte es dann eine Partnerschaft mit Microsoft, das Nokia-Smartphones mit ihrem Windows-Phone-Betriebssystem ausgestattet hat. Das Microsoft-Betriebssystem für Smartphones stellte sich jedoch auch als Ladenhüter heraus.

Ende 2013 zog man bei Nokia einen Schlussstrich und bot seine Mobiltelefonsparte zum Verkauf an. Man wolle sich mehr auf seine Netzwerktechnik konzentrieren. Microsoft schlug zu und übernahm die bereits totgesagte Handy-Sparte für 5,5 Milliarden Euro

Nokia in der Bahre

Ein verhängnisvoller Deal, wie sich herausstellte. Bei Microsoft war die Übernahme nämlich nicht unumstritten, der damalige Firmenchef Steve Ballmer konnte seinen Willen als letzte Machtdemonstration aber durchsetzen, bevor er 2014 vom heutigen Microsoft-CEO Satya Nadella abgelöst wurde. Wenige Monate später beginnt Nadella, die Marke aufzulösen: Nokia wird zum zweiten Mal zu Grabe getragen. Totgesagte leben allerdings bekanntlich länger. 

2016 kehrte der Name Nokia wieder ins Mobiltelefon-Geschäft zurück. Das finnische Unternehmen HMD Global (Human Mobile Devices Global), das zum Großteil aus ehemaligen Nokia-Mitarbeitern besteht, sicherte sich die Markenrechte für 10 Jahre. Bis 2020 wollte man sich als Top-Smartphonehersteller positionieren. Gelingen sollte das mit günstigen Android-Smartphones und Neuauflagen der einst beliebten „dummen“ Handys wie dem 3310.

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Man stirbt nur dreimal

Der Marktanteil von Nokia-Handys in Europa, egal ob smart oder nicht, lag 2023 aber nur bei etwa einem halben Prozent. Der Name Nokia scheint das Unternehmen wie ein Stein nach unten zu ziehen, weshalb man für 2024 erstmals Handys unter der Marke HMD ankündigte. Auch die Produkte-Webseite ist nicht mehr unter dem Namen Nokia zu finden. Das schürt Gerüchte über einen neuerlichen Tod der Marke. 

HMD versucht, gegenüber der futurezone zu beruhigen: Man sei weiterhin und in Zukunft der Hersteller von Nokia-Phones und wolle lediglich eine weitere Marke etablieren. Der Zeitpunkt ist aber verdächtig: Eine Verlängerung der Lizenz würde HMD Millionen kosten.  

Nokia-Fakten

Rekordjahr 2007
Jedes zweite Handy, das 2007 verkauft wurde, war ein Nokia. Der weltweite Marktanteil stieg auf über 40 Prozent

Nokia heute
Der Telekommunikationskonzern konzentriert sich heutzutage auf Netzwerktechnologie für Unternehmen und Industrie

350 Millionen US-Dollar
hat HMD Global 2016 für eine Zehnjahreslizenz für die Marke Nokia an Microsoft gezahlt

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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