Nokia X30 im Test: Langlebigkeit im Fokus
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Nokia hat nachgelegt und ein neues Spitzengerät auf den Markt gebracht. Wobei sich diese Bezeichnung nur auf das Marken-Sortiment bezieht. Denn das neue Nokia X30 ist zwar im Mittelklasse-Segment angesiedelt, im Nokia-Portfolio stellt es aktuell allerdings das leistungsstärkste Gerät dar.
Als ich mir den Vorgänger - das Nokia X20 - angesehen habe, hat sich die Frage gestellt: "Wie soll das gut gehen?" Mit der Ausstattung zu diesem Preis, war es einfach nicht konkurrenzfähig. Das X30 hat Nokia nun komplett überarbeitet und mit zahlreichen, deutlich besseren Komponenten ausgestattet.
Pro & Contra
Pro
- Robustes Design
- Moderner Look
- Annehmbare Fotoqualität
- Auf Langlebigkeit ausgerichtet
Contra
- Bildschirmhelligkeit zu niedrig
- Weitwinkelkamera mit mäßiger Qualität
- Hoher Preis
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Hochwertig und robust
Die verbesserte Ausstattung macht sich bereits beim Ersteindruck bemerkbar: Auch wenn es in der Mittelklasse angesiedelt ist, weckt das Nokia X30 ein Premium-Feeling. Es hat eine angenehme Größe, ein geringes Gewicht und fühlt sich edel an.
Aluminiumrahmen und Aluminium-Kameramodul verleihen dem Gerät einen wesentlich hochwertigeren und robusteren Touch. Die Rückseite ist aus Kunststoff, der zu 65 Prozent aus recyceltem Plastik besteht.
Sowohl der Look als auch die verwendeten Materialien sind modern, wirken hochwertig und sehen nach einer gelungenen Gesamtkomposition aus. Wer etwas auf Design hält, wird sich eventuell an dem breiten Display-Rahmen stoßen, der hauptsächlich an der oberen und unteren Bildschirmkante zu Tragen kommt.
Technische Spezifikationen
Nokia X30
- Maße und Gewicht: 158,9 x 73,9 x 7,99 Millimeter; 185 Gramm
- Display: 6,43 AMOLED, 90 Hz, 400 nits (typ), 700 nits (HBM), 1.080 x 2.400 Pixel, Corning Gorilla Glass Victus
- Kamera:
- 50 MP Hauptkamera: f/1.8, 1/1.56", 1.0µm, PDAF, OIS
- 13 MP Weitwinkel: f/2.4, 1/3.06"
- Video: 1080p@60fps
- Selfie-Kamera: 16 MP, f/2.4, 1/3.06", 1.0µm; 1080p@30fps
- Prozessor: Qualcomm Snapdragon 695 5G (6 nm)
- Speicher: 6/128 GB mit UFS 2.2 // 8/256 GB mit UFS 3.0
- Akku: 4.200 mAh, 33 Watt Charging, kein Wireless Charging
- Software: Android 12
- Sonstiges: 5G, NFC, Wi-Fi 802.11 a/b/g/n/ac/6, Bluetooth 5.1, kein Kopfhöreranschluss, kein microSD-Karten-Einschub, Dual-SIM, eSIM, Wasserschutz IP67
- Preis:
- 519 Euro (6/128 GB); gesehen ab 467 Euro
- 549 Euro (8/256 GB)
- 25 Euro / Monat (Smartphone-Miete)
Das Display
Der AMOLED-Bildschirm des Nokia X30 lässt mich mit gemischten Gefühlen zurück: Einerseits gibt es an der Farbdarstellung und den Kontrasten nichts auszusetzen. Andererseits fällt das Display bei manchen Eckpunkten hinter die Konkurrenz zurück.
Während sich bei den allermeisten Konkurrenzgeräten - auch im Mittelklasse-Segment - mittlerweile eine Refresh-Rate von 120 Hz etabliert hat, weist das Display des Nokia X30 "nur" eine Bildwiederholfrequenz von 90 Hz auf.
All jene, die von einem älteren Gerät mit 60 Hz auf das Nokia-Smartphone wechseln, werden sich über die flüssigere Darstellung freuen. Wer bereits 120 Hz gewohnt ist, wird sich mit einem kleineren Rückschritt abfinden müssen. Allzu deutlich fallen die Unterschiede zwischen 120 und 90 Hz aber nicht aus.
Der größte Schwachpunkt des Displays ist die maximale Helligkeit. Hier könnte es durchaus etwas mehr sein. Die 400 nits (typ) und die 700 nits (High Brightness Mode) sind keine berauschenden Eckdaten. Solange die Sonne nicht direkt auf den Bildschirm knallt, sind die Helligkeitswerte aber gerade noch ausreichend.
Die Kamera
Beim Kamera-Setup hat sich die Devise "weniger ist mehr" durchgesetzt. Das Vorgängergerät hatte noch 4 zum Teil komplett unnötige Kameralinsen, das Nokia X30 hat nur mehr 2 Objektive: Eine Hauptkamera mit 50 MP und eine Weitwinkelkamera mit 13 MP.
Diese Reduktion der Kameralinsen und der Einsatz hochwertigerer Objektive hat dem Smartphone auf jeden Fall gutgetan. Schon nach den ersten Aufnahmen ist klar, dass das Nokia X30 eine passable Fotoqualität aufweist.
Nimmt man Fotos im Standardmodus mit der Hauptkamera auf, sind die Ergebnisse durchaus herzeigbar und von annehmbarer Qualität. Schärfe, Farbdarstellung, Belichtung, Kontraste und Dynamikumfang gehen für ein Smartphone in dieser Preisklasse allemal in Ordnung.
Manchmal greift die automatische HDR-Funktion zu stark ein, sodass die Bilder etwas unnatürlich rüberkommen. Mit Licht-Schatten-Wechsel kann das Smartphone gut umgehen, sodass die Bilder bei Tageslicht recht hübsch aussehen.
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Weitwinkelkamera und Porträt-Modus
Ein Wechsel auf die Weitwinkelkamera geht mit einer deutlich geminderten Bildqualität einher. Insbesondere bei der Schärfe, der Belichtung und den Kontrasten sind hier Abstriche hinzunehmen. Je schwächer das Umgebungslicht wird, umso stärker kommen die schlechtere Fotoqualität zu tragen.
Der Porträt-Modus ist eine Glückssache: Manchmal fabriziert er schöne Bilder, manchmal greift er komplett daneben. Beim Test hat sich gezeigt, dass bei Porträts im Standardmodus eine wesentlich bessere Bildqualität möglich sind, als mit dem dedizierten Porträt-Modus.
Die Fotos bei Nacht
Nachtfotos mit dem Nokia X30 sind in einer halbwegs passablen Qualität möglich. Allerdings nur, wenn man sich ein wenig spielt und die Weitwinkelkamera außen vorlässt. Fotos bei Dunkelheit mit dem Weitwinkelobjektiv können nämlich nicht überzeugen.
Bei der Hauptkamera sollten auf jeden Fall der Standardmodus und der dedizierte Nachtmodus abwechselnd ausprobiert werden, weil nicht immer klar ist, welcher Modus das bessere Bild fabriziert. Beim Nachtmodus sorgt nämlich so manches Mal das Auto-HDR für eine etwas verstimmte Atmosphäre.
Mit Spitzengeräten kann das Nokia X30 bei der nächtlichen Fotografie nicht mithalten. Auch in seiner Preisklasse wird das schwierig. Trotzdem ist es möglich mit dem Nokia-Handy halbwegs passable und herzeigbare Nachtfotos aufzunehmen.
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Die Selfie-Kamera
Ähnliches gilt für die Selfie-Kamera. Auch hier sollte man vom Porträt-Modus absehen und auf den Standardmodus zurückgreifen. Gegenlichtaufnahmen mit der Selfie-Kamera sind nicht zufriedenstellend. Fotografiert man mit Blick zur Sonne, ist die Qualität der Selfie-Kamera OK.
Etwas hinderlich und lästig beim Fotografieren mit dem Nokia X30 ist das starke Abweichen zwischen der Vorschau auf dem Display und dem fotografischen Endergebnis. Das Vorschaubild in der Kamera-App wird nämlich stets recht dunkel angezeigt, während das aufgenommene Bild hingegen gut ausgeleuchtet ist.
Die Videoqualität
Die Videoqualität des Nokia X30 ist gerade noch passabel. Die Artefakte und ein beständiges Bildrauschen lassen sich nicht leugnen und mindern die Bildqualität. Kontraste, Farbdarstellung und Belichtung sind in Ordnung.
Der optische Bildstabilisator schafft es, Bewegungen und das daraus resultierende Ruckeln etwas zu reduzieren. Wechselt man auf die höchste Stufe der Bildstabilisierung wird das Ruckeln noch stärker vermindert, allerdings geht damit auch eine noch schwächere Bildqualität einher.
Wer sich nicht gerade als TikTok-Creator bezeichnet und Videoaufnahmen mit dem Smartphone hauptsächlich als Erinnerungsstücke sieht, wird mit der Videoqualität des Nokia X30 zufrieden sein. Wer wirklich etwas auf eine hohe Videoqualität hält, sollte sich nach einem anderen Gerät umsehen - ein solches wird allerdings deutlich mehr kosten.
Die Software
Das Nokia X30 läuft unter Android 12. Schade ist, dass nicht gleich das aktuelle Android 13 zum Einsatz kommt. Nokia verspricht für das Gerät 3 Betriebssystem-Upgrades und 3 Jahre monatliche Sicherheitsupdates.
Etwas verwirrend ist der Start-Screen. Dieser zeigt nämlich "Android One", obwohl Google dieses Programm nicht länger kommuniziert und die dazugehörige Info-Seite ziemlich veraltet ist. Jedenfalls ist das User-Interface auf dem Nokia X30 kaum adaptiert und kommt Stock-Android ziemlich nahe, worüber sich wohl viele freuen werden.
Leistung und Fingerabdrucksensor
Beim Prozessor setzt Nokia auf einen Snapdragon 695 5G von Qualcomm. Dieser kann mit den Alltags-Apps wunderbar umgehen. Auch mit den allermeisten Games und ressourcenintensiveren Anwendungen hat der Mittelklasse-Chip keine Probleme.
Ein Power-House darf man sich allerdings nicht erwarten. Das zeigt sich im Alltag vor allem dann, wenn man beim Fotografieren in den Nachtmodus wechselt. So dauert es jedes Mal mehrere Sekunden, bis das fotografische Ergebnis fertig berechnet ist und sichtbar wird. Will man rasch mehrere Nachtfotos aufnehmen, ist das ziemlich lästig.
Der Fingerprintsensor ist im OLED-Bildschirm integriert. Während des Testzeitraums hat der Sensor einen positiven Eindruck hinterlassen. Er schafft es, den Fingerabdruck zuverlässig zu erkennen und das Gerät ohne nennenswerte Verzögerung zu entsperren.
Akku und Aufladen
Das Nokia X30 ist weder ein Wunderling bei der Akkulaufzeit noch ein Sprinter beim Aufladen. Bei beiden Aspekten befindet sich das Smartphone im soliden Mittelfeld. Das bedeutet, dass man mit einer Akkuladung bei durchschnittlicher Nutzung locker über den Tag kommen wird.
Ein passendes 33-Watt-Netzteil liegt dem X30 nicht bei. Mit einem Netzteil, das eigentlich für die doppelte Ladeleistung ausgelegt ist, dauerte es bei mir 15 Minuten um den Akku von 0 auf 16 Prozent aufzuladen. Nach insgesamt 30 Minuten zeigte der Akku einen Ladestand von 30 Prozent.
Smartphone zum Mieten
Das Smartphone kann für einen Preis von 519 Euro (UVP) ganz normal gekauft werden. Eine Besonderheit beim Nokia X30 ist das Mietmodell. Für eine monatliche Zahlung von 25 Euro lässt sich das Nokia-Handy auch mieten.
Ein Rechenbeispiel: Geht man von einer Nutzungsdauer von 3 Jahren aus - so lange werden die Nokia-Handys softwaremäßig unterstützt - kommt man auf Kosten in der Höhe von 935 Euro.
Tauscht man das Smartphone nach einem Jahr ein oder gibt es zurück, hat man für die Nutzung des Geräts insgesamt 335 Euro bezahlt. Danach schlägt allerdings eine Neuanschaffung oder die Fortführung des Abos zu Buche.
In Österreich ist das Mietmodell derzeit noch nicht verfügbar. Nokia hat allerdings gegenüber der futurezone bestätigt, dass es ab dem kommenden Jahr auch hierzulande möglich sein wird, Nokia-Handys zu mieten.
Fazit
Ob Nokia mit seinem komplett überarbeiteten X30 mit der Konkurrenz mithalten kann, hängt vom Blickwinkel ab. Vergleicht man die Spezifikationen mit den Mitbewerbern im selben Preissegment, fällt das X30 deutlich zurück.
Beispielsweise ist die Bildschirmhelligkeit einfach zu niedrig und auch die Refresh-Rate von 90 Hz kann nicht mithalten. Auch bei der Fotoqualität, dem Akku und beim Prozessor sind die Mitbewerber dem Nokia-Flaggschiff zum Teil weit voraus.
Wer allerdings etwas genauer hinsieht, wird feststellen, dass sich das Nokia X30 bei Details gegenüber der Konkurrenz durchsetzen kann. So sind etwa eine eSIM, ein schützendes Corning Gorilla Glass Victus, ein robuster Aluminiumrahmen, ein IP67-Wasserschutz sowie WiFi 6 keine Selbstverständlichkeit in diesem Preisbereich. Auch der Umgang mit Software-Updates und OS-Upgrades kann sich sehen lassen.
Dadurch wird deutlich, dass Nokia mit dem X30 eher die Langlebigkeit im Fokus hat, anstatt das Rennen um die höchsten Spezifikationen zu gewinnen. Insofern macht der Nokia-Marketingspruch "Entwickelt, um länger bessere Leistung zu bringen" tatsächlich Sinn.
Die Konkurrenz
Beim direkten Vergleich mit der Konkurrenz zeigt sich, dass zahlreiche Smartphones - einige auch aus dem Vorjahr - mit deutlich hochwertigeren Spezifikationen aufwarten können, gleichzeitig aber wesentlich günstiger zu haben sind als das Nokia X30.
Beispielsweise das Xiaomi 11T Pro aus dem Vorjahr oder das Samsung Galaxy S21 FE, das auch seit ungefähr einem Jahr auf dem Markt ist: Beide Geräte haben einen deutlich besseren Bildschirm, eine merkbar hochwertigere Kameraausstattung und einen leistungsstärkeren Prozessor.
Auf Preisvergleichsplattformen wird das Xiaomi-Handy ab einem Preis von 442 Euro angeboten, das Samsung Galaxy S21 FE ab 519 Euro. Das Nokia X30 kostet dort 467 Euro. Außerdem muss sich das Nokia-Smartphone mit Geräten wie dem Samsung Galaxy A53 5G (ab 359 Euro), dem Xiaomi Poco F4 (ab 385 Euro) und dem Realme GT 2 (ab 416 Euro) messen.
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