Ein Bildschirm und davor der Prototyp des NFC-Terminals

Der Prototyp des weiterentwickelten NFC-Terminals.

© University of British Columbia / Alex Walls

Science

Kontaktlos Zahlen: Warum man künftig mit dem Handy wedeln soll

Karte oder Handy an der Kassa ans Lesegerät halten, Piepton abwarten, fertig. Auf diese Art zu bezahlen ist mittlerweile fast überall möglich. Auch Türen nicht per Schlüssel sondern mit einer Karte oder einem Chip zu öffnen, ist vielerorts schon üblich.

Hinter diesen Systemen steckt die sogenannte Near Field Communication (NFC). Ein Forschungsteam der University of British Columbia in Kanada hat diese Technologie nun weiterentwickelt.

9 Gesten mit „NFCGest“

Robert Xiao, Associate Professor am Informatik-Institut, und sein Doktorand Bu Li wollten den Funktionsumfang – das „Vokabular“, wie sie es nennen – von NFC erweitern. Bei einer wissenschaftlichen Konferenz haben sie unter dem Namen „NFCGest“ zusätzlich zum bekannten „tap to pay“ 8 neue Gesten vorgestellt.

4 davon werden jeweils mit horizontal gehaltener Karte durchgeführt: nach links, nach rechts, nach unten oder nach oben wedeln. 2 werden mit vertikal gehaltener Karte durchgeführt: einmal zieht man die Karte aufgestellt an der Vorderseite des Lesegeräts vorbei, als müsste ein alter Magnetstreifen darauf gelesen werden. Bei einer anderen Geste wischt man mit der aufgestellten Karte an der Seite des Lesegeräts vorbei. 

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Als weitere Optionen schlagen sie ein doppeltes Klopfen auf die Oberseite des Lesegeräts oder eine kreisende Bewegung vor. „Wir können jetzt kontaktlose Interaktionen ermöglichen, die vorher nicht einmal existiert haben: Mit einer bestehenden Karte eine Geste durchführen und damit eine PIN eingeben oder die Trinkgeld-Höhe bestimmen“, sagt Xiao in einer Aussendung.

Trinkgeld durch Karten-Wedeln

Als Anwendungsfall nennen die Forscher Bezahlterminals mit Trinkgeldfunktion. So könnte man durch das Nach-Oben- und Nach-Unten-Wedeln der Karte die Höhe des Trinkgelds bestimmen. Bewegt man die Karte dann nochmal nach links, bestätigt man den Betrag.

Viele Getränke- und Snack-Automaten unterstützen bereits NFC. Die Forscher schlagen vor, dass ihre neuen Karten-Gesten hier zum Auswählen einzelner Produkte genutzt werden können. So spart man sich das Antippen von möglicherweise Bakterien-verseuchten Oberflächen – Karten-Wedeln reicht.

Gesten-PIN-Codes

Die Gesten könnten auch als zusätzliche Sicherheitsebene beim kontaktlosen Bezahlen eingesetzt werden. Mit einer persönlichen „Gesten-PIN“ könnte man Zahlungen autorisieren.

Bei NFC-Lesegeräten ohne Display, z.B. Türschlössern, sei diese Sicherheitsebene noch praktischer, so die Forscher. Steht man etwa zu einer unüblichen Zeit mit Schlüsselkarte oder -Chip an einer verschlossenen Tür, könnte das Schloss zunächst die Eingabe eines Gesten-PIN-Codes erfordern.

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Xiao und Li haben mit 10 Personen unter Laborbedingungen überprüft, wie einfach die neuen Gesten in der Handhabung sind. Innerhalb dieser kleinen Gruppe kam die Technologie gut an, die Forscher folgern, dass sie gut generalisierbar sein könnte.

Zahlungsterminals und Lesegeräte bräuchten ein Update

So praktisch die Entwicklung NFCGest ist – einfach so umsetzbar ist sie nicht. Denn NFC-Zahlungsterminals und Lesegeräte bräuchten zusätzliche Hardware, um die Gesten erkennen zu können.

Xiao schätzt, dass das pro Gerät etwa 20 Dollar kosten würde: „Viele Bezahlungsterminals verfügen bereits über die nötige Rechenleistung, und wenn nicht, wäre das ein billiges Upgrade“. Die Forscher wollen ihre Technologie patentieren lassen.

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