KI stellt für Gomes eine Bereicherung für die Menscheheit dar.

KI stellt für Gomes eine Bereicherung für die Menscheheit dar.

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Science

Wie ChatGPT die Welt verbessern kann

„Computer können uns dabei helfen, uns um unseren Planeten zu kümmern und sicherzustellen, dass wir in einer gesunden und glücklichen Umwelt leben“: Die Informatikerin Carla Gomes nutzt ChatGPT, um ihr Forschungsfeld so zu erklären, dass es auch ein Zehnjähriger verstehen kann. Und sie ist begeistert.

Gomes ist bekannt für ihre Pionierarbeit, bei der sie mathematische Berechnungsmethoden mit Nachhaltigkeitsthemen verknüpft. Seit gut 30 Jahren beschäftigt sich die gebürtige Portugiesin mit künstlicher Intelligenz (KI). In dieser Zeit hat sich einiges verändert, erzählt sie der futurezone.

Carla Gomes ist Professorin an der Cornell University.

Carla Gomes ist Professorin an der Cornell University.

Ein Meilenstein in der KI-Forschung war laut Gomes der Sieg des Computerprogramms AlphaGo über den weltbesten Go-Spieler Lee Sedol im Jahr 2016. „Rückblickend war es eine Art Sputnik-Moment für China. Es war ausschlaggebend dafür, dass China heute so viel Geld in künstliche Intelligenz investiert“, ist sich Gomes sicher. Nie hätte man daran gedacht, dass ein Computerprogramm einen Menschen in dem anspruchsvollen Brettspiel schlagen könnte.

Meilenstein ChatGPT

Nach dem „Sputnik-Moment“ nähert man sich jetzt mit ChatGPT der Mondlandung. „Das Programm ist revolutionär, und es entwickelt sich rasend schnell weiter“, ist die Expertin überzeugt. „Man kann sagen, es besitzt gesunden Menschenverstand. Ich denke, dass es mehr ist als ein Hype.“

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Sogenannte neuronale Netzwerke, wie sie der intelligente Chatbot nutzt, können aber auch in anderen Themengebieten eingesetzt werden. „Das ist das Schöne an KI: Man entwickelt eine Technologie und hat gleich mehrere Anwendungsmöglichkeiten“, beschreibt es Gomes. Künstliche Intelligenz kann etwa dazu eingesetzt werden, um die Reise von gefährdeten Vogelarten besser zu verstehen oder um für Tiere geeignete Korridore zwischen einzelnen Nationalparks zu berechnen.

Enorme Hilfe für Forscher*innen

Sie selbst nutzt in ihrem Labor eine KI namens SARA (Scientific Autonomous Reasoning Agent), um bessere Materialien für die Energiewirtschaft zu entwickeln. SARA formuliert eigenständig Hypothesen, führt Experimente durch und wertet die Ergebnisse aus. Dafür kann die KI auf verschiedene Maschinen und Instrumente im Labor zugreifen und diese steuern.

„KI hilft uns, in anderen wissenschaftlichen Feldern Fortschritte zu machen, etwa in der Halbleitertechnologie“, erklärt Gomes. Diese Erkenntnisse führen zu leistungsfähigeren Chips, die wiederum die KI-Forschung vorantreiben. „Mit künstlicher Intelligenz erwartet uns ein regelrecht exponentielles Erkenntniswachstum“, ist sich Gomes sicher. Und wir befinden uns erst am Beginn des Umbruchs.

Licht und Schatten

Nicht nur in der Forschung würde man durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz profitieren, sondern auch bei den Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen. Die Reduzierung von Armut, Hunger und Ungleichheit und die Förderung von Gesundheit und ökonomischem Wachstum sind vielschichtige Probleme, kein Mensch kann alle Aspekte darin berücksichtigen. Hier kann künstliche Intelligenz Abhilfe schaffen: „Wir müssen wirtschaftliche, gesellschaftliche und Umweltprobleme gegeneinander abwägen.  KI kann helfen, zu entscheiden, wo es sich lohnt, Kompromisse einzugehen“, erklärt Gomes.

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Ein Allheilmittel zur Rettung der Menschheit ist KI allerdings nicht. „Viele Probleme haben keinen technischen, sondern einen kulturellen Ursprung“, ist sich Gomes bewusst. Und auch im Umgang mit KI lauern Gefahren, weshalb es gesetzliche Regelungen brauche. „Fake News oder autonome Waffen – man kann KI auch für schlechte Dinge verwenden“, weiß Gomes. „Ich habe mich dafür entschieden, die Welt damit zu verbessern.“

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Marcel Strobl

marcel_stro

Ich interessiere mich vor allem für Klima- und Wissenschaftsthemen. Aber auch das ein oder andere Gadget kann mich entzücken.

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Marcel Strobl

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