Zwei Forscherinnen begutachten Proben am OFI.

Im Labor der Forschenden des OFI werden Proben ausgewertet – etwa für die Zulassung neuer Plastikverpackungen.

© ACR/schewig-Fotodesign

Science

Verpackungen der Zukunft: Wiener Forscher durchleuchten recyceltes Plastik

Kunststoff hat Schattenseiten: Er häuft sich auf den Müllbergen dieser Welt und zersetzt sich im Laufe der Zeit in gefährliches Mikroplastik. Gleichzeitig gilt er aber als wichtiger Rohstoff. In Außenwänden sorgt er etwa dafür, dass die Wärme im Winter länger im Haus bleibt.

Im Supermarkt verhindern Plastikverpackungen, dass Lebensmittel verderben. Außerdem gilt der Stoff als leicht, formbar und günstig. Damit aber weniger Müll verursacht wird, rufen Experten zum Plastik-Recycling auf.

➤ Mehr lesen: Wie Mikroplastik in die Arktis und auf Alpengletscher kommt

Rezyklat wird Pflicht

Die Kreislaufstrategie der EU sieht ab 2030 einen verpflichtenden Anteil von sogenanntem Rezyklat bei Plastikverpackungen vor. Ebenso sollen diese Lebensmittelverpackungen sicher sein. Recycelte Kunststoffe sind nämlich nicht ungefährlich, weil sie Additive enthalten, die dem Material spezielle Eigenschaften verleihen.

Im schlimmsten Fall können solche Stoffe sogar gesundheitsschädlich sein, was unbedingt verhindert werden muss. Eine neue Recyclingverordnung der EU sieht deshalb strenge Grenzwerte für Plastik mit Recycling-Anteil vor.

Für heimische Betriebe, die Lebensmittelverpackungen und ähnliche Plastikprodukte herstellen, bringen die Neuerungen doppelte Herausforderungen: Sie müssen künftig einerseits Kunststoffe mit Rezyklat-Anteil einsetzen, andererseits aber auch beweisen, dass diese sicher für Konsumenten sind.

Um heimische KMU bei dieser Aufgabe zu unterstützen, hat das Forschungsnetzwerk Austrian Cooperative Research (ACR) das Forschungsprojekt AAA-plus ins Leben gerufen, das vom Bundesministerium für Wirtschaft, Energie und Tourismus finanziert wird.

Fakten

Additive
wie Farbstoffe, Weichmacher, Flammschutzmittel und Stabilisatoren werden zum Plastik gemischt, um diesem gewünschte Eigenschaften wie Formbarkeit oder Feuerbeständigkeit zu verleihen.

36 Kilogramm 
Plastikmüll erzeugt jeder EU-Bürger im Durchschnitt allein durch Verpackungsmüll, schätzt Eurostat, das statistische Amt der Europäischen Union.

55 Prozent
des Plastiks soll bis 2030 wiederverwendet werden, wenn es nach der EU geht. Derzeit werden in der Europäischen Union bereits 40,7 Prozent aller Kunststoffabfälle recycelt. 

Neue Analysemethoden für mehr Sicherheit

Am Österreichischen Forschungsinstitut für Chemie und Technik (OFI) entwickeln Forscher im Rahmen von AAA-plus bis 2026 verbesserte Analysemethoden, um Additive und Gefahrenstoffe genauer aufzuspüren. Dies soll Unternehmen dann bei Zulassungsprozessen neuer Verpackungen mit Recyclinganteil helfen.

„Bei PET-Flaschen funktioniert das Recycling bereits gut. Bei anderen Werkstoffen ist es noch nicht ganz so einfach. Jeder Prozess muss eigens zugelassen werden“, erklärt Projektleiterin Ida Peneder der KURIER futurezone. „Durch das Recycling können sich Stoffe additiv anreichern und migrieren. Gewisse Grenzwerte können überschritten werden. Es können sogar Substanzen entstehen, die wir nicht identifizieren können.“

PET-Flaschen werden bereits erfolgreich recycelt.

PET-Flaschen werden bereits recycelt. 

Neue Geräte für präzisere Analysen

Für das Projekt wurden 2 neue Spezialgeräte angeschafft, mit denen man Kunststoffe und darin enthaltene Stoffe effektiver und in größerer Zahl analysieren kann. „Wir können unseren Kunden damit etwa sagen, dass eine bestimmte Substanz nicht enthalten ist, das Plastik sicher ist und eingesetzt werden kann“, meint Peneder.

„Andererseits können wir sie auch informieren, wenn wir potenziell schädliche Substanzen finden und dann auf Ursachenforschung gehen: Wo kommen sie her, wie können wir sie vermeiden?“ Entscheidend sei, dass man alle enthaltenen Stoffe zuordnen kann.

Ein wichtiges Verfahren dabei ist die chromatographische Auftrennung. „Am Anfang generieren wir z. B. aus einer PET-Flasche eine Flüssigkeit, das ist unsere Probe“, erklärt Peneder. „Im Labor wird diese dann auf einer Platte aufgetragen. So können Substanzgemische in die Einzelsubstanzen getrennt werden“, sagt die Projektleiterin.

Während es bei Laboranalysen bislang einfacher sei, nach einem Einzelstoff zu suchen, werde es mit dieser Methode effizienter, auch mehrere Substanzen gleichzeitig zu untersuchen und eventuell gesundheitsschädliche zu entdecken.

➤ Mehr lesen: Grazer Bakterien verwandeln CO2 in Plastik

Spezialgeräte des OFI helfen bei der Probenauswertung.

Spezialgeräte des OFI helfen bei der Probenauswertung. 

Sicherheit für Lebensmittel und Trinkwasser

Die verbesserte Analytik soll schlussendlich nicht nur Verpackungsherstellern helfen, sondern auch für Unternehmen im Bereich Trinkwasser oder Lebensmittel ein Werkzeug bieten. Die Forscher hoffen, dass man Verpackungen mit recyceltem Plastikanteil so besser zur Marktreife bringen kann. KMU sollen dadurch in ihrer Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden. 

Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft, Energie und Tourismus.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

mehr lesen
Jana Unterrainer

Kommentare