Bitcoin unter 30.000 Dollar: Warum es derzeit steil bergab geht
Monate lang waren die Schlagzeilen über Bitcoin von immer neuen Rekordwerten geprägt. Mitte April erreichte die digitale Währung mit rund 64.000 US-Dollar schließlich ihren vorläufigen Höhepunkt. Seither geht es kontinuierlich bergab. Aktuell ist Bitcoin sogar unter die Marke von 30.000 Dollar gefallen.
Was aber beflügelte den Kurs derart und warum hat die Kryptowährung in nur 2 Monaten die Hälfte ihres Wertes eingebüßt?
Das große Geld machen
Der Höhenflug war in seiner heißen Phase hauptsächlich von einer allgemeinen Euphorie und der Hoffnung vieler Kleinanleger*innen, mit Bitcoin das große Geld zu verdienen, geprägt. Dass der Elektroautohersteller Tesla zeitweise Bitcoins als Zahlungsmittel akzeptierte und auch der Online-Bezahldienst PayPal ganz Ähnliches ankündigte, befeuerte die positive Stimmung zusätzlich.
Tesla ruderte allerdings recht schnell wieder zurück und nahm plötzlich – aus Klimaschutzgründen – keine Bitcoins mehr an. Auch die vollmundige PayPal-Ankündigung verlief bislang weitgehend im Sand. Erste Unsicherheiten machten sich breit und wirkten sich negativ auf die Kurse aus.
Unsicherheiten in China
Was einer positiven Kursentwicklung beständig zusetzt, ist die Regierung in Peking. China ist nämlich in den vergangenen Wochen und Monaten massiv gegen digitale Währungen vorgegangen. Die dezentralen Systeme von Kryptowährungen lassen sich nur schwer kontrollieren und sind Peking schon lange ein Dorn im Auge.
Daher entwickelt China seit längerem schon seine eigene Digitalwährung, den Digital-Yuan. Diese soll im Gegensatz zu privatwirtschaftlichen Kryptoanlagen der Kontrolle des Staats unterliegen.
Zuletzt wurden chinesische Geldinstitute und Fintech-Unternehmen von der Notenbank angewiesen, keine Dienstleistungen mehr anzubieten, die der Spekulation mit Kryptowährungen dienen. Zusätzlich sollen die Zahlungsverbindungen zu Krypto-Handelsplätzen gekappt werden. Außerdem geht China immer schärfer gegen das energieintensive Schürfen nach Bitcoin vor, was die Grundlage des Bitcoin-Netzwerkes darstellt.
Diese Gemengelage trübt derzeit die Aussichten für Bitcoin und andere digitale Währungen. Auch wenn es aktuell zahlreiche positive Entwicklungen bei Kryptowährungen gibt, scheinen die Unsicherheiten den Markt fest im Griff zu haben.
Zahlreiche Lichtblicke
Positiv zu bewerten wäre unter anderem, dass Tesla-Chef Elon Musk bereits durchklingen hat lassen, dass sein Unternehmen wieder Bitcoin akzeptieren werde, sobald die Energieeffizienz und Klimabilanz verbessert wird.
Noch einen Schritt weiter geht El Salvador. Der Staatschef des zentralamerikanischen Landes hat kürzlich angekündigt, Bitcoin zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel machen zu wollen.
„Was El Salvador macht, ist Pionierarbeit“, sagt Johannes Grill, Präsident von Bitcoin Austria, dem Verein zur Förderung von Bitcoin. Je nachdem wie das Experiment in El Salvador verläuft, könnte laut Grill Bitcoin für Staaten mit einem angeschlagenen Geldsystem eine mögliche Alternative darstellen.
Auch wenn für Anleger*innen der Bitcoin-Preis von höchstem Interesse ist, liege die kurzfristige Kursentwicklung nicht so sehr im Fokus der Bitcoin-Community. „Bitcoin wird weiter bestehen, unabhängig davon was China oder Unternehmen wie Tesla machen“, erklärt Grill. Man sehe ein grundsätzliches Interesse an Kryptowährungen, sowohl bei Unternehmen und Staaten als auch bei Konsumenten*innen. Insofern sei der langfristige Ausblick, vor allem im Hinblick auf Innovationen und Alltagstauglichkeit digitaler Währungen, mehr als positiv zu bewerten.
Egal ob Bitcoin in den kommenden Wochen und Monaten zu einem neuen Höhenflug ansetzt oder ob sich die Kurskorrektur fortsetzt – es bleibt jedenfalls mehr als spannend.