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Britisches Armeefahrzeug zerstört erstmals fliegende Drohne mit Laser

Großbritannien hat sein eigenes Rüstungsprogramm zur Entwicklung von Laserwaffen. Eine davon ist jetzt einen Schritt näher zur Serienreife gekommen.

Erstmals wurden mit dem von Raytheon gebauten HELWS (High-Energy Laser Weapon System) fliegende Drohnen mit einem Fahrzeug der britischen Armee abgeschossen:

Der Test fand im Rahmen des LDEW-Programms (Laser Directed Energy Weapon) der britischen Streitkräfte statt. Laut Raytheon geht es dabei hauptsächlich darum, eine „Off-the-Shelf“-Lösung in ein Fahrzeug der britischen Armee zu integrieren. Wenn das klappt, ist das natürlich günstiger, als wenn ein neuer Laser und/oder ein neues Fahrzeug entwickelt werden müssen.

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Laser-Wolfhound

Für den Test wurde ein Wolfhound genutzt. Dabei handelt es sich um ein gepanzertes Geländefahrzeug mit 6 Rädern. Das wird üblicherweise von der britischen Armee verwendet, um Soldaten zu transportieren.

Für den Test hat der Wolfhound den Laser auf der Ladefläche. Alle Fenster haben einen Sichtschutz bekommen. Vermutlich soll so sichergestellt werden, dass die Soldaten nicht geblendet werden – falls der Laser etwa eine reflektierende Oberfläche trifft und dadurch Infrarotlicht zurückgeworfen wird.

Wie schon bei früheren Tests gegen statische Ziele sind mehrere Kabel zu sehen, die zum Wolfhound verlaufen. Das legt nahe, dass zumindest für den Test eine externe Energiequelle für den Laser genutzt wurde.

Der Laser-Wolfhound

Ein Radar war im Test nicht zu sehen. Die Drohne wurde also optisch und mittels einer Infrarotkamera erfasst und erfolgt. Gesteuert wird das System mit einem militärischen Controller, dessen Form der eines PlayStation-Controllers nachempfunden ist.

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Leistungsdaten noch unbekannt

Wie im Video zu sehen ist und auch laut der Aussendung der britischen Regierung, wurden nur schwebende Drohnen beschossen. Sie sind zwar vorher geflogen, um die Zielverfolgung zu testen, aber für den eigentlichen Beschuss nur geschwebt. Auf welche Distanz sie beschossen wurden und wie lange es zur Zerstörung gedauert hat, ist nicht bekannt.

Eine der Drohnen, die mit dem Laser zerstört wurde

Auch die Leistung des Lasers wird nicht offiziell genannt. Da der Laserkopf derselbe zu sein scheint, den Raytheon 2023 an die US Air Force geliefert hat, sind es vermutlich 10 Kilowatt.

10kW-Laser für die Air Force

Man kann aber die Möglichkeit nicht ausschließen, dass die Version für die britische Armee auf 20 oder mehr kW aufgerüstet wurde. Das Ziel der britischen Regierung sei, mit so einem Laser Drohnen auf eine Distanz von bis zu einem Kilometer abzuwehren.

10 kW reichen für kurze Distanzen und kleinere Drohnen, die in etwa die Größe einer DJI Phantom haben. Kommerzielle Drohnen, die umgebaut wurden, um Sprengkörper abwerfen oder damit ihr Ziel rammen, sollten damit zerstört werden können.

Bei größeren Drohnen ist es zumindest möglich, die Kamera kurzzeitig zu blenden und bei längerer Bestrahlung den Bildsensor zu beschädigen. Der Operator, der die Drohne fernsteuert, sieht dann sein Ziel nicht mehr.

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Der große Vorteil des Lasers: Da nur Energie als „Munition“ genutzt wird, ist ein Schuss sehr billig. Die britische Regierung rechnet mit 10 Pence, also etwa 12 Eurocent. Allerdings können Laserwaffen nicht unendlich lange feuern, sondern müssen, je nach Modell, nach etwa 30 Sekunden bis 5 Minuten eine Pause einlegen, um abzukühlen.

Wie teuer ein Laser-Wolfhound in Massenproduktion ist, ist noch nicht bekannt. Für die Entwicklung hat Raytheon umgerechnet 20 Millionen Euro von der britischen Regierung bekommen.

Die getestete Laserwaffe

Laser ist „schneller als das Licht“

Die Laserwaffe hat eine amüsante Vorgeschichte. Als die britische Regierung im Juli den Test gegen statische Ziele des Lasers verkündete, sprach sie nicht nur von einer „Lichtgeschwindigkeits-Laserwaffe“. Sie sagte auch: „The system can track multiple targets and engage faster than the speed of light.“ Das System kann also schneller als das Licht angreifen – obwohl es mit Licht schießt. Und Licht kann sich nicht schneller als Licht bewegen.

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Albert Einstein hat Lichtgeschwindigkeit als absolutes Maximum in seiner Theorie festgelegt. Lichtgeschwindigkeit beträgt knapp 300.000 Kilometer pro Sekunde, was 1,08 Milliarden km/h entspricht.

Es gab etliche Experimente und Beobachtungen, die glaubten, Überlichtgeschwindigkeit nachgewiesen zu haben. Doch bisher stellten sich diese alle als nicht haltbar oder per Definition langsamer als die 299.792.458 m/s heraus.

Nachdem die anscheinend physikbrechende Laserwaffe für Amüsement unter Physikern, Journalisten und Menschen, die die 6. Schulstufe absolviert haben, sorgte, wurde die Presseaussendung der britischen Regierung geändert. Jetzt steht dort: „The system can track multiple targets and engage at the speed of light.” – es kann also mit Lichtgeschwindigkeit angreifen.

Auch das ist strenggenommen nicht korrekt. Denn es gibt eine Verzögerung im Bereich von zumindest etlichen Millisekunden, zwischen der Eingabe des Feuerbefehls, der Verarbeitung durch Mikrocontroller und dem eigentlichen Feuern des Lasers.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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