Das sagt Star-Physiker Michio Kaku zur Sci-Fi-Stadt "The Line"
Der US-amerikanische Star-Physiker und Bestsellerautor Michio Kaku war zu Gast auf der Baustelle der Sci-Fi-Stadt "The Line" in Saudi-Arabien. Das vielleicht kühnste Städtebauprojekt der Welt soll in Zukunft 9 Millionen Menschen beherbergen und aus einem einzigen massiven Bauwerk bestehen, das 200 Meter breit, 500 Meter hoch und 170 Kilometer lang ist. Die Stadt würde sich quer durch die Wüste ziehen. Die Bauarbeiten sind bereits im Gange.
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Stadt der Zukunft
"Ich bin theoretischer Physiker, aber ich bin auch ein Futurist", sagt Kaku in einem Werbevideo, das auf dem offiziellen NEOM-Kanal geteilt wurde. Als Kind habe er sich die Stadt der Zukunft mit fliegenden Autos oder Siedlungen auf dem Mond und Mars vorgestellt. Als er älter wurde, sah er allerdings, dass Städte oft aus Verkehrsstaus, Verschmutzung und Ungleichheit bestehen würden.
"The Line zeigt uns einen neuen Weg, um Dinge anzugehen; ein neues Modell, wie man sich eine lebenswerte Zukunft aufbauen kann", ist Kaku überzeugt. The Line werde zum Vorbild werden für andere Länder, die Ideen aus Saudi-Arabien aufgreifen und für ihre Städte adaptieren könnten.
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Nachhaltigkeit besonders wichtig
Die Nachhaltigkeit der Stadt ist Kaku besonders wichtig. The Line soll seine Energie zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen erhalten, das Wasser bezieht die Wüstenstadt aus Entsalzungsanlagen, die das Meerwasser entsalzen. Alle Annehmlichkeiten des Lebens - von Shopping über Freizeit bis hin zur Arbeit - seien in 5 Minuten Gehweite erreichbar.
Von der Baustelle zeigt sich der Physiker schwer beeindruckt. Es sei ein Erlebnis, das man nicht in Worte fassen kann, so der 76-Jährige. Kaku ist überzeugt von dem Projekt und hofft, dass "The Line" Probleme heutiger Städte wie Verkehr, Verschmutzung oder Ungleichheit lösen kann.
Kritik am Projekt
Davon sind allerdings nicht alle überzeugt, mehrere Expert*innen äußern berechtigte Kritik. Ein Kritikpunkt ist etwa, dass das Projekt vollkommen unrealistisch sei. So ist etwa fraglich, wie die Versorgung der Stadt mitten in der Wüste aussehen soll. Dass die Millionenstadt künftig völlig autark sein soll, sowohl was Lebensmittel als auch Energie und Wasser betrifft, darf bezweifelt werden. Zudem ist die Stadt auf Büro- und Servicejobs ausgelegt. Industrie und Entsorgungskonzepte, die mehr Platz benötigen, fehlen völlig.
Schon vor dem Bau der Stadt kam es außerdem zu Zwangsumsiedelungen von alteingesessenen Beduinen in der Gegend. Abdul-Rahim al-Howeiti, ein Aktivist und Kritiker des Projekts, wurde 2020 getötet, als er sich seiner Festnahme widersetzte.
Andere befürchten wiederum, dass in der Stadt Überwachungstechnologien zum Einsatz kommen könnten, wie man sie aus China kennt (die futurezone hat berichtet). Saudi-Arabien hat in der Vergangenheit bereits mehrfach elektronische Mittel genutzt, um Kritiker*innen der Regierung auszuspionieren, zu verfolgen und die gesammelten Informationen dann für teils nicht gerechtfertigte Anklagen zu nutzen.
Wie wir 2050 leben werden
Neue Stadtprojekte rühmen sich generell damit, besonders nachhaltig zu sein. Wie man Städte wirklich umweltfreundlicher machen kann, weiß allerdings MIT-Professor John E. Fernandez. Die futurezone hat mit ihm darüber gesprochen, wie Städte im Jahr 2050 aussehen könnten: