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NGAD: Kampfjet der Zukunft kostet weitere 20 Milliarden Dollar

NGAD steht für Next Generation Air Dominance und ist das Konzept für einen Kampfjet der Zukunft der US-Streitkräfte. Konkretes ist über den Stealth-Fighter der 6. Generation nicht bekannt, zweifellos ist aber, dass er teuer wird.

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Genau das ist auch eine der größten Hürden für das Programm. Und nun steht wieder einmal die gesamte Zukunft von NGAD aufgrund der enormen Kosten infrage. Der zivile Air-Force-Chef Frank Kendall (United States Secretary of the Air Force), hat erklärt, dass zur Fertigstellung des Konzepts mindestens 20 Milliarden US-Dollar für Forschung und Entwicklung notwendig wären. Davon berichtet The War Zone

NGAD-Konzept von Collins Aerospace

Das deckt sich mit schon bekannten Zahlen. Zuvor erklärte die Air Force, in den Jahren 2025 bis 2029 insgesamt 19,6 Milliarden in die Entwicklung von NGAD zu stecken. Seit 2013 wurden vom US-Kongress insgesamt rund 4,2 Milliarden Dollar für NGAD freigegeben

Zum Vergleich: Das gesamte F-22-Programm, dessen Nachfolger NGAD eigentlich werden soll, hat insgesamt rund 70 Milliarden Dollar gekostet. 30 Milliarden Dollar davon entfielen auf anfängliche, einmalige Forschungs- und Entwicklungsarbeiten.

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Was ist NGAD?

NGAD ist ein bemannter, einsitziger Stealth-Fighter der 6. Generation. Details zum Programm sind immer noch geheim. Inoffiziell bewerben sich die Rüstungskonzerne Boeing Defense und Lockheed Martin um den Auftrag. Offiziell ist bekannt, dass Northrop Grumman 2023 freiwillig die Bewerbung zurückgezogen hat.

Details zu NGAD sind noch vage. Bekannt ist, dass der Flieger ein adaptives Triebwerk haben soll, das Verbrauch und Flugverhalten automatisch optimiert. Außerdem soll NGAD eng mit KI-gesteuerten Wingman-Drohnen zusammenarbeiten können.

6. Generation

Würde die Air Force ihren Zeitplan einhalten, wäre NGAD weltweit das erste Kampfflugzeug der 6. Generation im Dienst. Zu den noch lose definierten Fähigkeiten eines Gen-6-Fliegers gehören:

  • Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
  • Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
  • Geeignet für elektronische Kriegsführung
  • Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
  • Kann optional ferngesteuert und mindestens teilautonom mittels KI agieren
  • Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
  • Adaptives Triebwerk
  • Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören

Teure Jets

Thema sind nicht nur die Kosten der Entwicklung, sondern auch die der künftigen NGAD-Jets. Laut Kendall sei die Investition in das Design nur der erste Schritt. "Dann müssten wir Flugzeuge kaufen, die ein Vielfaches der F-35 kosten und die wir uns darum nur in kleinen Stückzahlen leisten können", so der zivile Air-Force-Chef.  

Wie viel ein künftiger NGAD-Jet schlussendlich wirklich kosten wird, ist noch unklar. Frühere Schätzungen gingen von 240 bis 300 Millionen Dollar pro Flugzeug aus - ungefähr das 3-fache einer F-35.

„Die Air Force hat Anforderungen für ein Flugzeug formuliert, das im Wesentlichen die F-22 ersetzen soll. Und daran haben wir in den vergangenen Jahren gearbeitet“, erklärt Kendall. Jetzt sei man an dem Punkt, an dem man sich entscheiden müsse, ob man dieses Konzept weiterverfolgt und in Produktion geht - oder eben nicht. “Und das ist wirklich der wichtigste Meilenstein für fast jedes Programm”, so Kendall.

Günstiger F35-Nachfolger als Alternative

Alternativ wäre es auch denkbar, ein günstigeres Konzept weiterzuverfolgen. Ein solches ist bereits Mitte 2024 aufgetaucht. 

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Mini-F-35: So scheint sich die US Air Force einen leichten Kampfjet vorzustellen.

Das Flugzeug ähnelt einer verkleinerten F-35, worauf die Größe der Kabinenhaube schließen lässt. Außerdem verfügt es über nur einen Jet-Antrieb, was insofern interessant ist, da NGAD-Jets bislang meist mit Doppelantrieb dargestellt wurden. Auch die F-22 hat 2 Triebwerke - die später erschienene günstigere F-35 nur eines.

Möglich wäre, dass eine solche günstiger F-35 als "Quarterback" für unbemannte Collaborative Combat Aircrafts (CCAs) dient. Er soll sich in dieser Rolle also auf die Steuerung und Koordination dieser Drohnen konzentrieren.

B-21 für den Luftkampf

Eine andere Alternative wäre laut Kendall eine verstärkte Fokussierung auf Langstrecken-Angriffsfähigkeiten. Was genau er damit meint, führt er nicht aus. Denkbar wäre, dass man bestehende Bomber wie den B-21 weiterentwickelt. So könnte der Raider etwa als Startplattform für Luft-Luft-Raketen dienen, insbesondere für große Varianten mit hoher Reichweite. 

Seine Nutzlastkapazität würde es ihm ermöglichen, auch eine große Menge kleinerer Luft-Luft-Raketen zu transportieren. Er könnte auch Luft-Boden-Munition zur Zerstörung feindlicher Luftabwehr einsetzen, was ebenfalls Teil der Luftüberlegenheit ist. 

Zusätzlich könnte der B-21 als fliegende Kommandozentrale dienen und in dieser Rolle Drohnenschwärme im Luftkampf steuern. Diese Drohnen könnten auch von dem Stealth-Bomber aus starten. 

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Gar kein neues Flugzeug?

NGAD könnten auch so enden, dass man gar kein neues Flugzeug entwickelt. Stattdessen solle die F-35 weiter betrieben und weiterentwickelt werden. Der Fokus der Neuentwicklung solle dann bei den autonomen CCAs liegen. 

Die Air Force hat bereits eine umfassende Überprüfung der Kernanforderungen und Ziele des NGAD-Programms eingeleitet. Kendall betonte, dass die Entscheidung von 2 Hauptfaktoren abhängt: der Verfügbarkeit ausreichender Mittel im Budget und der Frage, ob NGAD die richtige Investition darstellt.

Ersteres wird stark von den Prioritäten der kommenden Administration unter dem designierten US-Präsidenten Donald Trump abhängen. Diese soll schlussendlich entscheiden, ob es mit dem NGAD-Programm in seiner ursprünglichen Form weitergeht oder nicht. 

Elon Musk will Drohnenschwärme statt Stealth-Fighter

Es ist denkbar, dass auch Trump-Vertrauter Elon Musk bei diesem Thema mitreden möchte. Musk wird zusammen mit Vivek Ramaswamy eine Arbeitsgruppe zur Effizienzsteigerung in der Regierung leiten. Diese könnte möglicherweise Kürzungen bei Verteidigungsausgaben anstreben.

Musk ist in der Vergangenheit jedenfalls mit kritischen Aussagen zu bemannten Kampfjets aufgefallen.

➤ Mehr lesen: Elon Musk: "Die Idioten bauen immer noch F-35 Jets"

Er bezeichnete sie als "veraltet im Zeitalter der Drohnen". Nur "Idioten" würden weiterhin Jets wie die F-35 bauen. Unbemannte Systeme seien überlegen und hätten keine Chance gegen Drohne mit autonomen Manövrierfähigkeiten.

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