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36 Tonnen schwer: Südkorea enthüllt seine bizarre Monster-Rakete

Lange Zeit war sie geheim: die Hyunmoo-5. Jetzt wurde sie anlässlich einer südkoreanischen Militärparade offiziell enthüllt.

Dabei ist nicht nur die Rakete selbst eine bizarre Mischung. Auch die Präsentation war ein wenig eigen, da die riesigen Lkw, die gleichzeitig die Startfahrzeuge für die Raketen sind, ihren Krabbengang vorgeführt haben. Dabei werden alle der 18 Räder gleichzeitig gelenkt.

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UPBM: Eine neue Raketen-Kategorie

Laut dem X-User Mason, der regelmäßig über die koreanische Rüstungsindustrie berichtet, wird die Hyunmoo-5 von der südkoreanischen Armee als „Ultra-Powerful Ballistic Missile“ (UPBM) kategorisiert – also ultrastarke ballistische Rakete.

Die Namensähnlichkeit zur ICBM (Intercontinental Ballistic Missile) ist nicht zufällig. Größe und Form der Hyunmoo-5 erinnern nämlich stark an eine ICBM – allerdings ist es keine Interkontinentalrakete, sondern eher eine ballistische Kurzstreckenrakete, wenn sie voll bestückt ist.

Hyunmoo-5

Die folgenden Informationen basieren auf bisherigen Berichten aus verlässlichen Quellen. Zwar ist die Hyunmoo-5 jetzt enthüllt, aber präzise, bzw. finale Leistungsangaben dazu hat die südkoreanische Armee noch nicht gemacht. Üblicherweise werden solche Informationen absichtlich nicht genau bekannt gegeben, um dem Feind die Informationsbeschaffung zu erschweren.

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So groß wie eine Minuteman-III Atomrakete

Mit einer Größe von 15 bis 16 Metern, einem Durchmesser von 1,6 Metern und einem Gewicht von 36 Tonnen ist die Hyunmoo-5 so groß wie eine ICBM. Zum Vergleich: Die aktuelle Minuteman-III ICBM der USA ist 18 Meter lang, hat 1,7 Meter Durchmesser und wiegt 35,3 Tonnen.

Üblicherweise sind ICBMs mit Atomsprengköpfen ausgestattet und haben Reichweiten von mehr als 10.000 Kilometern. Bei der Minuteman-III hat der nukleare Gefechtskopf 400 kg Gewicht, der 13.000 Kilometer weit befördert werden kann.

Bei der Hyunmoo-5 sollen es lediglich 3.000 Kilometer sein – und das auch nur, wenn ein Gefechtskopf mit reduziertem Gewicht genutzt wird. Bei voller Beladung, so die Schätzung von Rüstungsexperten, dürfte die Reichweite der UPBM bei lediglich 300 Kilometern liegen.

Gefechtskopf bis zu 9 Tonnen schwer

Dafür ist aber die Sprengkraft enorm. Der schwerste Gefechtskopf soll bis zu 9 Tonnen wiegen. Damit könnte die Hyunmoo-5 die aktuell stärkste konventionelle (nicht nukleare) Waffe der Welt sein, wenn es um das reine Sprengstoff-Gewicht geht. Diesen Titel hält bislang die US-Fliegerbombe GBU-43/B – besser bekannt als Mother of all Bombs (MOAB).

Die MOAB enthält 8,48 Tonnen Sprengstoff. Mit der „Vater aller Bomben“ hat Russland eine stärkere Waffe, gemessen am Zerstörungsradius, weil es eine thermobare Bombe ist. Die Gesamtmasse der Waffe beträgt allerdings 7,1 Tonnen, also weniger als der Sprengstoff in der MOAB.

Ballistische Raketen können da nicht mal annähernd mithalten. Diese sind eben für nukleare Gefechtsköpfe ausgelegt, die mit weit weniger Masse mehr Zerstörung anrichten als konventioneller Sprengstoff. Am ehesten kommt die chinesische Dongfeng 21C an Hyunmoo-5 heran, die einen 2 Tonnen schweren konventionellen Gefechtskopf bis zu 1.700 Kilometer weit transportieren kann.

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Unterirdische Ziele in Nordkorea

Es stellt sich die Frage: Wofür braucht man eine Rakete, die so groß und unhandlich wie eine ICBM ist, aber viel weniger Reichweite hat, weil sie eine extrem hohe Nutzlast transportiert? Die Antwort: Die Hyunmoo-5 ist „purpose built“. Sie wurde für einen bestimmten Zweck gebaut, um gegen einen bestimmten Feind eingesetzt zu werden.

Der bis zu 9 Tonnen schwere Gefechtskopf soll u.a. so schwer sein, weil er ein Penetrator ist - im englischen auch Bunker Buster genannt. Durch die kinetische Energie soll er Wände und Erdreich durchschlagen, bevor er explodiert.

Die Ziele sind Nordkoreas befestigte Einrichtungen. Dazu gehören Kommandozentralen in Bergen, Waffenfabriken in Höhlensystemen, Führungsbunker und unterirdische Atomanlagen, in denen Nordkorea waffenfähiges Kernmaterial anreichert.

Mehr als 200 Raketen sollen gekauft werden

Theoretisch könnte Hyunmoo-5 auch für einen Hyperschall-Gleiter genutzt werden, etwa um Schiffe zu zerstören. An so einen arbeitet Südkorea, er wurde aber noch nicht vorgestellt.

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Südkorea hat vor mindestens 200 Stück der Hyunmoo-5 anzuschaffen. Gebaut werden sie vom südkoreanischen Unternehmen Hanwha Aerospace.

Es ist angedacht, die Raketen nicht nur von den Lkw-Startern aus abzufeuern, sondern auch auf einer neuen Art von Schiff. Das Joint Strike Ship (JSS) befindet sich aktuell in der Konzeptphase.

Es ist dafür ausgelegt, möglichst viele Marschflugkörper in verschiedenen Größen für verschiedene Einsatzzwecke abfeuern zu können. 2030 soll mit dem Bau von 3 Stück JSS begonnen werden.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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