Post im Test: Neue Twitter-Alternative macht vieles richtig
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Momentan vergeht kein Tag, an dem nicht über Twitter und dessen neuen Overlord Elon Musk berichtet wird. Links und rechts werden Entscheidungen getroffen, die für Diskussionen sorgen, gegen geltendes Recht verstoßen oder dem vom Musk propagierten „free speech absolutism“ widersprechen. In den vergangenen Tagen wurden unter anderem Accounts von Neonazis entbannt, während etwa Flugzeugtracker wie „ElonJet“ oder mehr als ein Dutzend Journalist*innen von CNN, Washington Post oder New York Times gesperrt wurden.
All diese erratischen Entscheidung führen zwangsläufig dazu, dass die Suche nach einer Alternative notwendig wird. In den letzten Wochen sind einige Namen aufgepoppt und genauso viele wieder verschwunden.
Während Alternativen wie Hive durch klaffende Sicherheitslücken und zu wenig Ausdauer schnell wieder aus den Trends verschwanden, hält sich Mastodon weiterhin als größte Alternative im Rennen. Darüber hinaus gibt es auch noch immer Neulinge, die ihr Glück versuchen. Einer dieser Neulinge ist Post. Eine Plattform, der einige durchaus Potenzial nachsagen.
Was ist Post
Wer die Webseite von Post, post.news, das erste Mal besucht, wird mit großen Versprechen begrüßt. Auf der Startseite der Plattform finden wir einen kurzen Text von Post-Gründer Noam Bardin, ehemaliger CEO der populären App Waze und Ex-Google-Mitarbeiter. Bardin spricht in seiner Ankündigung von sozialen Netzwerken, die früher Spaß machten und auf denen man sich unterhalten konnte, ohne direkt beschimpft oder bedroht zu werden.
Unter dem Motto „echte Menschen, echte News, zivilisierte Konversationen“ möchte Bardin eine neue Plattform hochziehen, die an Twitter erinnert, gleichzeitig die Fehler des blauen Vogels aber nicht wiederholt. Dazu zählen eindeutige Regeln im Umgang miteinander, die Möglichkeit der Monetarisierung von Inhalten sowie eine direkte Integration von News in der App.
Wer bei Post teilnehmen will, muss dies momentan noch über eine Warteliste tun. Während diese Wartelisten oft genutzt werden, um künstlichen Hype zu erzeugen, soll diese bei Post aufgrund der anfänglich geringen Kapazitäten notwendig sein. Laut Aussagen der Plattform sind sowohl das Team als auch die Serverkapazitäten nicht ansatzweise ausreichend, um die Massen an Interessierten sofort auf die Plattform zu lassen.
Laut Post von Bardin am 14. Dezember gibt es insgesamt 200.000 aktive Nutzer*innen sowie mehr als 400.000 Interessierte auf der Warteliste. Immerhin bewegt sich die Warteschlange aber in unregelmäßigen Abständen. Haben wir es durch die Warteliste geschafft, erhalten wir eine Einladungsmail von Post.
In einer farblosen E-Mail, ohne Logo, lediglich mit Text, erhalten wir den Link für den Zugang zur Post-Beta. In dieser Mail werden wir auch gleich darauf verwiesen, dass wir uns am Anfang keinen Support erwarten dürfen und mit Problemen rechnen müssen. Ein umfangreicher FAQ-Abschnitt soll uns hier unter die Arme greifen. Folgen wir dem Link, gelangen wir direkt zur Anmeldung bei Post.
Mehr als eine Mail-Adresse, unseren Namen und einen Nutzernamen brauchen wir nicht. Die Wahl des Nutzernamens sollte aber wohlüberlegt sein, da Post zumindest anfänglich noch keine Namensänderungen erlaubt. Wer gehofft hat, einen coolen dreistelligen Namen ergattern zu können, wird direkt enttäuscht. Mindesten sechs Zeichen braucht eine Handle bei Post. Haben wir dann den Code aus der E-Mail eingegeben, ist die Registrierung abgeschlossen.
Twitter Lookalike
Auf den ersten Blick ist die Oberfläche von Post direkt vertraut. Der Feed ist ähnlich aufgebaut wie bei Twitter, auch die Seitenleiste kommt mir direkt bekannt vor. Ein klassisches Onboarding, wie man es als neue*r Nutzer*in etwa bei Twitter bekommt, gibt es bei Post aufgrund der noch kleinen Nutzer*innenzahl noch nicht. Stattdessen bietet uns die Plattform aber den Reiter „Explore“ als Hauptfeed an, der massig neue Inhalte in unserer Timeline spült, ohne mühselig Accounts zum Folgen suchen zu müssen.
Generell macht Post beim ersten Durchscrollen für meine Begriffe einiges richtig. Nicht nur die Oberfläche fühlt sich vertraut an, auch die Möglichkeiten zur Interaktion wurden nicht neu erfunden. Retweets, hier unter dem Namen Reposts, sind vorhanden, Beiträge können gelikt und kommentiert werden. Tippen wir auf Repost haben wir sogar die Möglichkeit, den Post zu zitieren und mit eigenen Inhalten anzureichern. Eine Option, die Mastodon etwa bis heute nicht anbietet.
Möchten wir einen eigenen Post absetzen, haben wir auch hier einige Möglichkeiten zur Formatierung. Texte können fett, kursiv und durchgestrichen geschrieben werden, außerdem lassen sich Aufzählungen, Links, Zitate und Bilder einfügen. Beim Text selbst gibt es keinerlei Zeichenbeschränkung. Nicht uninteressant für eine angenehme Migration ist auch die Integration von Twitter-Previews. Posten wir auf Post einen Twitter-Link, wird die Vorschau direkt geladen und somit angenehm lesbar im Post-Feed angezeigt. Auch der Hashtag findet sich bei Post wieder, statt „Trends“ nennt man heiß diskutierte Themen hier aber „Topics“. Eine Funktion, die man Post derzeit vergebens sucht, sind Direktnachrichten. Während diese zumindest in Zukunft noch ihren Weg auf die Plattform finden könnten, gehören sie offensichtlich vorerst nicht zur obersten Priorität.
Post in Bildern
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Interessante Monetarisierung
Post hat sich aber auch zur Monetarisierung von Inhalten Gedanken gemacht. Neben den Symbolen für Repost, Like und Antwort findet sich nämlich auch noch der „Tip“-Button. Hier können wir einzelne Tweets mit Trinkgeld unterstützen, etwa weil wir die Inhalte fördern wollen oder einfach nur dem Poster danken wollen. Auch für Presse-Inhalte hat man sich etwas einfallen lassen. Post möchte hier Zeitungen und Co. ermöglichen, ihre Inhalte direkt auf der Plattform zu verkaufen.
Nutzer*innen von Post sollen so die Möglichkeit bekommen, einzelne Artikel direkt über Post zu kaufen und diese dann auch sofort in der App lesen zu können. Durch die direkte Integration soll so ein Wechsel zur Webseite des News-Artikels nicht mehr notwendig werden. Bezahlt werden soll in Zukunft direkt über Zahlungsdienstleister oder über die verdienten Trinkgelder, die uns als Guthaben im Profil angezeigt werden. Stand heute können wir unser Konto nur per Kreditkarte aufladen, um dieses Geld dann für Trinkgelder und zukünftige News-Artikel nutzen zu können.
Mit fortschreitendem Ausbau sollen aber auch andere Zahlungsdienstleister dazustoßen. Was bei Post stand heute auch noch fehlt, sind native Apps. Weder für Android, noch für iOS finden wir in den Stores passende Apps. Dies begründet sich höchstwahrscheinlich im Alter der Plattform sowie etwaigen Fragen bei der Bezahlung von Inhalten, verlangen Google und Apple doch 30 Prozent beim Einkauf innerhalb von Apps.
Tippen wir direkt auf der Post-Seite auf „Install App“, erhalten wir eine Anleitung zum Hinterlegen einer Web-App. Zwar sind native Apps immer zu bevorzugen, grundsätzlich tut die Web-App aufgrund ihrer Reife aber der Erfahrung keinen Abbruch.
Fazit
Die Plattform Post macht für ihr junges Alter einen äußerst vielversprechenden Eindruck. Registrierung und der Einstieg sind unkompliziert gestaltet, die Oberfläche beim ersten Anblick vertraut. Besonders das Monetarisierungsmodell könnte Post für viele Nutzer*innen, aber auch Pressehäuser interessant machen.
Ob die Plattform am Ende des Tages erfolgreich wird, wird aber vor allem am Migrationswillen der vielen Twitter-Nutzer*innen liegen. Bis dorthin hat Post noch einiges an Arbeit vor sich. Das Potenzial zum Erfolg hat die Plattform aber allemal.
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