F-16

F-16

© US Air Force

Militärtechnik

F-16 setzt erstmals billige lasergelenkte Raketen im Luftkampf ein

Die Huthi setzen Drohnen und Marschflugkörper gegen zivile Schiffe im Roten Meer ein. Diese Drohnen zu zerstören, ist teuer: Eine von einem Zerstörer gestartete Flugabwehrrakete kann mehrere Millionen US-Dollar kosten.

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Jetzt haben die USA eine Waffe im Einsatz, die eigentlich gar nicht dafür gedacht war: APKWS II. Gegenüber twz.com haben die US-Streitkräfte erstmals bestätigt, dass damit erfolgreich fliegende Huthi-Drohnen zerstört wurden.

Welche Art von Drohne oder Marschflugkörper damit zerstört wurden, ist noch nicht bekannt. Auch nicht die Anzahl und Trefferquote – bzw. wie viele APKWS-II-Raketen bisher im Luftkampf eingesetzt wurden.

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Umrüstkit für ungelenkte Hydra-Raketen

APKWS II steht für Advanced Precision Kill Weapon System II. Dabei handelt es sich um ein Aufrüstkit für die Hydra 70. Die Hydra 70 ist eine ungelenkte Luft-Boden-Rakete mit 70mm-Durchmesser.

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Die Hydra 70 wurde für Luftunterstützung im Nahbereich konzipiert und wird deshalb vor allem bei Kampfhubschraubern eingesetzt. Aber auch die F-16, F/A-18 und A-10 können sie nutzen. Sie werden üblicherweise in Pods geladen. Ein AH-64 Apache könnte etwa 4 Hydra-Pods aufnehmen, wovon jeder 19 Raketen enthält.

Hydra-Pod eines AH-64 wird geladen

Hydra-Pod eines AH-64 wird geladen

Ziel wird mit Laser markiert

APKWS II macht aus der ungelenkten Hydra 70 eine lasergelenkte Rakete. Dazu wird zwischen dem Gefechtskopf und dem Raketenmotor die WGU-59/B Guidance Unit eingesetzt. Diese enthält Lenkflügel und den Lasersucher.

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Das Ziel wird mit einem Laser markiert. Dieser ist für das menschliche Auge nicht sichtbar und meist im Infrarotbereich. Die abgefeuerte APKWS-II-Rakete steuert auf das markierte Ziel zu. Der übliche Gefechtskopf der Hydra ist der M151, der ein Kilogramm Sprengstoff enthält. Der Sprengradius wird mit 10 Metern angegeben, die Splitterwirkung mit bis zu 50 Metern.

Die Reichweite von APKWS II beträgt bis zu 5km, wenn sie von einem Hubschrauber gestartet wird und 11km von einem Flugzeug aus. Theoretisch ließe sich die Reichweite erhöhen, weil der Lasersucher bis zu 14km weit „sehen“ kann. Dazu ist aber ein anderer Raketenmotor nötig. So einer wird gerade vom europäischen Unternehmen Nammo entwickelt, der die Reichweite von APKWS II auf 15km erhöhen könnte.

Grafische Darstellung von APKWS II. Oben die reguläre Hydra 70. Die WGU-59/B Guidance Unit wird zwischen Gefechtskopf (1) und Raketenmotor (2) eingefügt

Ein Schnäppchen unter den Lenkwaffen

Der Einsatz so eines Motors würde aber den Hauptvorteil von APKWS II abschwächen: die Kosten. Die USA haben nämlich noch etliche Hydra-70-Raketen in ihren Arsenalen. Also muss nur das APKWS II neu gekauft werden. Das kostet in etwa 15.000 US-Dollar pro Stück. Selbst, wenn die alten Hydra 70 verbraucht sind, wird ein neu gebauter Gefechtskopf und Motor die Gesamtkosten einer APKWS-II-Rakete nur auf 22.000 US-Dollar ansteigen lassen.

F-16 mit APKWS II bei der Luftbetankung. Im Pod sind nur noch 4 Raketen statt 7 - 3 wurden anscheinend abgefeuert.

„Nur“, weil gelenkte Raketen normalerweise kein Schnäppchen sind. Die gelenkte Luft-Boden-Rakete AGM-114 Hellfire kostet etwa 150.000 US-Dollar. Sie hat, je nach Ausführung, ebenfalls eine Reichweite von etwa 11km, mit 8 bis 9kg Sprengstoff aber eine höhere Durchschlagskraft.

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Vergleicht man APKWS II mit der Luft-Luft-Rakete AIM-9 Sidewinder, wird der Unterschied noch deutlicher. Diese kostet in der aktuellen Ausführung 400.000 US-Dollar. Die Sidewinder ist für Kampfjets der USA und vieler NATO-Mitgliedsstaaten die erste Wahl, um Luftziele im Dogfight zu bekämpfen. Sie hat eine Reichweite von bis zu 35km.

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Bordkanone ist billiger, aber riskant

Damit ist APKWS II derzeit die günstigste Lenkwaffe, mit der die USA in den Luftkampf gehen können. Billiger wäre es nur, wenn die F-16 ihre Bordkanone einsetzt. Dabei handelt es sich um die M61A1 Vulcan. Die 6-läufige Kanone im Kaliber 20mm hat eine Feuerrate von 6.000 Schuss pro Minute. Bei 33 US-Dollar pro Patrone wären das 3.300 US-Dollar für eine Sekunde abdrücken.

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Der Nachteil: Die F-16 muss relativ nahe an der Drohne oder dem Marschflugkörper sein, um das Ziel zu treffen. Dabei besteht immer das Risiko, dass es durch plötzliche Flugmanöver der Drohne zu einer Kollision in der Luft kommt.

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Eine weitere Gefahr besteht, wenn die Drohne langsam fliegt und die F-16 versucht, diese Geschwindigkeit zu halten, um sich für eine höhere Trefferquote genau hinter sie zu setzen. Viele der Huthi-Drohnen sind nur mit 200 bis 300 km/h unterwegs. Unterschreitet die F-16 eine gewisse Geschwindigkeit, je nach Höhe und Beladung zwischen 200 und 350 km/h, kann es zu einem Strömungsabriss (Stall) kommen, der zum Absturz führen kann. Da in der modernsten Ausstattung eine F-16 bis zu 70 Millionen US-Dollar kosten kann, ist das Risiko unverhältnismäßig zur möglichen Kosteneinsparung, wenn eine Drohne mit der Bordkanone statt Lenkwaffen bekämpft wird.

Anders ist das bei Hubschraubern – die können problemlos die langsame Geschwindigkeit der Drohnen halten. Über dem Roten Meer haben mittlerweile mehrere Nationen Huthi-Drohen mit Hubschraubern bekämpft. Beim Parallelflug haben die Doorgunner, mit einem seitlich montierten Maschinengewehr, Drohnen abgeschossen.

Mehr lesen: Billiger wird’s nicht: Hubschrauber-Doorgunner jagen Huthi-Drohnen

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F-16 hat 7 Raketen in einem Pod

Um die APKWS II zu nutzen, verwendet die F-16 den LAU-68 F/A-Pod. Der ist etwas länger als die ältere Variante des Pods. Denn die APKWS-II-Rakete ist durch die Lenkeinheit um 47cm länger als die Hydra 70.

LAU-68 F/A-Pod

LAU-68 F/A-Pod 

In einen LAU-68 F/A-Pod passen 7 Raketen. Auf Bildern von Einsätzen über dem Roten Meer waren bisher nur F-16s zu sehen, die einen solchen Pod montiert haben. Die übrigen Hardpoints unter den Flügeln sind mit Sidewinder-Raketen bestückt. Anhand der Bilder dürften aktuell immer 2 F-16s zusammen patrouillieren, wovon aber nur eine mit APKWS II bewaffnet ist.

F-16-Patrouille im Bereich des Roten Meeres. Der hintere Jet hat einen LAU-68 F/A-Pod

F-16-Patrouille im Bereich des Roten Meeres. Der hintere Jet hat einen LAU-68 F/A-Pod

Dennoch erhöht das die Feuerkraft gegen Drohnen und Marschkörper, die mit Überschallgeschwindigkeit fliegen, deutlich. Auf dem Hardpoint, wo sonst nur eine Sidewinder montiert ist, sind jetzt 7 lasergelenkte Raketen.

Beide F-16s der Patrouille sind mit dem Litening-Pod ausgestattet. In diesem befindet sich ua. der Laser, mit dem das Ziel für APKWS II markiert wird. Das ermöglicht eine Buddy-Taktik. Eine F-16 kann höher und in größerer Entfernung zur Drohne fliegen, um nicht zu langsam werden zu müssen, und das Ziel markieren. Die F-16 mit dem APKWS-II-Pod führt den Angriff aus dem bestmöglichen Winkel aus und muss dabei nicht darauf achten, das Ziel selbst bis zum Einschlag der Rakete mit dem Laser zu markieren – weil das eben der Buddy macht.

Unter dem rechten Flügel ist der LAU-68 F/A-Pod mit 7 Raketen zu sehen

Unter dem rechten Flügel ist der LAU-68 F/A-Pod mit 7 Raketen zu sehen

APKWS II wird beim Luftabwehrsystem Vampire genutzt

Dass APKWS II generell zum Bekämpfen von Luftzielen in der Lage ist, wurde schon 2019 demonstriert. Bei einem Test hat die Air Force mit einer F-16 einen tief fliegenden Marschflugkörper abgeschossen. Seitdem gab es aber keinen bestätigten Abschuss eines Luftziels im echten Einsatz.

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APKWS II ist auch noch auf andere Art nutzbar, für die es eigentlich nicht entwickelt wurde. Es kann von Fahrzeugen am Boden eingesetzt werden. Ein Beispiel dafür ist Vampire. Das relativ neue System besteht auf einem Starter für 4 Raketen und einem Kamerasystem. Dieses erfasst und verfolgt Ziele und markiert sie mit dem Laser.

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Das System ist zur Abwehr von Drohnen gedacht, kann aber auch gegen Bodenziele eingesetzt werden. Dazu gibt es eine Variante von Vampire, bei der das Kamerasystem auf einer Stange in die Höhe gefahren werden kann. Von dort kann es Bodenziele von schräg oben mit dem Laser markieren, damit die Raketen ins Ziel finden.

➤ Mehr lesen: USA schicken Vampire in die Ukraine: Das steckt dahinter

Umrüstkits für Bomben

Der erfolgreiche Einsatz von APKWS II im Luftkampf zeigt, wie wertvoll solche Umrüstkits sind. Sie sind nicht nur günstiger als andere Lenkwaffen, sondern können meist auch schneller hergestellt werden. Eine bekannte Ausführung eines solchen Kits ist JDAM. Damit werden „dumme“ Bomben zu gelenkten Gleitbomben. In der Variante JDAM-ER hat eine 226kg-Bombe damit eine Reichweite von bis zu 72 km.

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Frankreich hat mit AASM Hammer ein ähnliches Umrüstkit. Allerdings wird die Bombe dabei zusätzlich mit einem Raketenmotor versehen. Die maximale Reichweite liegt bei 70 km. Durch den Raketenantrieb ist aber die Reichweite aus geringen Abwurfhöhen größer als bei der JDAM-ER.

➤ Mehr lesen: MiG-29 erstmals bei "Hammer-Wurf" gefilmt: So funktioniert das Manöver

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Einen Schritt weiter soll PJDAM gehen. Damit will Boeing aus Bomben günstige Marschflugkörper machen. Die Reichweite soll bis zu 500 km betragen, die Präzision soll auf 5 Meter genau sein.

➤ Mehr lesen: Boeing macht aus alten Bomben günstige Marschflugkörper

Mit GLSDB gibt es ein Aufrüstkit für die Raketenartillerie MLRS. Dabei werden Komponenten von alten, ungelenkten MLRS-Raketen genutzt, um Gleitbomben mit dem HiMARS bzw. MLRS zu starten. Die Reichweite beträgt bis zu 150 km.

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Als Besonderheit kann GLSDB in der Luft große Kurven fliegen. Dadurch ist es möglich, einen Kurs einzuprogrammieren, um das Ziel von hinten anzugreifen. Das ist etwa sinnvoll, wenn durch die ballistische Flugbahn eine normale MLRS-Rakete das Ziel nicht treffen kann, weil es etwa hinter hohen Gebäuden oder einem Berg ist.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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