
F-22
„Viability“-Upgrade haucht F22 Stealth-Fighter neues Leben ein
Der „Superflieger“ und „tödlichste Jet aller Zeiten“, wie Trump und US-Militärs das neue Kampfflugzeug nennen, soll die F-22 Raptor ablösen. Bis die F-47 tatsächlich einsatzbereit ist, werden aber vermutlich gut 10 Jahre vergehen.
Die F-22 feiert aber heuer im Dezember bereits ihr 20-jähriges Dienstjubiläum. Während sie einst das modernste Kampfflugzeug der Welt, der erste Kampfjet der 5. Generation und wegen ihrer Stealth-Fähigkeiten als nahezu unbesiegbar galt, wird sie heute zunehmend von moderner Technologie eingeholt. Neue Infrarotsysteme hebeln die Tarnkappeneigenschaften auf und moderne Flugabwehrraketen können die Raptor aus hunderten Kilometern entfernt treffen.
Damit die F-22 auch die nächsten 10 Jahre noch als Stealth-Fighter relevant bleibt, soll sie jetzt „Viability“-Upgrades erhalten. Dies geht aus dem Budgetvorschlag für das Fiskaljahr 2026 der US Air Force hervor, berichtet twz.
90 Millionen Dollar als Startkaptial
Viability steht für Überlebensfähigkeit. Die vorgesehenen Updates sollen also hauptsächlich die Abwehrfähigkeit und Einsatzbereitschaft der F-22 stärken. Dafür sind für das nächste Fiskaljahr 90,34 Millionen US-Dollar vorgesehen. Das heißt nicht, dass dies das gesamte Upgrade-Paket für alle F-22 abdeckt – es ist lediglich der Startschuss für das umfassende Projekt, das sich über mehrere Jahre ziehen und jährlich weitere Millionenbeträge im 2- oder gar 3-stelligen Bereich benötigen wird.
„Viability repräsentiert die zukünftige Beschaffung von Hardware und Software, um die Fähigkeiten in mehreren, aber nicht ausschließen diesen, Bereichen zu verbessern“, ist in den Budget-Dokumenten der Air Force zu lesen. Die Bereiche sind:
- Management der Stealth-Fähigkeiten
- Pilot-Flugzeug-Interface
- Zukünftige Krypto-Upgrades
- SAR (Synthetic Aperture Radar)
- Cybersicherheit
- IRDS (Infrared Defensive System)
- IRST (Infrared Search and Track)
- System zur elektronischen Kriegsführung, um Bedrohungen durch feindliche elektronische Kriegsführung zu kontern

F-22
© US Air Force
IRDS
Das IRDS für die F-22 wird die vorhandenen Fähigkeiten verbessern, Raketenabschüsse zu erkennen. Speziell weitreichende Luft-Luft-Raketen, wie sie Russland und China nutzen, und weitreichende Boden-Luft-Raketen sollen damit rasch erkannt werden, damit der Pilot möglichst früh Gegenmaßnahmen ergreifen kann. Dazu werden die vorhandenen Infrarot-Warnsensoren, die rund um die F-22 verbaut wurden, durch neuere mit mehr Leistung ersetzt.
Das Upgrade ist nötig, weil die russischen und chinesischen Raketen die amerikanischen derzeit ausstechen. Chinas PL-15 hat etwa über 200 km Reichweite, Russlands R-37M bis zu 400 km.
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Die amerikanische AIM-120 AMRAAM hat aber nur bis zu 180 km Reichweite. Die neue AIM-260 soll zwar über 200 km haben, allerdings soll China an einer Variante der neuen PL-21 arbeiten, die angeblich 800 km Reichweite hat.
Die Air Force geht davon aus, dass China und Russland bis zum Jahr 2050 Antiluft-Raketen mit 1.600 km Reichweite haben werden.

Eine F-22 wird mit einer AIM-120 beladen
© US Air Force
IRST
Rüstungsexperten fordern seit Jahren, dass bei der F-22 IRST nachgerüstet wird. Solche Infrarotzielsysteme nutzen etwa die russische Su-30 und Su-35 standardmäßig, genauso wie Chinas J-20, J-35 und J-10C.

Bei der SU-35S befindet sich das IRST leicht rechts, direkt vor dem Cockpit
© Julian Herzog/Wikimedia Commons
Auch beim Eurofighter ist IRST an Bord, unter dem Namen PIRATE (Passive Infra-Red Airborne Track Equipment). Bei gemeinsamen Übungen mit den USA im Jahr 2010 konnte mit PIRATE der amerikanische Stealth-Jet F-22 auf „signifikante Entfernung” erfasst und verfolgt werden.
Denn die Tarnkappenfähigkeiten, die primär auf einen geringen Radarquerschnitt ausgelegt sind, machen das Flugzeug nicht für die Infrarotsensoren unsichtbar. Die erfassen nämlich den Wärmeunterschied zwischen dem Kampfjet und der Umgebungstemperatur, so wie ein Wärmebildgerät.
IRST für die F-22 wird zumindest seit dem Jahr 2022 getestet. Da wurden die ersten Versuchs-Raptors mit IRST-Pods unter den Flügeln gesichtet.
Laut dem Budgetvorschlag hat die Air Force bereits 30 IRST-Pods bestellt. Diese sollen im zweiten Quartal des Fiskaljahrs 2028 geliefert werden. In der Zwischenzeit werden mit den Prototypen weitere Tests durchgeführt. Gewünschte Anpassungen oder Änderungen werden womöglich erst für die nächste Tranche übernommen werden können.
Sinnvoll wäre, wenn IRDS und IRST bei der F-22 zusammenarbeiten würden. Ein einzelner Infrarotsensor kann etwa nicht sofort die Entfernung des erfassten Ziels messen. 2 oder mehr Sensoren, die miteinander verbunden sind, können aber das Ziel triangulieren und so in Echtzeit Lage, Flugrichtung und Entfernung bestimmen. Ob die F-22 diese Fähigkeit bekommt, ist derzeit nicht bekannt.
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Pilot-Flugzeug-Interface
Bereits im März wurde beschlossen, dass die F-22-Piloten ein Helm-Display bekommen werden. Eigentlich wäre das schon von Anfang an bei der Entwicklung der Raptor vorgesehen gewesen, wurde aber aus Kostengründen gestrichen.
Die F-22-Piloten sollen künftig das Thales Scorpion Helm-Display erhalten. Das kommt bereits bei der A-10, F-16, F/A-18C und anderen Flugzeugen zum Einsatz.
Stealth-Fähigkeiten
Keine Details gibt es dazu, wie das Management der Stealth-Fähigkeiten aussehen soll. An der Form, die für den kleinen Radarquerschnitt verantwortlich ist, wird sich vermutlich nichts ändern. Daher sind damit wahrscheinlich Maßnahmen gemeint, um die Infrarot-Signatur zu reduzieren, damit die F-22 für IRST schwieriger zu erkennen wird.
Denkbar wäre, dass die Düsen der Triebwerke angepasst werden, damit die Infrarot-Signatur von hinten kleiner wird. Außerdem könnten spezielle Beschichtungen genutzt werden. In den vergangenen Jahren wurden F-22s, F-35s und sogar F-117s mit einer spiegelnden Beschichtung gesichtet. Infrarot-Sensoren tun sich nämlich schwer mit reflektierenden Oberflächen. Dafür wäre aber eine in der Sonne glänzende F-22 zumindest für menschliche Augen leichter sichtbar.
LDTP
Ebenfalls auf der Air-Force-Wunschliste für Viability steht LDTP – Low Drag Tank and Pylon. Dabei handelt es sich um externe Treibstofftanks, die wenig Luftwiederstand haben und die Stealth-Eigenschaften nicht negativ beeinflussen sollen. Entsprechende Designs werden seit einigen Jahren getestet.
Ohne Zusatztanks hat die F-22 eine Kampfreichweite von 850 km. Mit den bisher verfügbaren Zusatztanks sind es 1.389 km. Durch den geringeren Luftwiederstand der LDTP könnte diese Reichweite erhöht werden.
Höhere Verlässlichkeit
Der Budgetvorschlag sieht ebenfalls Bemühungen vor, um die Ausfallhäufigkeit der F-22 zu reduzieren. 2024 betrug die Readiness der F-22 lediglich 40,19 Prozent. Das heißt von den 143 Stück, die für den Kampfeinsatz vorgesehen sind, waren, über den Jahresdurchschnitt gerechnet, nur 57 F-22s gleichzeitig einsatzbereit. Der Rest war am Boden für Reparaturen und Wartung.

Wartungsarbeiten an einer F-22
© US Air Force
2019 wollte die Air Force noch eine Readiness von 80 Prozent für die F-22 erreichen. 2020 wurde das Ziel fallen gelassen, nachdem im besten Monat von 2019 die Readiness nur bei 68 Prozent war. Aus heutiger Sicht ein Spitzenwert, verglichen mit 2024.
Auch der Stealth-Fighter F-35A der Air Force hatte 2024 eine schlechte Readiness. Mit 51,5 Prozent ist diese zumindest etwas höher als bei der F-22.

F-22 und F-35
© US Air Force
F-35 soll F-22 ergänzen
Die Air Force hat schon kurz nach dem Produktionsende der F-22 im Jahr 2011 nach einem Nachfolger gesucht. Nicht nur, wegen des technologischen Fortschritts. Aufgrund des hohen Preises hat die Air Force nur 195 statt der geplanten 750 Stück des Kampfjets angeschafft. Inflationsbereinigt kostet eine F-22 515 Millionen US-Dollar.
Die weit günstigere F-35A (83 Millionen US-Dollar), die 2016 in Dienst gestellt wurde, war nie als F-22-Ersatz gedacht, sondern als günstige Ergänzung, um auf die benötigten Fliegermengen zu kommen. Die F-22 wird als Luftüberlegenheits-Jet deklariert, während die F-35 ein Mehrzweck-Kampfjet ist. Die F-22 ist größer und hat dank ihrer 2 Triebwerke mehr Leistung, was ihr eine höhere Geschwindigkeit und Vorteile im Luftkampf gibt.
Raptor-Pension rückt in die Ferne
Unter dem Namen NGAD (Next Generation Air Dominance) wurde ab 2014 konkreter ein Nachfolger für die F-22 gesucht. 2023 stand das Projekt auf wackeligen Beinen, 2024 sprach die Air Force sogar davon, es wegen der hohen Kosten abzubrechen. Also mussten Pläne her, die F-22 am Leben zu erhalten.
Im März 2025 enthüllte US-Präsident Trump mit der F-47 schließlich doch das Ergebnis von NGAD. Laut der Air Force sollen mindestens 185 Stück gekauft werden, um die derzeit vorhandenen 143 für den Kampfeinsatz zugelassenen F-22s und die 42 Stück für Training und Erprobung zu ersetzen.

Das Enthüllungsbild der F-47
© US Air Force
Selbst, wenn die erste F-47 wie versprochen bis 2029 fliegen sollte, wird es danach noch Jahre oder gar Jahrzehnte dauern, bis eine signifikante Menge der 185 bestellten Stück produziert und einsatzbereit ist. Bis dahin wird die F-22 wohl am Leben gehalten werden.
Wenn es nach dem Hersteller Lockheed Martin geht, könne die Raptor mit den geplanten Upgrades problemlos bis in die 2040er-Jahre aktiv bleiben. Das würde dem Rüstungskonzern finanziell zugutekommen, weil die Air Force dann weiter Ersatzteile kaufen und Serviceverträge abschließen muss. Die F-47 baut nämlich der Konkurrent Boeing.
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Falls die Einführung der F-47 länger dauert, als es sich die Air Force vorstellt, hat Lockheed ebenfalls eine Lösung parat. Die F-35, die der Konzern ebenfalls baut, könne mit einem „Ferrari-Upgrade“ 80 Prozent der Fähigkeiten der F-47 bekommen, aber nur die Hälfte kosten.
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