Music is his escape
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Musikhören in Studioqualität: Die besten Hi-Res-Streamingdienste

Wer Musik über Streamingdienste hört, muss sich schon lange nicht mehr mit scheppernden Tönen in schlechter Tonqualität begnügen. Bandbreiten von 320 kbit/s sind mittlerweile Standard, auch CD-Qualität wird von einigen Diensten angeboten. Manche warten auch mit Musik in High Resolution Audio auf. Die Songs und Alben werden dabei genauso wiedergegeben, wie sie im Studio aufgenommen wurden.

Die Bittiefe, also der hörbare Bereich zwischen dem leisesten und dem lautesten Ton, beträgt bei High Resolution Audio mindestens 24 Bit, die Abtastfrequenz bis zu 192 kHz. Im Vergleich dazu sind es bei CD-Qualität 16 Bit mit 44,1 kHz.

Wie kann man Hi-Res-Audio hören?

Wer seine Musik vom Smartphone streamt und sie mit einem Bluetooth-Kopfhörer hört, hat von der höheren Auflösung nichts: Musik in hoher Bandbreite übersteigt die Kapazitäten von Bluetooth. Um die Musik in Master-Qualtiät hören zu können, empfiehlt sich neben kabelgebundenen Kopfhörern ein Digital Audio Converter, kurz DAC. Damit wird das digitale Audiosignal in ein analoges umgewandelt.

Die in Smartphones, Tablets oder Notebooks verbauten DACs unterstützen die hohen Bittiefen und Samplingraten der Hi-Res-Streaming-Dienste nicht. Durchaus brauchbare Zusatzgeräte, die nicht größer sind als ein Feuerzeug und zwischen Smartphone, Tablet, Notebook und Kopfhörer geschaltet werden, sind bereits ab 60 Euro zu haben. Dazu gehört etwa die DAC Box E Mobile des österreichischen Herstellers Pro-Ject. Im  höheren Preissegment wird häufig der Audioquest Dragonfly Cobalt empfohlen, der knapp 250 Euro kostet.  

Die DAC Box E mobile von Pro-Ject

Für das Wohnzimmer unterstützen Streaminggeräte und Netzwerkplayer unterschiedlicher Hersteller, ebenso wie Musik- und Multiroomsysteme wie etwa von Sonos, Hi-Res-Streams. Dabei sollte man darauf achten, ob das jeweilige System den Streaming-Dienst tatsächlich unterstützt. Auf Sonos-Lautsprechern können etwa die Hi-Res-Streams von Amazon Music und Qobuz abgespielt werden, die von Tidal hingegen nicht.

Zum Hören von High Resolution Audio ist eine gute Internetverbindung vonnöten. Die Übertragungsraten sind mit bis zu 9.216 kbit/s bis zu 30 Mal höher als bei einer MP3-Datei (320 kbit/s).

Welche Diensten bieten Hi-Res-Audio an?

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Dienste High Resolution Audio in ihr Angebot aufgenommen, dazu zählen:

  • Qobuz
  • Tidal
  • Amazon Music Unlimited
  • Apple Music

Der Marktführer Spotify hat bisher kein hochauflösendes Streaming im Programm und bietet lediglich Musikdateien mit einer Übertragungsrate von 320 kbit/s. 

Tidal

Tidal, das eine Zeit lang dem Musiker Jay-Z gehörte und an dem auch einige Musiker*innen beteiligt sind, rückt bei seinem Angebot die Künstler*innen in den Vordergrund. 10 Prozent des Hi-Res-Abopreises werden zusätzlich zu den Tantiemen direkt an die/den von der jeweiligen Nutzer*in meisteghörten Musiker*in oder die meistgehörte Band ausbezahlt.

Neben umfangreichen Informationen zur Musik, etwa detaillierte Credits zu Songs und Alben, gibt es auch Playlisten zu Produzenten (Produced by) und Komponisten (Written by). Mit rund 450.000 Clips verfügt Tidal auch über ein beachtliches Angebot an Musikvideos.

Anzahl der Titel: 90 Millionen Titel, viele davon in Hi-Res
Preis: ab 19,99 Euro/Monat für Hi-Res-Musik, ab 9,99 Euro/Monat für Musik in CD-Qualität

Was gut ist: Tidal bietet umfangreiche Daten zur Musik. Der Empfehlungsalgorithmus ist sehr gut, überrumpelt die Nutzer*innen aber nicht. Daneben gibt es auch Songs und Alben in Dolby Atmos.

Was nervt: Mit knapp 20 Euro für sein Premium-Abo ist Tidal spürbar teurer als die Konkurrenz. Bei der der Anzahl der in High Resolution verfügbaren Titel hinkt Tidal hinter Qobuz und Amazon hinterher.

Amazon Music Unlimited

Amazon Music Unlimited setzt bei seinem Musikangebot auf Effizienz. Für die auf die Nutzer*innen zugeschnittene Musikauswahl sorgen fast ausschließlich Algorithmen. Die sind allerdings sehr gut und lernen schnell.

Dazu gibt es Playlisten für Fitness oder "gemütliche Abende". Zusätzlich zur Musik werden Podcasts angeboten.

Anzahl der Songs: Rund 100 Millionen Titel, viele davon in High Resolution Audio
Preis: ab 9,99 Euro/Monat (8,99 Euro mit Prime-Abo)

Was gut ist: Neben Qobuz verfügt Amazon Music Unlimited über das größte Angebot von hochauflösenden Musikfiles. Mit einem Preis von knapp 10 Euro ist Amazon der günstigste Anbieter. Die Empfehlungsalgorithmen lernen schnell und machen gute Vorschläge. Hi-Res-Files werden unter anderem von Sonos unterstützt.

Was nervt: Redaktionelle Inhalte und Zusatzinformationen zu Songs und Alben finden sich in dem Angebot kaum. Musiklieberhaber*innen, die nachsehen wollen, wer auf der Platte mitgewirkt hat oder wer welchen Song geschrieben hat, werden enttäuscht sein. 

Qobuz

Der französische Dienst Qobuz bietet nicht nur hochauflösende Streams, sondern auch Downloads in Hi-Res-Qualität an. Im Unterschied zu Konkurrenzdiensten verzichtet Qobuz auf jegliche Empfehlungsalgorithmen. Stattdessen wird die Musik von einem umfangreichen redaktionellen Angebot begleitet.

Dazu zählen kuratierte Playlists ebenso wie Rezensionen von Alben, Künstler*innen-Porträts- und -Biografien, Label-Porträts, und redaktionelle Features. Daneben gibt es Tests von Hi-Fi-Zubehör und Anleitungen zum Verbinden von Streamern und DACs.

Qobuz Logo

Anzahl der Songs: 90 Millionen, 2 Millionen in Hi-Res
Preis: Ab 12,50 Euro/Monat

Was gut ist: Neben Amazon hat Qobuz die meisten Songs in High Resolution Audio. Die umfangreichen Features und kuratierten Playlisten, die das musikalische Angebot begleiten, wecken Interesse an Musik, mit der man vielleicht nicht so vertraut ist. Mit Rezensionen von Alben und detaillierten Credits werden nützliche Zusatz-Features für Fans geboten.

Was nervt: Der Old-School-Ansatz und das Fehlen von Empfehlungsalgorithmen drängen zwar sanft dazu, Musik bewusster zu hören, ganz verzichten möchte man auf die automatischen Musikempfehlungen aber doch nicht.

Apple Music

Das Gros der auf Apple Music angebotenen Inhalte wird in CD-Qualität (lossless) bereitgestellt, daneben gibt es aber auch zahlreiche Titel in Hi-Res. Apple bleibt dabei allerdings weit hinter der Konkurrenz zurück. Tausende kuratierte Playlists, durchaus mit Schlagseite in Richtung Funktionalität ( "Today's Chill", "Acoustic Chill", "The Lounge", "Entspannte Tage"), helfen bei der Orientierung und geben die Richtung vor.

Auch zahlreiche Radio-Sender und Live-Radio-Angebote finden sich im Programm. Sie sind allerdings nicht in verlustfreier Audioqualität verfügbar. Ergänzt wird das Angebot durch Musikvideos sowie Songtexte zum Mitsingen bei vielen Titeln.

Anzahl der Songs: Über 100 Millionen, einige in Hi-Res
Preis: Ab 10,99 Euro/Monat

Was gut ist: Zahlreiche kuratierte Playlists und ein breites Angebot an Live-Radio. Angeboten werden auch Songs in 3D-Audio bzw. Dolby Atmos, die mit dafür geeigneten Geräten oder Kopfhörern abgespielt werden können.

Was nervt: Die Anzahl an Titeln in High Resolution Audio, oder wie es bei Apple heißt "Digital Master", ist im Vergleich zur Konkurrenz gering. Auch Informationen zur Musik gibt es abgesehen von Interviews mit Musiker*innen kaum. Die Musikempfehlungen überzeugen nicht restlos.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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