Xiaomi 15 im Test: Hervorragende Leica-Kamera für wenig Geld

Xiaomi 15 im Test: Hervorragende Leica-Kamera für wenig Geld

© Florian Christof

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Xiaomi 15 im Test: Leica-Kamera, AI-Tools, aber auch Aufholbedarf

Auch wenn das Xiaomi 15 mit einer hochwertigen Kameraausstattung lockt, hat das Smartphone eine Schwachstelle.

Auch wenn sich Xiaomi vor vielen Jahren mit besonders günstigen aber hochwertigen Smartphones einen Namen machen konnte, hat der Hersteller in letzter Zeit diesen Pfad zumindest zum Teil verlassen. 

Der Handy-Markt hat sich relativ rasch verändert, viele Mitbewerber sind verschwunden und die Preise haben allgemein stark angezogen. Seit einiger Zeit versucht Xiaomi nun wieder, sein ursprüngliches Image zu reaktivieren. 

Mit der Redmi-Linie hat Xiaomi wieder zu seinen Wurzeln zurückgefunden und preiswerte Smartphones an den Start geschickt. Mit der T-Serie ist dies zum Teil ebenso gelungen. Ob auch das neue Xiaomi 15 mit seiner Leica-Kamera ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten hat, habe ich mir angesehen. 

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Geradliniger Look

Beim Design bleibt Xiaomi bei einem bewährten Konzept. Seit dem Xiaomi 13 sieht das Standardgerät der Flaggschiffreihe immer ziemlich ähnlich aus. Das ist auch dieses Jahr so und das ist auch gut so: flacher Rahmen, leicht abgerundete Kanten zur Rückseite hin, zum Bildschirm schließt das Gehäuse geradlinige ab, wenig Schnickschnack

Das Xiaomi 15 hat nun keinen glänzenden Aluminiumrahmen mehr, sondern einen Metallrahmen, der ganz ohne Glanz auskommt und dadurch deutlich unauffälliger wirkt. Mir gefällt auch das quadratische Kameramodul auf der Rückseite, in dem alle 3 Objektive integriert sind. Mit einer Bildschirmdiagonale von 6,36 Zoll gehört das Xiaomi 15 zu den eher kleinen Handys

Technische Spezifikationen

Xiaomi 15

  • Abmessung: 152,3 x 71,2 x 8,1 Millimeter
  • Gewicht: 191 Gramm
  • Display: 6,36" LTPO OLED, 1 - 120 Hz, 3.200 nits (peak), 1.200 x 2.670 Pixel, 460 ppi, Dolby Vision, HDR10+
  • Prozessor: Qualcomm Snapdragon 8 Elite (3 nm)
  • Speicher: 12/256 GB, 12/512 GB, UFS 4.0
  • Kamera:
    • 50 MP Leica-Hauptkamera: f/1.62, 23mm, 1/1.31", OIS, PDAF
    • 50 MP Leica-Teleobjektiv: f/2.0, 60mm, PDAF, OIS, 2,6x optische Vergrößerung
    • 50 MP Leica-Weitwinkel: f/2.2, 14mm
    • Video: 8K@30fps, 4K@60fps 
    • Selfie-Kamera: 32 MP, f/2.0, 21mm, 4K@60fps
  • Software: Android 15, HyperOS 2, 4 Android-Upgrades, 6 Jahre Sicherheits-Updates
  • Akku: 5.240 mAh, 90 Watt Fast Charging, 50 Watt Wireless Charging
  • Konnektivität: WiFi 7, Bluetooth 6, NFC, eSIM, 5G, IP68
  • Preis: ab 999 Euro (UVP)

Das Display

Die Displays der hochwertigen Smartphones haben mittlerweile ein Niveau erreicht, bei dem es schwierig ist, Kritikpunkte ausfindig zu machen. Dazu zählt auch das Xiaomi 15 mit seinem makellosen Bildschirm. Die maximale Helligkeit ist hoch und das Glas erlaubt auch einen flachen Blickwinkel. 

Dasselbe gilt für den Fingerprintsensor, der sich im Display befindet. Auch hier herrscht ein hohes Level an Zuverlässigkeit. Er ist rasch eingerichtet und in der Lage, das Handy blitzschnell zu entsperren

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Xiaomi 15

Die Leica-Kamera

Herzstück des Xiaomi 15 ist die Leica-Kamera, die aus insgesamt 3 Objektiven besteht und die auf eine Vario-Summilux-Optik von Leica setzt. Schon nach dem ersten Ausprobieren wird man feststellen, dass die Hauptkamera die besten Ergebnisse liefert - danach folgt das Teleobjektiv mit 2,6-fachem optischen Zoom und die Weitwinkelkamera.

Beim Fotografieren kann man sich zwischen 2 grundsätzlichen Stilen entscheiden: Leica Vibrant oder Leica Authentic. Ich habe Vibrant gewählt, weil damit auf Anhieb farbenfrohere Bilder zustande kommen. Die Fotos mit der Hauptkamera lassen wenig Spielraum für Kritik. Der Dynamikumfang ist hoch, der Kontrast ebenso. Die Details werden wunderschön dargestellt. Der optische Bildstabilisator hilft gegen Verwacklungen. 

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Xiaomi 15: Hauptkamera

Tiefenunschärfe und Porträt-Modus

Positiv aufgefallen ist die natürliche Tiefenunschärfe, die den Portraitmodus fast überflüssig erscheinen lässt. Denn auch im Standardmodus ist es möglich, auf ein Motiv zu fokussieren, sodass der Vorder- und Hintergrund unscharf dargestellt werden. 

Das wirkt um einiges natürlicher, als wenn man dabei auf die künstliche Unschärfe des Porträtmodus zurückgreift. Wobei auch dieser Modus hervorragend gut funktioniert und dem Bild - je nach Blendenzahl - nur wenig an Natürlichkeit nimmt. 

Xiaomi 15: Portrait-Modus

Weitwinkel & Zoom

Im Gegensatz zur Hauptkamera fällt die Qualität des Weitwinkelobjektivs deutlich zurück. Bei Tageslicht ist dies noch verkraftbar, die Bilder sind jedoch nicht ganz so farbstark. Bei guten Lichtbedingungen liefert aber auch die Weitwinkelkamera großartige Fotos. Im Nachtmodus treten die Schwächen aber deutlich zutage. 

Das liegt wohl auch daran, dass dem Weitwinkelobjektiv im Gegensatz zum Tele kein optischer Bildstabilisator zur Seite steht. Das Teleobjektiv funktioniert nämlich wieder wesentlich besser, mit mehr Sättigung und überaus klaren Bildern. Am deutlichsten zu sehen ist dies auch wieder im Nachtmodus.

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Xiaomi 15: Weitwinkel & Zoom

Prozessor der Spitzenklasse

Am Chipset gibt es nicht das Geringste auszusetzen. Der Snapdragon 8 Elite von Qualcomm ist der derzeit stärkste Prozessor für Android-Geräte. Insofern ist hier wenig Luft nach oben. 

Der Mindestspeicher startet beim Xiaomi 15 bei 256 GB. Das ist begrüßenswert. 

Sorgenkind Software

Vor gut einem Jahr hat Xiaomi ein Rebranding bei seiner Android-Benutzeroberfläche vorgenommen. Seither heißt das User-Interface nicht mehr MIUI sondern HyperOS. Wahnsinnig viel hat sich dadurch nicht verändert. 

Das ist schade, denn der Android-Adaption von Xiaomi würde eine Überarbeitung längst guttun. Es wirkt ein wenig angestaubt, altbacken und noch immer mit viel zu viel Bloatware angereichert. Zum Teil ist HyperOS zudem inkonsistent

Schaltet man beispielsweise das Gerät auf Stumm, wird die Statusleiste für einen Augenblick schwarz und das Aktivieren des Silent-Mode wird dort angezeigt. Dasselbe gilt für das Einschalten des Energiesparmodus. Abgesehen davon bekommt man diese Animation aber nie zu sehen - weder beim Aktivieren von Bluetooth, Wlan, Flugmodus oder vergleichbaren Funktionen. 

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Ähnlich inkonsistent verhält sich die Statusleiste selbst. Startet man etwa einen Timer, wird der Countdown auf der linken Seite in der Statusleiste dargestellt - samt farbigem Timer-Symbol und der aktuellen Timer-Zeit. Diese Anzeige ist sogar interaktiv. Klickt man in der Statusleiste dort drauf, gelangt man direkt zum Timer in der Clock-App .

Bei der Stoppuhr, die man ebenso über die Standard-Clock-App startet, gibt es hingegen keine solche Anzeige in der Statusleiste. Nutzt man beispielsweise Google Maps für die Navigation, wird in der Statusleiste wiederum das Navi-Symbol angezeigt. Dieses monochrome Symbol ist allerdings nicht interaktiv: Tippt man drauf, tut sich nichts. 

Spielt man Musik über Spotify, wird dies in der Statusleiste nicht ausgewiesen. Beim Recorder wiederum werden dort ein interaktives, buntes Symbol und die Recording-Zeit dargestellt. Bei anderen Live-Aktivitäten gibt es allerdings keine entsprechende Anzeige, wie man es etwa vom Dynamic-Island auf den iPhones oder mittlerweile auch von aktuellen Samsung-Smartphones her kennt. 

Samsung muss sich zwar den Vorwurf gefallen lassen, eine solche Funktion von Apple kopiert zu haben. Trotzdem handelt es sich aber noch immer um ein praktisches Feature, von dem Samsung-Nutzer unter One UI 7 profitieren. So etwas täte auch dem HyperOS von Xiaomi gut - oder zumindest eine gewisse Konsistenz beim User-Interface

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Neue AI-Features funktionieren gut

Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind nun einige KI-Funktionen hinzugekommen. Praktisch ist unter anderem die Möglichkeit, Live-Untertitel während einer Audioaufnahme zu erstellen. Sobald der Recorder etwa einen Vortrag aufzeichnet, werden in Echtzeit die Untertitel und somit ein Transkript dargestellt. Im Nachhinein kann man sich den gesamten Vortrag per KI zusammenfassen lassen. All das funktioniert sehr gut und liefert brauchbare Ergebnisse. 

Außerdem haben die neuen Xiaomi-Flaggschiffe eine Text-KI erhalten, die in mehreren Apps funktioniert. Sowohl in der vorinstallierten Notes-App als auch in der Keep-App von Google kann man auf das AI-Tool zurückgreifen. Damit kann man sich Texte zusammenfassen lassen und neue Formulierungen generieren lassen und dabei die gewünschte Tonalität auswählen. 

Die Text-KI hat überraschend gut funktioniert. Ein langer Text in deutscher Sprache konnte beispielsweise effizient auf die wichtigsten Punkte reduziert werden. Davon abgesehen haben die neuen Xiaomi-Spitzengeräte auch das praktische "Circle to Search"-Feature von Google integriert.

Ein neuer KI-Radierer

Ein Upgrade scheint auch der KI-Radierer in der Foto- beziehungsweise Gallery-App erhalten zu haben. Um ihn nutzen zu können, muss man sich mit seinem Xiaomi-Account einloggen und außerdem ist eine Netzwerkverbindung notwendig. Dann funktioniert der AI-Eraser aber überraschend gut. 

Manchmal benötigt man zwar mehrere Anläufe, um störende Objekte oder Menschen aus dem Bild entfernen zu können, die Endergebnisse waren aber in den allermeisten Fällen brauchbar - allerdings nur am kleinen Handy-Screen. Wenn man die von der KI bearbeiteten Bilder größer aufbläst, werden etliche Schwachstellen sichtbar. 

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Der Akku

Mit einer Kapazität von 5.240 mAh verfügt das relativ kleine Xiaomi 15 über eine vergleichsweise riesige Batterie. Das macht sich auch in der Akkulaufzeit bemerkbar, die ich als leicht überdurchschnittlich einschätzen würde.

Ein abschließendes Urteil über das Durchhaltevermögen des Akkus ist nur bedingt möglich. Es hängt wie immer stark vom jeweiligen Nutzungsverhalten ab. Geladen werden kann das Handy mit maximal 90 Watt kabelgebunden und mit maximal 50 Watt kabellos. Ein passendes Netzteil ist leider nicht mehr im Lieferumfang enthalten. 

Ein 120 Watt Netzteil inklusive Kabel gibt es bei Amazon bereits ab ungefähr 25 Euro. Ab 30 Euro gibt es Netzteile mit einer ähnlichen Leistungsangabe, aber mit zusätzlichen Steckplätzen

Allzu viele kabellose Ladestation mit einer entsprechenden Ladeleistung sind auf Amazon nicht zu finden. Die originale, kabellose Ladestationen von Xiaomi mit bis zu 80 Watt kostet auf Amazon 101 Euro. Der 50-Watt-Wireless-Charger von Xiaomi kommt auf 49 Euro - allerdings mit miesen Bewertungen. Daneben gibt es noch eine passende kabellose Ladestation um 75 Euro

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Xiaomi 15

Fazit

Mit dem Xiaomi 15 kehrt der chinesische Hersteller leider nicht wirklich zu seinen Wurzeln zurück. Mit einem Preis ab 999 Euro ist das Xiaomi 15 kein günstiges Handy, hat dafür aber einiges zu bieten.

Die Leica-Kamera steht für sich. Sie bietet eine hohe Bildqualität, die wenig Spielraum für Kritik zulässt. Gleichzeitig haben die Aufnahmen einen hohen Dynamikumfang, sodass sie sich bestens für etwaige Nachbearbeitungen eignen. 

Bei den KI-Funktionen hat Xiaomi ordentlich nachgebessert. Es sind tatsächlich brauchbare AI-Tools mit dabei: etwa der AI-Eraser, das Live-Transkript bei Audioaufzeichnungen, "Circle to Search" oder die Text-KI. 

Mein Sorgenkind bei Xiaomi ist und bleibt derweil die Software beziehungsweise das User-Interface. Hier würde ich mir mehr Raffinesse und mehr Liebe zum Detail wünschen. Es wäre schon viel getan, wenn die Android-Adaption in sich mehr Konsistenz aufweisen würde. 

Alles in allem ist das Xiaomi 15 aber ein empfehlenswertes Smartphone, dessen Kamera- und Display-Qualität sowie dessen Leistungsstärke gewiss zu keiner Enttäuschung führen werden. 

Der bessere Deal

Man kann davon ausgehen, dass der Preis von 999 Euro (UVP) für das 256-GB-Modell relativ rasch fällt. Ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bietet derzeit das Xiaomi 14T Pro, das ebenso mit einer hochwertigen Leica-Kamera ausgestattet ist. 

Das 14T Pro ist im Herbst auf den Markt gekommen und aktuell bereits ab 589 Euro zu haben - und zwar das Modell mit 512 GB. Im futurezone-Test konnte die Bildqualität der Kamera in nahezu jeder Hinsicht überzeugen.

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Florian Christof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

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