Symbolbild: Eine App für alle Messenger

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Schluss mit dem Messenger-Chaos: All-in-One-App Beeper im Test

Beeper hat Potenzial, aber auch noch etliche Probleme

Beeper ist auf das Zusammenlegen von Chat-Apps spezialisiert. Mit der Implementierung von Apples iMessage, einem eigentlich geschlossenen System, hat es kürzlich für Aufsehen gesorgt.

Während der iMessage-Spaß nur von kurzer Dauer war und derzeit lediglich über Umwege möglich ist, bietet Beeper weiterhin einen Strauß an Services an, wie etwa WhatsApp, Signal und Slack, die mit der App bzw. dem Service genutzt werden können. Ich habe mir Beeper genauer angesehen.

Beeper App

Was ist Beeper

Gegründet wurde Beeper vor knapp 4 Jahren von Brad Murray und Pebble-Gründer Eric Migicovsky. Initial als NovaChat bekannt, arbeitet das Unternehmen seit 2021 unter dem Namen Beeper an seiner Anwendung.

Beeper möchte seinen Nutzer*innen die Möglichkeit bieten, alle jene Chat-Apps, die wir täglich nutzen, unter einen Hut zu bringen. Das Angebot möchte mehr als nur Interfaces bzw. Web-Apps in einer App versammeln, wie es etwa Franz bzw. dessen Fork Ferdium für PC-Nutzer*innen ermöglicht. Es soll eine zentrale Stelle geben, an der alle Chats gesammelt abrufbar sind.

Beeper bedient sich hierbei, je nach Anwendung, verschiedener Ansätze, wobei das Matrix-Protokoll bzw. dessen Bridges im Mittelpunkt stehen. Über die jeweiligen Matrix-Bridges verknüpft Beeper die eigene Chat-Anwendung mit den jeweiligen Chat-Anbietern, also WhatsApp, Signal und Konsorten. Im Hintergrund werkelt der Beeper-Matrix-Server, der die Verbindung per Bridges ermöglicht.

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Matrix und die Bridges

Während ein eigener Matrix-Server derzeit nicht mit Beeper genutzt werden kann, können Bridges sehr wohl selbst gehostet werden. Auch das Thema On-Device-Bridging hat man bei Beeper im Blick, wobei hier aufgrund größerer Umstellungen mit der neuen Beta derzeit noch einige Unklarheiten herrschen.

Dass ein Server die Kommunikation mit den verschiedenen Messaging-Services übernimmt, verlangt Vertrauen seitens der Nutzer*innen. Laut Beeper werden Inhalte Ende-zu-Ende verschlüsselt und noch einmal wiederverschlüsselt, sofern Services, wie es etwa bei Signal oder WhatsApp der Fall ist, dies unterstützen.

Beeper versucht mit umfangreicher Dokumentation und einigen quelloffenen Teilen eine gewisse Transparenz zu schaffen. So sind etwa die Bridges frei auf Github verfügbar. Die Clients sind aber Closed-Source-Forks von Element-iOS und Element-Android.

Apps in der Findungsphase

Wer mit Beeper durchstarten möchten, braucht zuallererst die dafür passenden Apps. Beeper Desktop ist direkt über die Webseite verfügbar und unterstützt Windows, macOS, Linux und Chrome OS. Bei den mobilen Anwendungen sieht die Sache derzeit etwas unübersichtlicher aus.

Für iOS und Android gibt es die App Beeper Cloud. Darüber hinaus hat Beeper vor einer Woche eine neue App im Beta-Stadium veröffentlicht, die einfach nur Beeper heißt und derzeit ausschließlich für Android erhältlich ist. Diese neue App soll in Zukunft auf beiden Betriebssystemen Beeper Cloud ersetzen, wobei der Umstieg hier nahtlos sein soll. Im Test kamen bei mir Beeper Desktop für macOS und Beeper Cloud für iOS sowie die neue Beeper-App für Android zum Einsatz. 

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Ab auf die Warteliste

Haben wir zumindest eine der Apps heruntergeladen, geht es an die Registrierung. Nach dem Start müssen wir unsere E-Mail-Adresse eingeben, um einen sechsstelligen Code zu erhalten. Haben wir diesen eingetippt, kommt die erste Überraschung.

Beeper setzt derzeit nämlich auf ein Wartelisten- bzw. Einladungssystem. Ein Wartelistenplatz jenseits der 450.000 ließ meine Zuversicht für einen schnellen Einstieg kurz verpuffen. Glücklicherweise gibt es aber noch Einladungen, die wir von bereits registrierten Nutzer*innen erhalten können.

Hier sind vor allem das inoffizielle Beeper-Subreddit und der dazugehörige Discord-Server hilfreich, wo laufend Einladungscodes geteilt werden. Haben wir einen dieser Einladungscodes ergattert, müssen wir die Registrierung über die Beeper Desktop-App erledigen. Dann kann es endlich losgehen.

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Kompaktes Onboarding

Nach erfolgter Registrierung werden wir durch ein kurzes Onboarding geschickt, das derzeit noch auf dem Desktop erledigt werden muss. Beeper weist uns hier darauf hin, dass wir die nativen Apps von Signal und Co. nicht löschen sollen, um etwa Anrufe erhalten zu können und um den verifizierenden Client nicht zu verlieren.

Außerdem werden Discord- und Slack-Nutzer*innen darauf hingewiesen, dass sie bei den nativen Apps bleiben sollen. Warum, zeigt sich später. Wer nicht komplett verrückt werden will, sollte aber zumindest die Benachrichtigungen für Chats in den nativen Apps deaktivieren.

Danach bietet Beeper die Möglichkeit, unsere Kontakte von Apple oder Google zu synchronisieren. Laut Beeper werden auch diese verschlüsselt und können nur von uns eingesehen werden. Wer das nicht möchte, kann den Schritt überspringen. Dann können aber später nur bestehende Chats genutzt werden. Neue Chats mit Kontakten, die wir noch nie kontaktiert haben, sind ohne Telefonbuch-Synchronisation nicht möglich.

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13 Services - von WhatsApps bis Discord

Der wohl wichtigste Part im Onboarding ist die Aktivierung der Chat-Services. Derzeit ist die Einrichtung nur über Beeper Desktop und die neue Android-Beta verfügbar. Hier präsentiert uns Beeper sämtliche Chat-Anwendungen, die wir integrieren können. 13 Services sind derzeit vertreten, darunter WhatsApp, Signal, Telegram, Instagram, Twitter/X, Discord und Slack.

Möchten wir einen der Services aktivieren, gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Bei Signal etwa erhalten wir einen Link von Beeper, der uns zu einem QR-Code schickt, welcher wiederum mit unserer Signal-App gescannt werden muss. Möchten wir WhatsApp aktivieren, muss die Telefonnummer eingegeben werden. Und um bei Slack durchzustarten, werden wir zur Login-Seite verfrachtet.

Hier begegne ich zum ersten Mal ein paar Bugs, lässt die Beeper-Seite doch einfach das Anmeldefenster verschwinden, während ich nach meinem Passwort fische. Ein Löschen des Services und die erneute Initiierung der Anmeldung löste das Problem.

Haben wir unsere Services hinterlegt, fragt uns Beeper in der neuen Beta-App noch nach unserem Wunschdesign. Zwischen „Minimal“ und „Pro“ wird hier unterschieden, wobei letzteres bei jedem Chat das Service-Icon, Anzahl der ungelesenen Nachrichten sowie Sende-/Lesestatus anzeigt. 

Ankunft der Chats

Haben wir das Onboarding „überstanden“, sind wir endlich bei Beeper angekommen. Die App macht auf mich einen gleichzeitig coolen und absolut unspektakulären Eindruck. Eine Chatliste, wie wir sie von WhatsApp kennen, begrüßt uns. Darin enthalten sind die Channels „Beeper Updates“, „Beeper Help“ und „Note to Self“.

Dann aber plötzlich beginnen die von mir verbunden Services aufzupoppen. Meine Unterhaltungen von Signal strömen in die Liste und auch die Slack-Chats trudeln langsam ein. Während Signal aus Sicherheitsgründen keine alten Chat-Nachrichten mitliefert, sind diese bei WhatsApp oder Slack sehr wohl dabei. Ab sofort kann ich über Beeper meine Nachrichten verschicken und empfangen, was auf Anhieb bestens funktioniert.

Bei der Geschwindigkeit müssen keine Abstriche gemacht werden, die Zustellung passiert quasi sofort und auch Push-Benachrichtigungen funktionieren ohne Probleme. Je nach Service ist auch der Versand und Empfang von Sprachnachrichten möglich, Bilder werden ebenfalls problemlos übermittelt. Auch Beeper selbst agiert als Chat-Service und lässt uns mit anderen Beeper-Nutzer*innen über den hauseigenen Matrix-Server in Kontakt treten.

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Schlankes Design

In Sachen Design ist Beeper sowohl in der Cloud-Variante als auch in der neuen Beta hochmodern. Light- und Dark-Mode sind standardmäßig vorhanden, die Chats werden schlank in einer Liste geführt. Chat-Blasen, Material You und eine eigene Ansicht für Foldables, sind in der neuen Version ebenfalls vertreten.

Möchten wir uns eine bessere Übersicht verschaffen, können wir einzelne Unterhaltungen als „Low Priority“ einstufen. Diese verschwinden dann in einer eigenen Liste, die wir jederzeit manuell aufrufen können. Auch das Anpinnen von Unterhaltungen ist möglich, genauso wie das Stummschalten von Einzelunterhaltungen und lästigen Gruppen.

Neben dem Pinnen gibt es die Favoriten-Funktion, die eine Unterhaltung als Blase nochmal extra am oberen Bildschirmrand fixiert. Nutzer*innen von Beeper Cloud können jederzeit auch nur einzelne Services, etwa nur alle WhatsApp-Unterhaltungen, einblenden lassen. Die Beta-Version wird dieses Feature höchstwahrscheinlich später ebenfalls erhalten.

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Chatten mit Abstrichen

Beeper kommt derzeit nicht ganz ohne Einschränkungen aus. Slack- und Discord-Nutzer*innen finden etwa schnell heraus, was mit der Warnung beim Onboarding gemeint war. So können wir zwar auf klassische Direktnachrichten zugreifen, Kanäle bei Slack und Discord werden aber nicht unterstützt und schließen somit wichtige Teile der Unterhaltung aus.

Auch die User-Experience muss an manchen Stellen Abstriche machen. Wer etwa bei WhatsApp und Signal so wie ich gerne mit Stickern arbeitet, ist bei Beeper schlecht dran. Zwar kann Beeper Sticker empfangen und teilweise senden, je nach Client variiert das Verhalten aber stark. 

Der Desktop-Client zeigt etwa auch animierte Sticker und unterstützt den Versand (als GIF), iOS und Android sehen aber keine Animation von nativen Stickern und haben nicht einmal die Versandmöglichkeit. Dieser Umstand lässt beim Verwenden von Beeper eine gewisse Unsicherheit entstehen, ob meine Nachrichten auch wirklich immer beim Gegenüber so ankommen, wie sie bei mir in der Beeper-App oder dem nativen Client aussehen.

Ebenfalls nicht ganz klar ist, welche App-Strategie man mit Beeper verfolgt. Zwar ist die neue Android-Beta trotz frühem Stadium vielversprechend, von einer angepassten iOS-Variante fehlt derzeit aber jede Spur.

Unklar ist auch, welchen Preis das Ganze haben wird. Zwar operiert Beeper derzeit kostenlos, Premium-Funktionen per Abonnement wurden aber bereits angekündigt. Beeper verspricht, keine Daten zu verkaufen und auf kaum etwas Zugriff zu haben. Ein kostenloses Modell, ohne die Nutzung von personalisierter Werbung, könnte schnell schwierig zu stemmen werden. 

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Fazit

Beeper scheint genau die richtige App für einer Zeit voller Chat-Apps zu sein. Während wir gerade auf dem Smartphone bisher an die nativen Apps gebunden waren, bietet Beeper hier erstmals eine interessante Alternative an. 

Zwar befindet sich das Unternehmen sowie dessen Apps weiterhin in der Findungsphase, das bisherige Angebot ist aber vielversprechend. Für einige Nutzer*innen wird das Vertrauen, alle Unterhaltungen in eine Hand zu legen, die größte Hürde werden. Darüber hinaus bietet Beeper aber schon heute eine spannende Lösung zum Chat-App-Chaos. 

Beeper Cloud ist kostenlos für iOS und Android erhältlich. Beeper Beta ist kostenlos für Android erhältlich. Beeper Desktop ist kostenlos für Windows, macOS, Linux und ChromeOS erhältlich.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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