Type 99A mit Wintertarnung und Cope Cage

Type 99A mit Wintertarnung und Cope Cage

© CCTV

Militärtechnik

China stattet Kampfpanzer Type 99A mit winzigem Drohnenschutz aus

Die chinesische Armee hat eine Winterkampfübung abgehalten. Der Staatssender CCTV hat ein Video der Gruppe 78 veröffentlicht.

Im Video sind mehrere gepanzerte Fahrzeuge zu sehen. Diese haben eine weiße Bemalung mit braunen Stellen, angepasst an die winterliche Umgebung: Schnee mit braunen Bäumen.

Einige Fahrzeuge haben zusätzlich ein weißes Tarnnetz. Damit sollen die harten Kanten der Panzer gebrochen werden, um eine visuelle Erkennung und Identifikation zu erschweren.

Auffällig ist, dass das fast alle Panzer einen Cope Cage haben. Das gilt auch für den Type 99A, den aktuellen Kampfpanzer der chinesischen Armee.

Es wurden schon zuvor chinesische Panzer bei Übungen mit solchen Aufbauten gesehen. Sie sollen vor FPV-Drohnen schützen, die Sprengsätze abwerfen oder damit die Panzer rammen.

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Type 99A mit Cope Cages sind bisher noch ein seltener Anblick gewesen. In den aktuellen Aufnahmen der Winterübung sieht man auch gut, wie klein diese Schutzmaßnahme ist. Das stellt ihre Sinnhaftigkeit infrage.

Type 99A mit Cope Cage

Type 99A mit Cope Cage

Cook-Off: Völlige Zerstörung des Panzers

Das Dach des Turms ist tatsächlich eine große Schwachstelle von Panzern. Hier ist die Panzerung dünn. Das ist doppelt problematisch, da sich um Turm nicht nur ein Teil der Besatzung befindet, sondern auch die Munition für das Geschütz.

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Durch einen Treffer auf bzw. in den Turm kann sich diese bei Sekundärexplosionen zünden. Dadurch kann es zu einem Cook-Off kommen, bei dem der komplette Panzer vernichtet wird.

Moderne Panzer lagern die Munition im Turm in einem eigenen Abteil mit einem Überdruckventil. Dieses kann die Kraft der Sekundärexplosionen nach außen ableiten. Ohne umfangreiche Reparaturen ist der Panzer danach aber nicht mehr nutzbar.

Drohnen werfen Sprengsätze in Luken

Außerdem befinden sich im Turm die Luken für die Besatzung. Sind diese geöffnet, weil die Crew gerade Pause macht, kein Gefecht erwartet wird oder der Kommandant das Maschinengewehr benutzen will, können Drohnen Sprengsätze oder Granaten hineinwerfen.

Ukrainische Soldaten haben mit ihren improvisierten Drohnen im Kampf gegen Russland mehrfach bewiesen, dass das zielgenau möglich ist.

Bei den chinesischen Panzern bei der Winterübung ist der Cope Cage abgeschrägt, damit abgeworfene Sprengsätze seitlich nach unten rollen, wo sie weniger Schaden anrichten können. Ähnliches gilt für Kamikaze-Drohnen mit Aufschlagzündern. Explodieren sie am Cope Cage und nicht direkt am Dach des Turms, hat der Sprengsatz weniger zerstörerische Wirkung.

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ZBD-04A

ZBD-04A

Cope Cage ist unterdimensioniert

Allerdings ist der Cope Cage bei den chinesischen Panzern sehr minimalistisch. Er schützt tatsächlich nur das Dach des Turms. Die Seiten haben keinen zusätzlichen Schutz. Auch die Wannen und Ketten sind nicht speziell geschützt.

Das spiegelt nicht die Realität im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wider. Beide Seiten greifen mit FPV-Drohnen gezielt die Rückseite der Kampfpanzer an, um die Motoren zu zerstören. Sind sie dann liegengeblieben, folgen weitere Angriffe, die oft seitlich oder hinten im Turm einschlagen, um den Cook-Off aufzulösen.

Sowohl Russland als auch die Ukraine haben deshalb umfangreiche Schutzmaßnahmen getroffen. Das geht hin zu Käfigkonstruktionen, die den gesamten Turm eines M1 Abrams umschließen, bis zu den russischen Schildkrötenpanzern – die sich bislang aber als nicht besonders effektiv erwiesen haben.

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Sanfter Cope-Cage-Start für das Training

China hat bisher noch keinen bewaffneten Konflikt ausgetragen, bei dem die Gegenseite mit FPV-Drohnen bewaffnet war. Daher ist es noch nicht nötig, dass die Fahrzeuge umfangreich geschützt sind. Womöglich experimentiert die chinesische Armee gerade erst damit oder will die Panzerbesatzungen langsam daran gewöhnen.

Der Cope Cage am Dach hat die meiste Auswirkung auf die Crew, weil sie dort ein- und aussteigen muss, bzw. der Kommandant dort mit Fernglas rausschaut oder das MG benutzt. Daher ist es sinnvoll, zuerst mit dem Training mit der Dachkonstruktion zu beginnen. Weitere Schutzanbauten, die die Seiten des Turms und der Wanne schützen, könnten später hinzugefügt werden, wenn ein echter Einsatz bevorsteht.

PLZ-10

PLZ-10

Type 99A

Der Type 99A ist Chinas aktueller Kampfpanzer. Er ist seit 2011 in Dienst. Genau wie beim älteren Type 99 basiert die Wanne auf dem russischen T-72, ist aber länger.

Die Hauptbewaffnung ist eine 125mm-Kanone. Sie nutzt einen Autolader, der auf dem Autolader des T-72 basiert.

Mit moderner Munition soll der Type 99A auf 1.000 Metern Entfernung 960mm Panzerung durchschlagen. Als Zweitbewaffnung gibt es ein 12,7mm-Maschinengewehr bei der Luke des Kommandanten und ein 7,62mm-Maschinengewehr, das mit dem Hauptgeschütz koaxial geschaltet ist.

Der Type 99A hat einen Dieselmotor mit 1.500 PS. Die Maximalgeschwindigkeit auf der Straße beträgt 80 km/h, die Reichweite 500 km. Aktuell hat die chinesische Armee 700 Type 99A und 600 Type 99 im Dienst.

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ZBD-04A und PLZ-10

Ebenfalls im Video zu sehen ist der Schützenpanzer ZBD-04A. Die Besatzung ist 3 Mann stark, im Transportbereich ist Platz für 7 Soldaten.

Je nach Ausführung wird eine 100mm-Kanone genutzt oder eine 30mm-Maschinenkanone. Die 100mm-Kanone verfügt über einen Autolader. Sie kann auch Raketen zur Bekämpfung von Panzern abfeuern.

Der Dieselmotor liefert 670 PS. Die Höchstgeschwindigkeit auf der Straße beträgt 75 km/h. Die Reichweite beträgt 500 km.

Im Video ist noch eine Variante des ZBD-04A zu sehen. Dabei dürfte es sich um einen PLZ-10 handeln. Dieser hat statt einer normalen Kanone ein 120mm-Rohr, um Mörsergranaten zu verschießen. Das ermöglicht das Bekämpfen von Zielen ohne direkte Sichtverbindung.

PLZ-10 beim Abfeuern von Mörsergranaten

PLZ-10 beim Abfeuern von Mörsergranaten

Die Feuerkraft und Reichweite ist zwar geringer als mit einer PLZ-05 155mm-Panzerhaubitze, dafür entsprechen aber Tempo und Beweglichkeit mehr dem von ZBD-04A und Type 99A. Dadurch ist der Panzerverband flotter und agiler, als wenn ein PLZ-05 im Schlepptau wäre.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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