Schiebel S-101 und S-301
Österreichischer Hersteller Schiebel baut bewaffnete Drohnen-Hubschrauber
Anfangs war Schiebel bemüht, seinen Camcopter für zivile Zwecke zu präsentieren. So kommt die Hubschrauber-Drohne zur Vermessung von Topografie zum Einsatz, „erschnüffelt“ umweltverschmutzende Schiffe oder spürt radioaktive Stoffe in der Luft auf.
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Später folgten Behörden- und Militärauftrage, etwa um den Drohnen-Hubschrauber zur Aufklärung auf Kriegsschiffen zu nutzen. Jetzt geht das österreichische Unternehmen den nächsten Schritt und stellt mit Raketen bewaffnete Drohnen vor.
S-101 und S-301
Die Drohnen-Hubschrauber heißen Camcopter S-101 und S-301. Sie werden offiziell von der ausgegliederten Firma Schiebel Defence GmbH angeboten, die ihren Sitz in Wiener Neustadt hat. Beide Drohnen sollen KI eingebaut haben, zumindest teilautonom sein und gegen Störaktionen durch Jammer gesichert sein.
Schiebel S-101 und S-301
© Schiebel
Genaue Spezifikationen für S-101 und S-301 wurden noch nicht bekannt gegeben. S-101 wird sich vermutlich stark am S-100 orientierten. Dieser ist bis zu 185 km/h schnell und kann je nach Konfiguration bis zu 10 Stunden in der Luft bleiben. Er ist 3,1 Meter lang und 1,1 Meter hoch und kann mit verschiedenen Kameras, Sichtsystemen, Radar und Lidar ausgestattet werden.
Hydra-Raketen und AT-4
Die Traglast beim S-100 beträgt normalerweise 50 kg. Beim S-301 wird diese wohl höher sein, um mehr Waffenlast zu tragen. Schiebel spricht hier von „gelenkten und ungelenkten Raketen, die bei Armeen bereits im Dienst sind“, nennt aber keine Details.
Anhand der Konzeptgrafiken sieht es so aus, als würde der S-301 10 Startröhren für die gängigen Hydra-Raketen tragen. Diese sind normalerweise ungelenkt, können aber mit APKWS II zu lasergelenkten Raketen mit einer Reichweite von 5 km aufgerüstet werden. Das würde sich für den S-301 gut anbieten, da er den Infrarot-Laser, um das Ziel zu markieren, unten am Rumpf tragen kann.
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Der S-101 hat am Bild 2 Startröhren. Diese sehen wie der Raketenwerfer AT-4 aus. Der wird normalerweise von Soldaten von der Schulter aus abgefeuert. In der aktuellen Variante AT-4 ER wiegt er knapp unter 9 kg und hat eine effektive Reichweite von 600 Metern.
Die Rakete ist ungelenkt, die Startröhre ist nur einmal verwendbar und wird nach dem Abfeuern weggeschmissen. Da der AT-4 bei über 20 Ländern im Einsatz, wäre es für die relativ einfach, einen S-101 zu kaufen und ihn mit dieser Bewaffnung zu bestücken.
Optional bewaffnet statt reine Kampfdrohne
Vermutlich sind S-101 und S-301 vor allem für Kunden interessant, die bereits den S-100 militärisch nutzen oder vorhaben, den Camcopter dafür zu kaufen. Aufklärung, Zielbeobachtung und Feuerleithilfe können S-101 und S-301 genauso übernehmen und bei Bedarf kann man sie vor einem Einsatz mit Raketen bewaffnen.
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Die Nutzung als reine Waffenträger-Plattform würde nur Sinn macht, wenn man davon ausgeht, dass der Feind keinerlei Methoden zur Luftabwehr hat. Im Vergleich zu handelsüblichen Multicopter-Drohnen, die die Ukraine und Russland zum Abwerfen von Sprengsätzen und für Kamikaze-Attacken nutzen, sind die Camcopter nämlich deutlich größer und damit leichtere Ziele.
Sie könnten mit klassischer Flak, schultergestützten Flugabwehrraketen, Laserwaffen oder modernen Flugabwehrgeschützen beschossen werden. Mehrere Nationen entwickeln gerade moderne Flakfahrzeuge, um auf Schlachtfeldern künftig Drohnen leichter auszuschalten.
Sogar mit kleineren Kamikazedrohnen können größere Drohnen und Hubschrauber bekämpft werden.
Flugzeug-ähnliche Aufklärungsdrohnen, die auch für Bodenangriffe eingesetzt werden, haben mehr Reichweite, können höher fliegen und weitreichendere Waffen tragen. Dazu zählen die Bayraktar TB2 und MQ-9 Reaper.
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Die sind mit Flügelspannweiten von 12 und 20 Metern aber deutlich größer als ein Camcopter und können nicht vertikal starten. Der Camcopter kann hingegen auch problemlos vom Hubschrauber-Landeplatz einer Korvette oder Fregatte aus starten.
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