2 F-4 der südkoreanischen Luftwaffe

2 F-4 der südkoreanischen Luftwaffe

© ROKAF

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Private Firma will Satelliten mit F-4 Kampfjets ins All bringen

Die F-4 Phantom hat früher Bomben abgeworfen und Raketen abgefeuert. Jetzt soll der ikonische Jet der Kalten-Krieg-Ära mit Satelliten „bewaffnet“ werden.

Das ist der Plan des amerikanischen Unternehmens Starfighters International. 12 Stück der F-4 sollen dazu gekauft werden, berichtet twz.

Soviel kosten die Kampfflieger

Die 12 Kampfjets wurden Mitte 2024 von der südkoreanischen Luftwaffe in Pension geschickt. Zusammen sollen sie 15 Millionen US-Dollar kosten, also 1,25 Millionen US-Dollar pro Stück. Das ist schon beinahe ein Schnäppchen. Der Neupreis für eine F-4E betrug im Jahr 1965 2,4 Millionen US-Dollar, was heutzutage fast 23,9 Millionen US-Dollar entspricht.

Allerdings haben die Jets schon einige Flugstunden auf dem Buckel. Bei den südkoreanischen Luftstreitkräften war die F-4 55 Jahre im Einsatz. Die Maschinen werden deshalb als „as is“ verkauft. Sie seien immer noch wartbar und damit flugfähig, Garantie oder Serviceverträge gibt es aber keine.

Zusätzlich zum Kaufpreis kommen auf Starfighters International weitere hohe Kosten zu. Denn der Prozess, um die F-4 zu demilitarisieren und als zivile Maschinen in den USA nutzen zu dürfen, ist komplex und teuer.

Politische Probleme

Auch muss mit Verzögerungen bei der Importgenehmigung gerechnet werden. Denn Südkorea hat immer noch mit den politischen Nachwehen zu kämpfen, weil der frühere Präsident Yoon Suk Yeol am 3. Dezember 2024 das Kriegsrecht ausgerufen hat.

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Zudem befinden Süd- und Nordkorea offiziell immer noch im Krieg, weil der Koreakrieg mit einem Waffenstillstand, aber nicht mit einem Friedensvertrag, endete. Als privates Unternehmen militärisches Gerät von einer Nation kaufen, die im Kriegszustand ist, könnte rechtlich schwierig werden.

Starfighters International hat aber theoretisch mehrere Ausweichmöglichkeiten. Japan hat 2020 seine F-4s offiziell außer Dienst gestellt und vermutlich etliche davon eingemottet. Griechenland ist gerade dabei, die F-4 in Rente zu schicken. Auch bei der Türkei dürfte es nicht mehr lange dauern, bis die Kampfjets ausgemustert werden.

Billiger und flexibel

Der Plan ist mit den F-4s eine günstige Möglichkeit anzubieten, Satelliten in den niedrigen Erdorbit (LEO) zu befördern. Aktuell benötigt man dazu eine Trägerrakete, wie die SpaceX Falcon 9. Der Start so einer Rakete ist nicht nur sehr teuer, sondern auch komplex.

Will man nur einen kleineren Satelliten ins All bringen, kommt zusätzlich hinzu, dass man auf einen freien Platz warten muss, falls man sich nicht einen ganzen Raketenstart leisten kann. Man kann das in etwa vergleichen, wenn man nur Geld für ein Busticket hat und erst wartet, bis der Bus daherkommt und dann noch hoffen muss, dass ein Sitzplatz frei ist, anstatt sich ein Taxi zu rufen.

Gerade für kleinere Unternehmen, die Cube-Sats oder ähnliche Satelliten ins All bringen wollen, könnte das Angebot von Starfighters International verlockend sein. Denn abgesehen von den geringeren Kosten ist man auch zeitlich flexibler, weil der Start eines Flugzeugs schneller geht und weniger Genehmigungen und Bürokratie erfordert, als der Start einer Trägerrakete.

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F-4 ersetzt die erste Raketenstufe

Ganz ohne Rakete geht es aber nicht. Die F-4 ist zwar trotz ihres hohen Alters überraschend leistungsfähig, aber die Dienstgipfelhöhe von 18 km ist doch weit vom niedrigen Erdorbit entfernt, der bei etwa 150 km Höhe beginnt.

Laut einer Grafik von Starfighters International wird die F-4 in etwa 12 km Höhe fliegen. Dort wird dann eine Rakete abgefeuert, deren Nutzlast der Satellit ist. Diese bringt den Satelliten in den gewünschten Orbit. Die Phantom ersetzt damit quasi die erste Stufe (Booster) einer Trägerrakete.

So will Starfighters International die Satelliten in den Weltraum bringen

So will Starfighters International die Satelliten in den Weltraum bringen

Antike F-104 fliegen ebenfalls

Das Unternehmen hat bereits mehrere Jahre Erfahrung im Betrieb von demilitarisierten Kampfjets. Es nutzt derzeit 7 Stück F-104 Starfighter – daher kommt auch der Name des Unternehmens.

Eine F-104 von Starfighters International

Eine F-104 von Starfighters International

Die F-104 wurde von 1956 bis 1974 gebaut und kann damit schon als antik bezeichnet werden. Offiziell liegt die Höchstgeschwindigkeit bei Mach 2 und die Dienstgipfelhöhe bei 15 km. Sie flog aber auch schon bestätigt über Mach 2,2 und stellte 1963 einen Höhenrekord mit 36 km auf.

Dem Gegenüber steht die mangelnde Verlässlichkeit. 292 der 916 von Deutschland gekauften F-104 stürzten ab, 116 Piloten starben.

Starlaunch I und II

Starfighters International hat mit der F-104 bisher hauptsächlich Hochgeschwindigkeitsexperimente für Unternehmen angeboten, bei Mach 2. Zukünftig soll auch sie Nutzlast ins All bringen. Weil sie weniger Traglast als die F-4 hat, wird es aber nur für kleinere Experimente und Mikro-Satelliten reichen. Diese können in etwa 100 km Höhe geschossen werden, wo sie sich ein paar Minuten in der Mikrogravitation aufhalten. Das Startsystem dafür heißt Starlaunch I. Die größere Version für die F-4 ist Starlaunch II.

Aktuell lässt das Unternehmen seine F-104 vom Kennedy Space Center starten, wo es mit der Shuttle Landing Facility eine der längsten und größten Startbahnen der Welt gibt. Auf der 4,5 km langen Piste sind früher die Space Shuttles nach ihren Einsätzen im Weltraum gelandet.

Mit der Anschaffung der F-4s ist aber ein Umzug nach Texas geplant. Das wird ebenfalls dabei helfen, unabhängiger zu sein, wenn es um Starts und Landungen geht.

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Der fliegende Ziegelstein

Die F-4 heißt mit vollem Namen McDonnell Douglas F-4 Phantom II. In ihrer langen Einsatzgeschichte hat sie von den Piloten ein ganzes Arsenal an Spitznamen bekommen. In den USA waren das ua. Snoopy, Rhino, Double Ugly, Old Smokey, The Flying Anvil, Flying Footlocker, Lead Sled und St. Louis Slugger. Weil sie trotz des hohen Gewichts im Vietnam-Krieg in Luftkämpfen 150 MiGs abgeschossen hat, wurde sie ironisch als „der Triumph von Schub über die Aerodynamik“ bezeichnet.

Bei der deutschen Luftwaffe bekam sie die Spitznamen Eisenschwein, Fliegender Ziegelstein und Luftverteidigungsdiesel. Die britische Luftwaffe nannte sie The Toom, in der Türkei hieß sie Baba (Papa).

Im Gegensatz zur F-104 war sie für ihre Robustheit bekannt. Der frühere Pilot Chuck DeBellevue sagte etwa: „Sie war ein Biest. Sie konnte durch einen Schwarm Vögel fliegen und hinten kam BBQ raus.“

F-4 war als Atombomber nutzbar

Die F-4 wurde von 1958 bis 1981 gebaut, die letzte Variante war die F-4E. Sie hat 2-Mann-Besatzung, ist 19,2 Meter lang und hat eine Spannweite von 11,7 Meter. Am Boden können die Flügel geklappt werden, wodurch die Spannweite auf 8,4 Meter sinkt, damit sie leichter auf Flugzeugträgern Platz hat.

Die offizielle Höchstgeschwindigkeit liegt bei Mach 2,23, der Rekord für die F-4 bei Mach 2,59. Die Nutzlast für Waffen beträgt bis zu 8.480 kg auf 9 Hardpoints. Neben diversen Bomben und Raketen konnte die F-4 auch Nuklearwaffen tragen, wie die B61-Bombe, mit einer Zerstörungskraft von 340 kT.

Aufgrund ihrer langen Einsatzdauer, bekam sie in einigen Ländern sogar modernere Waffen. In Griechenland und Deutschland flog die F-4 etwa mit AIM-120 Luft-Luft-Raketen.

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2 F-4 im Privatbesitz

Insgesamt wurden über 5.100 Stück gebaut. Nur 2 flugfähige davon sind, soweit bekannt, in Privatbesitz. Eine F-4D gehört der Collins Foundation in den USA. Sie ist aber seit Jahren nicht mehr geflogen, wegen der hohen Betriebskosten.

Die zweite F-4 gehört dem Flugzeughändler Platinum Fighters. Dabei handelt es sich um ein Vorserienmodell, das 1959 hergestellt wurde. Es wurde nur für Testflüge genutzt und war nie im Kampfeinsatz. Im September 1964 wurde die Maschine von der US Navy ausgemustert.

Die F-4 von Platinum Fighters kann gekauft werden

Die F-4 von Platinum Fighters kann gekauft werden

Die F-4 wird für 950.000 US-Dollar angeboten, ist aber noch nicht fertig restauriert. Sie wurde bisher nicht demilitarisiert – der Käufer muss sich darum also selbst kümmern.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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Gregor Gruber

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