Manhunt wurde mit einem Mord in Verbindung gebracht.

Manhunt wurde mit einem Mord in Verbindung gebracht.

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Endboss Hitler, Beschlagnahme, Klage der Post: 10 Skandal-Videospiele

Videospiele können in Menschen vieles auslösen. Das muss jedoch nicht immer positiv sein, im Gegenteil: Videospiele und vor allem ihre Inhalte können zu Empörung, Kontroversen und sogar regelrechten Skandalen führen. Die futurezone hat eine Sammlung 10 großer Skandale rund um Video- und Computerspiele zusammengestellt:

Wolfenstein 3D (1992)

Der "Großvater der 3D-Shooter" fällt neben Gewaltdarstellungen vor allem für die Darstellung des Nationalsozialismus auf. So muss der*die Spieler*in als Soldat B.J. Blazkowicz aus seiner Gefangenschaft in der Naziburg Wolfenstein fliehen und begibt sich damit auf eine Mission gegen die Nationalsozialisten. Als finaler Gegner des Games tritt Adolf Hitler auf.

Das Spiel wurde 1994 in Deutschland beschlagnahmt und eingezogen, erst 25 Jahre später wurde es von der Liste jugendgefährdender Spiele entfernt und die Beschlagnahme aufgehoben. Die USK-Prüfung folgte 2022 und das Spiel ist nun ab 16 Jahren freigegeben. 

Duke Nukem 3D (1996)

Neben Gewalt beinhaltet das Spiel auch sexuelle Inhalte, verbunden mit der Nacktheit weiblicher Charaktere. So entführen Aliens Frauen - in dem Duke-Nukem-Universum von Zeit zu Zeit auch "Babes" genannt - und halten diese nackt als Geiseln gefangen. In dem Ego-Shooter gibt es außerdem eine Szene, in der der*die Spieler*in Stripperinnen Geldscheine geben kann, die daraufhin für kurze Zeit ihr Oberteil öffnen. 

In Deutschland wurde das Spiel aufgrund der Sorge vor "Abstumpfungseffekten" bei den Tötungsszenen indiziert (als jugendgefährdend eingestuft). 2017 wurde das Spiel vom Index (Liste jugendgefährdender Spiele) entfernt. In Australien wurde es überhaupt erst eingestuft, als eine Kindersicherung optional eingebaut wurde.

Postal (1997)

Der 1. sowie der 2. Teil (2003) der Computerspielreihe wurden unter anderem aufgrund Drogenkonsum, rassistischer Inhalte, gewaltvolle Inhalte gegen Zivilist*innen, sowie sexueller Inhalte kritisiert. Beide Teile sind Shooter, in denen die Spieler*innen die Rolle vom Protagonisten, bekannt als Postal Dude, übernehmen.

Teil 1 gilt dabei besonders als Skandalspiel, da es von einem Amoklauf handelt. So spielt schon der Titel auf die in Amerika verbreitete Redewendung "going postal" an, was auf Deutsch so viel wie Amok laufen bzw. durchdrehen bedeutet. Wegen den Namen klagte die US Post schon bevor das Spiel überhaupt erschienen ist, weil Kund*innen glauben könnten, es habe mit Postboten zu tun. Der Rechtsstreit dauerte 6 Jahre an, den die US Post schließlich verlor.

Das Spielprinzip selbst - Postal Dude ist bewaffnet und tötet alle ihm in den Weg kommende Menschen - stellt einen Amoklauf dar, sowie die am Ende verfügbare Taste, mit der man sich selbst erschießen konnte und der Einspieler "I regret nothing" (zu Deutsch: Ich bereue nichts) zu hören war.

In Deutschland wurden sowohl Teil 1 und 2 indiziert, auf Online-Vertriebsplattformen wie Steam und GOG.com ist der 1. Teil nicht verfügbar. In Australien und Neuseeland erhielt Postal 1 keine Prüfung. Damit gilt das Spiel praktisch als verboten, da in diesen Ländern ungeprüfte Spiele nicht konsumiert werden dürfen.

Soldier of Fortune (2000)

Der Ego-Shooter (im Einzel- sowie Mehrspielermodus spielbar) erzählt die Geschichte des tatsächlich existierenden Söldners John Mullins, den es im Kamf gegen Terrorist*innen und Kriminelle an verschiedene Orte der Welt verschlägt. Es war eines der ersten Ego-Shooter, bei denen in unterschiedliche Körperregionen unterteilt wurde, wodurch verschiedene Verletzungen simuliert wurden. Es war auch möglich, Körperteile der Gegner*innen wegzuschießen. 

Die daraus resultierende Gewaltdarstellung führte dazu, dass das Videospiel unter anderem in Deutschland und Kanada als ungeeignet für unter 18-Jährige eingestuft wurde. In Deutschland wurde außerdem eine zensierte Version erstellt, bei der alle Gewalteffekte aus dem Spiel genommen und reale Städtenamen umgeändert wurden, um den fiktiven Charakter des Spiels beizubehalten. Nichtsdestotrotz wurde auch die zensierte Version indiziert. 

Manhunt (2003)

Der erste Teil der Manhunt-Serie wurde einige Zeit mit dem Mord an Stefan Pakeerah in Verbindung gebracht. So soll sein Mörder Warren Leblanc das Spiel gespielt haben und sich dadurch in seiner Tat beeinflussen haben lassen. In Manhunt (auf Deutsch: Fahndung, Menschen-, Verbrecherjagd) schlüpft man in die Rolle des Verbrechers James Earl Cash, der auf seine Hinrichtung wartet.

Dieser wird von einem ehemaligen Hollywood-Regisseur befreit, der die Justiz besticht und so seine Hinrichtung vortäuschen lässt. Im Gegenzug möchte der Regisseur, dass Cash ihm beim Dreh von Mord-Filmen helfen soll und dabei Gangmitglieder auf grausame Weise töten soll. Die Gangs sind ua. vom Ku-Klux-Klan inspiriert.

Das Spiel wird als Satire an eskalierenden Reality-Shows gesehen. Der mediale Diskurs rund um das Verbrechen führte dazu, dass das Spiel in Großbritannien kurzzeitig aus dem Sortiment genommen wurde. Im späteren Verlauf wurde bestimmt, dass es keinen Einfluss auf die Tat hatte.

Auch der Nachfolger Manhunt 2 (2007) wurde nicht mit Samthandschuhen angefasst. Dieser wurde in vielen Ländern als "Adults Only" eingestuft, daher darf das Spiel nicht auf Twitch gestreamt werden. In Deutschland sind Teil 1 und 2 verboten.

Dead or Alive Xtreme Beach Volleyball (2003)

Das Spiel hob sich zum Zeitpunkt seiner Erscheinung von anderen Games der Spielreihe Dead or Alive ab. So handelte dieses nicht wie üblich vom Kämpfen, sondern vom Beach Volleyball. Als lächerlich bis hin zu sexistisch und beleidigend wird die darin enthaltene Darstellung von weiblichen Körpern erachtet.

Diese werden insgesamt sehr sexualisiert dargestellt, unter anderem in den Bewegungseffekten der weiblichen Brust. Außerdem liegt der eigentliche Spielinhalt, nämlich das Volleyballspiel, im Hintergrund. Der Fokus liegt viel mehr auf den in 3D dargestellten Frauenkörpern.

Zudem kann man in den Einstellungen das eigene Alter verändern, wodurch die Brüste der Charaktere größer oder kleiner werden sollen. Je älter man sich ausgibt, desto größer und hüpfender sollen die Brüste sein. So war es zumindest bei früheren Titeln der DOA-Reihe. User*innen in Foren stritten sich darüber, ob sie diese Veränderungen tatsächlich bemerken oder ob es sich dabei nur um eine Vermutung handelt.

Grand Theft Auto: San Andreas (2004)

Grand Theft Auto eckte aufgrund der kontroversen bis hin zu kriminellen Handlungsmöglichkeiten in den Spielen bereits einige Male in der Gesellschaft an. Besonders skandalös war jedoch das Spiel GTA: San Andreas. So wurde das als "Mature" (ab 17) eingeordnete Spiel aufgrund des "Hot Coffee Mods" auf "Adults Only" (ab 18) hochgestuft.

Demnach fanden Spieler*innen ein verstecktes und nicht spielbares Minispiel in den Gamefiles. Dieses enthielt eine interaktive Sex-Szene zwischen dem Protagonisten und einer seiner Freundinnen. Szenen wie diese waren anfangs in der Spielplanung enthalten, wurden aber später gestrichen.

Kurz darauf gelangten die Files an die Öffentlichkeit und der "Hot Coffee Mod", der das Minigame spielbar machte, wurde verbreitet. In Australien wurde das Game verboten, bis das Minigame entfernt wurde.

Um wieder die alte Einstufung als "Mature" zu erhalten und auch in Australien wieder auf dem Markt zu erscheinen, wurden die Files aus dem Spiel entfernt sowie ein Patch, der den Mod sperrte, veröffentlicht.

Leisure Suit Larry: Magna Cum Laude (2004)

Der erste Teil der Spielreihe kam 1987 auf dem Markt, 2020 erschien das jüngste Game. Die Leisure Suit Larry-Spielreihe galt seit jeher aufgrund der obszönen Inhalte sowie dem Erwachsenenhumor als kontrovers. So besteht das Spielprinzip darin, den Protagonisten Larry mit Frauen zu verabreden und für ihn die große Liebe zu finden.

Leisure Suit Larry: Magna Cum Laude sticht jedoch mit seinen sexuellen Inhalten besonders heraus. So steuert man hier im Gegensatz zu den Vorgänger-Games nicht den originalen Larry, sondern seinen gleichnamigen Neffen. Dieser streift auf dem Universitäts-Campus umher und kann mit weiblichen Charakteren interagieren.

Dass es sich bei diesen Frauen um junge Student*innen handelt, verstärkt die Kontroverse. Auch der Ort ist problematisch, da an Universitäten immer wieder Missbrauch und Vergewaltigungen stattfinden. Zudem ist das Spiel durch technologische Fortschritte grafischer als manch älterer Vorgänger, wodurch vermutlich leichter bestimmt wurde, dass das Spiel nicht für die Augen von Minderjährigen bestimmt sei.

In den USA wurde das als  "Adults Only" eingestufte Spiel daraufhin so verändert, dass es als "Mature" eingestuft wird. In Europa war hingegen von Anfang an eine unzensierte Version erhältlich, diese wurde in den USA und Kanada später zusätzlich zu der zensierten Version angeboten. 

In Australien wurden beide Versionen gar nicht erst eingestuft. Damit wurde der Vertrieb auf dem Markt aufgehalten. Außerdem darf die unzensierte Version nicht auf Twitch gestreamt werden. Grund dafür ist die Einstufung als "Adults Only". 

Call of Duty: Modern Warfare 2 (2009)

Für Aufsehen erregte in diesem Game die "No Russian"-Mission, bei der sich der*die Spieler*in an einem Terrorangriff auf einem russischen Flughafen beteiligt. Man hatte die Wahl, auf Zivilist*innen zu schießen, sich zu enthalten oder die Mission völlig auszulassen.

Die grafische Darstellung der Szene wurde mit einer Warnung vor Beginn der Mission versehen. Sie soll zudem die detaillierteste Szene des Spiels gewesen sein und wurde in mehreren Ländern zensiert. Journalist*innen sowie religiöse Persönlichkeiten waren unter denjenigen Personen, die die Mission stark kritisierten.

So sagte Marc Cieslak von BBC News, dass die Mission seine Theorie widerlegte, die Gamingszene wäre erwachsen geworden. Vonseiten religiöser Vertreter wurde der Part unter anderem als "widerlich" und zum Terrorismus animierend bezeichnet.

In der deutschen Fassung kann der*die Spieler*in nicht auf Zivilist*innen schießen, in Russland wurde die Szene komplett entfernt. Insgesamt befeuerte das Spiel die Diskussion über Gewaltdarstellungen in Videospielen.

Cyberpunk 2077 (2020)

Die futurezone hat kurz nach Release des Games bereits über seine Mängel geschrieben. So funktionierte das Spiel auf älteren Spielekonsolen schlichtweg gar nicht oder stürzte nach einiger Zeit ab. Vorwiegend auf der PS4 und Xbox One hatte das Spiel massive Bugs, die nach einem Update nur teilweise gelöst wurden.

Besonders negativ aufgefallen ist das vor allem deswegen, weil sich das Spiel vorab eine große Community aufbaute, die daraufhin große Schwierigkeiten hatte, das lang ersehnte Spiel zu spielen. Sony zog die Reißleine und nahm das Spiel für mehrere Monate aus dem PS-Store.

Bereits erworbene Spiele konnten - sofern mit Bugs und wiederholten Spielabstürzen möglich - weiterhin gespielt werden. Gleichzeitig bot Sony den Spieler*innen an, sich ihr Geld rückerstatten zu lassen. Wie Polygon berichtete, erfolgte die Rückerstattung jedoch nicht problemlos.

Während Spieler*innen mit massiven Bugs keine Rückerstattung erhielten, bekamen Spieler*innen, die teilweise 10 Stunden Spielzeit hatten, ihr Geld zurück. Im Juni 2021 kam das Spiel in den PS-Store zurück, jedoch wurde vom Kauf der PS4-Version abgeraten. Für Kund*innen, die eine physische Kopie des Games gekauft hatten, die das Geschäft nicht zurücknehmen wollte, bot das Spielestudio CD Projekt RED selbst eine Rückerstattung an.

Außerdem nennenswert

Mikrotransaktionen im Gaming

Darunter versteht man ein Geschäftsmodell, mit dem Spieler*innen virtuelle Güter (Waffen, Kleidung, Skins, Lootboxen etc.) kaufen können. Als Mikrotransaktionen werden Summen von unter 5 Euro verstanden. Vermehrt wird das Modell bei eigentlich kostenlosen Spielen angewendet.

Diese werden sehr kontrovers diskutiert, unter anderem durch die möglichen Nachteile für diejenigen, die nicht für Inhalte bezahlen. Diese haben teilweise geringere Chancen, zu gewinnen. "Pay2Win" bzw. "Pay-to-Win" meint, dass zahlungswillige Spieler*innen leichter gewinnen können als Spieler*innen, die keine zusätzlichen Inhalte kaufen.

NBA 2K

Beispielhaft dafür ist die NBA 2K-Reihe. So erntete das Spiel vonseiten der Spieler*innen aufgrund der Mikrotransaktionen heftig Kritik. Die NBA 2K-Spielreihe ist eine jährlich erscheinende Basketball-Simulation, der 1. Teil "NBA 2K" wurde 1999 veröffentlicht.

Dem Spiel NBA 2K22 zum Beispiel wird vorgeworfen, Glücksspiele indirekt durch Lootboxen und Minispielautomaten anzupreisen. Deswegen wurde das Spiel von der USK als "Freigegeben ab 12 Jahren" eingestuft, da Kinder unter 12 nicht die emotionale Reife besitzen, das Glücksspiel als fiktiven Spielinhalt einschätzen zu können.

Vor einem Jahr wurden die Entwickler Take-Two Interactive aufgrund der Lootboxen und virtuellen Währung in NBA 2K verklagt. Wie Play3.de berichtete, wurde ihnen "unfaire, betrügerische und rechtswidrige Praktiken, einschließlich illegaler Glücksspielpraktiken" im Zusammenhang mit Lootboxen und Mikrotransaktionen vorgeworfen.

So müsse man laut Klageschrift Mikrotransaktionen abschließen, um im Spiel voranzukommen - und das, obwohl das Game zum Vollpreis verkauft wird. Dieser variiert je nach Konsole, Teil der Serie u.Ä.. Auf Steam kostet NBA 2K22 60 Euro. Das erzeuge eine Irreführung für die Spieler*innen, die sich für 60 Euro nicht erwarten, weitere Käufe abschließen zu müssen. 

In der Gamingszene haben schon viele Videospiele zu Kontroversen bis hin zu großen Skandalen geführt. Eine noch längere Liste findet ihr hier

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Celina Dinhopl

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