© Huawei/futurezone

Produkte

Huawei FreeBuds 4 im Test: Eine Frage des Ohres

Die FreeBuds 4 sind nicht allzu teuer und können mit einem großen Funktionsumfang aufwarten.

Auf dem Smartphone-Markt machen Huawei die US-Sanktionen weiterhin zu schaffen. Und weil sich die Google-freien Huawei-Handys kaum verkaufen, setzt der chinesische Technologiekonzern auf den europäischen Märkten nun verstärkt auf Peripheriegeräte wie Smartwatches, Fitnessbänder und eben Kopfhörer.

Erst kürzlich hat Huawei seine FreeBuds 4 auf den Markt gebracht. Die True-Wireless-Earphones zeichnen sich durch ein auffallendes Design, einer mittlerweile eher ungewöhnlichen Passform und zahlreichen Funktionen aus. Wir haben die Huawei FreeBuds 4 getestet.

Pro & Contra

Pro

  • aktive Geräuschunterdrückung (ANC)
  • App zur Verwaltung der Kopfhörer
  • gute Klangqualität (sofern Kopfhörer gut ins Ohr passen)
  • Spritzwasserschutz

Contra

  • kurze Akku-Laufzeit
  • nicht allzu gute Klangqualität (sofern Kopfhörer nicht gut ins Ohr passen)
  • umständliche Handhabung der dazugehörigen App

Eine Frage der Passform

Seit einiger Zeit kommen fast nur mehr In-Ear-Kopfhörer auf den Markt, die direkt im Gehörgang mit einer Art Stöpsel befestigt werden. Umso bemerkenswerter ist die offene Bauform der FreeBuds 4. Sie werden nämlich nicht mit einem Silikon-Pfropfen in den Gehörgang eingeführt, sondern haken sich einfach in der Ohrmuschel ein.

Ob die FreeBuds 4 für jemanden in Frage kommen, entscheidet sich also zunächst an der Passform. Finden Kopfhörer auch ohne Silikon-Aufsatz gut Halt in der Ohrmuschel, stellen die FreeBuds 4 eine willkommene Alternative zu den meisten anderen In-Ear-Kopfhörern dar.

Finden solche stöpsellosen Ohrhörer jedoch keinen richtigen Halt im Ohr, ist von den FreeBuds 4 abzuraten. Damit der Sound entsprechend wiedergegeben werden kann und die Kopfhörer nicht so leicht aus dem Ohr rutschen, sollte man in diesem Fall eher zu Ohrhörern mit Silikon-Aufsatz greifen.

Technische Spezifikationen

Huawei FreeBuds 4

  • Farben: Silver Frost und Ceramic White
  • Gewicht: Earbud 4,1 Gramm / Lade-Case 38 Gramm
  • Mikrofone: für Telefonie und Sprachassistenzdienst
  • Dynamischer Treiber: 14,3 mm
  • Übertragungsbereich: bis zu 40 kHz
  • Laufzeit ohne Geräuschunterdrückung: 4 Stunden / insgesamt mit Lade-Case 22 Stunden
  • Laufzeit mit Geräuschunterdrückung: 2,5 Stunden / insgesamt mit Lade-Case 14 Stunden
  • Akku: Earbuds - 30 mAh / Lade-Case - 410 mAh
  • Wasserschutz: gemäß IPX4, Spritzwasserschutz
  • Konnektivität: Bluetooth 5.2
  • Codecs: keine Angaben
  • Preis: 120 Euro (UVP)

Adaptive Ear Matching (AEM)

Sound passt sich an das Ohr an

Adaptive Ear Matching (AEM) nennt Huawei seine Technologie, mit der sich der Sound der FreeBuds 4 an die Beschaffenheit des Ohres anpasst. Bei Menschen mit größeren Ohren kann es nämlich passieren, dass zwischen Kopfhörer und Gehörgang so viel Platz bleibt, dass dort ein Teil des Sounds entweicht. Das will Huawei mit Adaptive Ear Matching ausgleichen.

Je nach Ohr wird daher der Bass und die Abstimmung des Sounds so geregelt, dass sowohl bei großen Ohren (mehr Bass notwendig) als auch bei kleineren Ohren (weniger Bass notwendig) der optimale Sound entsteht.

In meinem Fall hat das Adaptive Ear Matching nicht wirklich gut funktioniert. In meinem Ohr finden die FreeBuds 4 keinen richtig guten Halt und hängen eher lose im Ohr.

Dabei wurde der Bass viel zu stark wiedergegeben, sodass er einige andere Frequenzen übertönt hat. Als ich den Ohrhörer versuchsweise ins Ohr drückte, wurde der Bass automatisch zurückgefahren und der Klang war wesentlich besser. Blöd ist, dass das AEM nicht deaktiviert werden kann.

Aktive Geräuschunterdrückung

In meinem Fall war von der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC) nicht allzu viel zu vernehmen. Der Grund liegt wohl daran, dass die Ohrhörer bei mir nicht so gut sitzen.

Dadurch ist es auch schwierig, die Qualität der ANC zu analysieren. Auffallend ist jedoch, dass die aktive Geräuschunterdrückung die Akkulaufzeit massiv beschneidet.

Schwache Akkulaufzeit

Hat man die ANC aktiviert, halten die FreeBuds 4 lediglich 2,5 Stunden durch. Mit Lade-Case, in dem die Kopfhörer zwischendurch aufgeladen werden können, kommen die FreeBuds 4 auf eine Play-Time von insgesamt 14 Stunden.

Ist die Geräuschunterdrückung deaktiviert, liegt die Play-Time bei 4 Stunden beziehungsweise 22 Stunden, wenn man die Ohrhörer immer wieder im Lade-Case aufladet.

Gestensteuerung bei den Huawei FreeBuds 4

Akkulaufzeit im Vergleich

Die Abspieldauer der Sennheiser CX True Wireless beträgt insgesamt 27 Stunden, sofern sie zwischendurch im Lade-Case aufgeladen werden. Ohne Lade-Case halten die CX True Wireless von Sennheiser 9 Stunden am Stück durch.

Geschlagen wird Sennheiser hier praktisch nur von den Samsung Galaxy Buds+ (11 Stunden) und den Sony WF-1000XM4 (12 Stunden). Apple gibt bei den AirPods und AirPods Pro eine Laufzeit von bis zu 5 Stunden an. Die meisten Hersteller - von JBL und Bang & Olufsen und OnePlus bis Samsung - weisen zwischen 7 und 8 Stunden aus.

Huawei AI Life App

Steuerung und Smartphone-App

Das Aufrufen des Smartphone-Sprachassistenzsystems ist mit den Ohrhörern möglich. Dazu muss allerdings die Tastenbelegung der Touch-Oberfläche in der "Huawei AI Life"-App geändert werden.

In der dazugehörigen Smartphone-App lässt sich die Stärke der Geräuschunterdrückung regulieren sowie der Equalizer einstellen und eben die Gestensteuerung ändern. Außerdem werden die Software-Updates für die Kopfhörer über die Huawei AI Life App eingespielt.

Bei den Einstellungsmöglichkeiten könnte man sich etwas mehr erwarten: Beim Equalizer gibt es beispielsweise nur 3 vordefinierte Stufen (Default, Bass boost und Treble boost) und der Gestensteuerung kann nur die Double-Tap-Geste geändert werden.

Komplizierte Handhabung der App

Auch wenn die US-Sanktionen hauptsächlich das Smartphone-Geschäft von Huawei betreffen, haben die Einschränkungen Auswirkungen auf die Smartphone-Anwendungen des Herstellers. Die "Huawei AI Life"-App lässt sich etwa wie gewohnt aus dem Google Play Store herunterladen.

Startet man die App dann zum ersten Mal, ist ein Aktualisierung notwendig. Dieses Update wird aber nicht über den Play Store eingespielt, sondern läuft über die "App Gallery" - auch dann, wenn man den Huawei App-Store nicht installiert hat.

Um dieses Update überhaupt installieren zu können, muss in den Einstellungen des Smartphones die Installation aus dieser Quelle erlaubt werden. Erlaubt man das nicht, kann die App nicht verwendet werden.

Fazit

Sofern die FreeBuds 4 mit ihrer Bauform einen guten Halt im Ohr finden, stellen die True-Wireless-Ohrhörer eine gute Wahl dar. Für viele ist die offene Bauform bestimmt sogar ein Kaufanreiz.

Wenn die Ohrhörer allerdings keinen guten Halt in der Ohrmuschel finden, sollten andere Kopfhörer in Betracht gezogen werden. Soundqualität und Tragekomfort können dann nämlich nicht überzeugen.

Unabhängig von der Bauform sind die FreeBuds 4 hochwertige Kopfhörer mit aktiver Geräuschunterdrückung, die sich vor der Konkurrenz keineswegs verstecken müssen. Verarbeitung und Funktionsumfang lassen kaum Wünsche offen

Zu bemängeln ist jedoch die vergleichsweise kurze Akkulaufzeit. Dafür fällt das Gewicht der Ohrhörer besonders niedrig aus. Auch die etwas umständliche Handhabung der dazugehörigen App schmälern das Benutzerinnenerlebnis.

Zu haben sind die FreeBuds 4 in den Farben Silver Frost und Ceramic White. Der Preis liegt bei 120 Euro.

Hat dir der Artikel gefallen? Jetzt teilen!

Florian Christof

FlorianChristof

Großteils bin ich mit Produkttests beschäftigt - Smartphones, Elektroautos, Kopfhörer und alles was mit Strom betrieben wird.

mehr lesen
Florian Christof

Kommentare