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Science

5 Theorien, was Oumuamua alles sein könnte

Oumuamua“ – der Zungenbrecher mit Zigarrenform, ist der erste Besucher aus einem fremden Solarsystem, der uns bekannt ist. Zum ersten Mal wurde das interstellare Objekt im Jahr 2017 mithilfe des Pan-STARRS, ein bodengebundenes Teleskop-System auf Hawaii, in unserem Sonnensystem gesichtet. Seither gibt der Brocken Astronomen immer wieder neue Rätsel auf. Diese 5 Theorien ranken sich seit seiner Entdeckung um den Gast. Die jüngste ist besonders vielversprechend.

1. Komet, Asteroid und wieder Komet

Als Oumuamua entdeckt wurde, hielten ihn Wissenschafter zunächst aufgrund seiner Bahneigenschaften für einen Kometen. Da jedoch kein Schweif oder Koma zu erkennen war, wurde er wenige Tage später als Asteroid klassifiziert. Doch diese Theorie wurde Mitte 2018 wieder verworfen. Oumuamua wurde wieder zum Kometen erklärt.

Mit „1I/’Oumuamua“ wurde Ende 2017 eine neue Klassifizierung im Namensverzeichnis für Asteroiden und Kometen eingeführt. Die Zahl 1 steht für erstgefundenes Objekt dieser Kategorie, der Großbuchstabe „I“ steht für „interstellares Objekt“. Der Name „Oumuamua“ stammt aus dem Hawaiischen. Das Wort hat zwei Bedeutungen: „Anführer“ und „Späher“. Sinngemäß bedeutet es „Bote aus der Vergangenheit“

2. Interstellare Wollmaus

Eine andere Theorie um den Himmelskörper mit der bizarren Form hat das Forschungsteam rund um Jane Luu von der Universität Oslo. Ihnen zufolge könnte es sich um eine überdimensionierte Wollmaus handeln. Darunter versteht man generell einen Klumpen aus Staub und Schmutz. Zusammengehalten werden die Partikel durch statische Elektrizität. Solche Klumpen befinden sich zum Beispiel auch unter Möbeln, wo sie von Luftzügen hin und her geblasen werden.

Luu zufolge könnte Oumuamua aus Staub und Gestein von Kometen außerhalb unseres Sonnensystems entstanden sein. Für den Antrieb durch das Weltall könnte Sternenstrahlung sorgen. 

3. Alien-Raumschiff

Forschern des Harvard Smithsonian Zentrums in den Vereinigten Staaten zufolge könnte es sich hingegen um ein viel sensationelleres Objekt handeln als um einen „gewöhnlichen“ Himmelskörper. Da sich Oumuamua unter anderem auf ungewöhnliche Weise fortbewegt – nahe der Sonne beschleunigte er scheinbar grundlos – könnte er durch Strahlung künstlich angetrieben werden.

Der Brocken könnte ein abgebrochener Teil eines gigantischen Sonnensegels einer Alien-Raumsonde sein. Die Forscher vermuten, dass Oumuamua von Außerirdischen in unser Sonnensystem geschickt wurde, um es zu erforschen.

4. Poröse Schneescheibe

Amaya Moro-Martín vom Space Telescope Science Institute in Baltimore spekuliert in ihrer Studie, dass Oumuamua eine lose Ansammlung mehrerer kleiner Einzelteile sein könnte. Ähnlich wie Schnee könnte das Objekt porös und sehr leicht sein. Dadurch könnte es relativ einfach durch den Strahlungsdruck der Sonne angetrieben werden, wie Moro-Martín vermutet. Dies wäre eine Erklärung dafür, warum das Objekt nahe der Sonne stark beschleunigt wurde. Die Forscherin glaubt jedenfalls, dass sich Oumuamua in einem anderen Sonnensystem durch angesammelte Staubpartikel gebildet hat. 

Sie geht zudem von einem zweidimensionalen Gebilde aus – ähnlich eines Farnblattes oder in diesem Fall einer Schneescheibe. In diesem Zusammenhang spricht man auch von "Frakturen", die in mehreren wissenschaftlichen Weltraumtheorien behandelt werden. Grundsätzlich handelt es sich dabei um Objekte, die auf jeder Partikelebene gleich aussehen. So weisen Einzelteile beinahe die gleiche Optik auf wie das Gesamtgebilde und die Bestandteile dieser Einzelteile sehen wiederum letzteren ähnlich etc.

5. Stickstoff-Eisberg

In einer neuen vielversprechenden Studie gehen Forscher der Arizona State University davon aus, dass es sich bei Oumuamua mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Brocken eines „Exo-Pluto“, also eines Pluto-ähnlichen Planeten aus einem anderen Sonnensystem, handeln könnte. Dies erklärt der Astrophysiker Steven Desch, einer der Mitautoren der Studie. „Bis jetzt war es unmöglich, in Erfahrung zu bringen, ob andere Sonnensysteme Pluto-ähnliche Planeten haben. Doch nun haben wir einen solchen Brocken an der Erde vorbeiziehen sehen“, sagt er.

Das Forscherteam rund um Desch nimmt an, dass der Mutterplanet von Oumuamua vor ungefähr einer halben Milliarde Jahren mit einem anderen Objekt im All kollidierte. Oumuamuas Elternsystem dürfte sich innerhalb unserer Galaxie befinden – woher er aber genau stammt, ist unklar. Der Zusammenprall soll Oumuamua jedenfalls in Richtung unseres Sonnensystems geschleudert haben. Am sogenannten Perihel, also jenem Punkt in seiner Umlaufbahn um die Sonne, an dem die Distanz zu ihr am kürzesten ist, beschleunigte das verdampfende Eis den Himmelskörper. 

Durch diesen „Raketeneffekt“ soll der erst Pfannkuchen-förmige Oumuamua auf eine Art Splitter zusammengeschmolzen sein und seine Zigarrenform angenommen haben. Laut den Forschern dürfte er dabei mehr als 95 Prozent seiner Masse verloren haben.

Dass Oumuamua als erster Gast aus einem anderen Sonnensystem in Verbindung mit Außerirdischen gebracht wird, sei laut Steven Desch zu erwarten. In der Wissenschaft sei es aber wesentlich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. „Wir haben 2 oder 3 Jahre gebraucht, eine natürliche Erklärung zu finden – ein Brocken Stickstoffeis – die mit allem, was wir über Oumuamua wissen, übereinstimmt“, sagt er. Ausgeschöpft sei der Pool an natürlichen Erklärungen aber noch lange nicht. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Journal of Geophysical Research veröffentlicht.

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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