Ein Dinosaurier und ein Flugsaurier stehen inmitten dichter Vegetation, umgeben von Farnen und tropischen Pflanzen.

Ein Dinosaurier und ein Flugsaurier stehen inmitten dichter Vegetation, umgeben von Farnen und tropischen Pflanzen.

© Roslan RAHMAN / AFP

Science

Kann man Dinosaurier wieder zum Leben erwecken?

Im März ging ein Bild von „Mammut-Mäusen“ um die Welt: Nagetiere, die genetisch so verändert wurden, dass sie gewisse Eigenschaften der ausgestorbenen Tierart aufweisen – wie das goldbraune Langhaarfell. Hinter dem Durchbruch steckt ein US-Start-up namens Colossal. Kurze Zeit später verkündete das Forschungsunternehmen, den vor 10.000 Jahren ausgestorbenen „Schattenwolf“ erfolgreich wieder zum Leben erweckt zu haben. 2 dieser Wölfe feiern diesen Oktober ihren ersten Geburtstag

Während die langhaarigen Mäuse offensichtlich nichts mit echten Mammuts zu tun haben, ist das bei den vermeintlichen Schattenwölfen weniger deutlich. Die Fotos dieser „Wunderklone“ sorgten deshalb weltweit für Aufsehen. Ausgewachsen werden diese Tiere eine Länge von bis zu 1,80 Metern und ein Gewicht von 68 Kilogramm haben. 

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CRISPR ermöglicht Wolf in fremdem Pelz

Gezeugt wurden die Schattenwölfe im Labor mit fortschrittlicher Gentechnik aus der DNA vor rund 10.000 Jahren ausgestorbener Grauwölfe, die aus fossilen Überresten stammt. Die DNA wurde mit der Genschere CRISPR-Cas in das Genom von Grauwölfen eingefügt. Geboren wurden die Tiere am Ende von einem Hund, dem man die Eizellen eingesetzt hatte.

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Tatsächlich sind diese Tiere keine richtigen Schattenwölfe. „Es ein Grauwolf, der 14 Gene von einem Schattenwolf hat“, erklärt die Populationsgenetikerin Pamela Burger von der veterinärmedizinischen Universität Wien. Äußerlich sehen die Tiere zwar so aus. „Aber wenn man nachschauen würde, wie viele Gene ein Wolf tatsächlich hat, dann sind 14 ein kleiner Prozentsatz davon“, sagt sie. Etwa solche, die das Verhalten des Tieres steuern

„Es ist ein Hybrid oder eben ein Grauwolf, der einige Gene vom Schattenwolf in sich trägt“, erklärt Burger. Der wiederbelebte Schattenwolf ist deshalb zwar eine  Mogelpackung, aber trotzdem eine wissenschaftliche Leistung. 

Luxuriöses Dino-Leder

Neben Colossal gibt es auch andere Firmen, die die DNA von ausgestorbenen Spezies nutzen wollen: Eine Beratungsagentur für Luxusunternehmen will etwa zusammen mit einer Biotechnologie-Firma Dinosaurier-Leder im Labor züchten, um damit Handtaschen aus der Haut eines Tyrannosaurus Rex zu machen. Die Art ist vor rund 66 Millionen Jahren ausgestorben. 

Das dürfte aber ein PR-Stunt sein, denn technisch sei das derzeit nicht möglich: „Die DNA ist definitiv viel zu alt. Man kann damit keine neuen Dinosaurier züchten“, erklärt Burger. Auch, dass man mit einer solchen DNA Leder im Labor wachsen lässt, sei unwahrscheinlich.

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Viele offene Fragen bei Hybriden

Wir werden im nächsten Sommerurlaub also leider keinen echten Jurassic Park besuchen können, in dem Echsen-Dino-Hybride leben. Dank der Genschere gibt es aber bereits Tiere, die Eigenschaften ausgestorbener Spezies haben. Einige Experten schlagen daher Alarm: Sie befürchten, dass solche Hybride im Ökosystem ernste Schäden anrichten könnten. 

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Burger glaubt, dass die Natur unsere genetischen Eingriffe selbst wieder rückgängig machen könnte: „Sobald sich ein Wolf mit diesen 14 Schattenwolfsgenen theoretisch mit einem anderen Grauwolf kreuzt, könnte es sein, dass diese Gene über die Zeit wieder heraus selektiert werden“, sagt sie. Denn das richtige Genom von Grauwölfen sei besser für ihren Lebensraum angepasst und Schattenwolf-Gene könnten eher ein Nachteil sein. Trotzdem bleibt ein Risiko.

Ein KI-generiertes Produktbild zeigt eine Handtasche aus Dino-Leder.

Ein KI-generiertes Produktbild zeigt eine Handtasche aus Dino-Leder.

Wichtige Forschung im Hintergrund

Obwohl Colossal von unabhängigen Forschern teils massiv kritisiert wird, sieht Burger die Fortschritte insgesamt positiv: Der plakative Deckmantel der „wiederbelebten Tiere“ würde wichtige Forschung finanzieren. 

Erkenntnisse, die beim „Klonen“ ausgestorbener Tierarten gemacht werden, könnten bei anderen Problemen helfen. Colossal schlägt etwa vor, dass man bedrohte Tierarten und Nutzvieh durch neue Gene fitter für den Klimawandel macht und so vor dem Aussterben schützt. Für Burger klingt dieses Szenario durchaus realistisch: „Bei Pflanzen wird das bereits gemacht. Es gibt auch schon Rinder-Züchtungen, die besser mit der Hitze zurechtkommen.“

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Pamela Burger beschäftigt sich seit 20 Jahren mit Erhaltungsgenetik. Ihr Forschungsfokus liegt auf Kamelen, von denen sie bereits 7.000 Jahre alte DNA-Proben aus Knochen analysiert hat.

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Jana Unterrainer

Überall werden heute Daten verarbeitet, Sensoren gibt es sogar in Arktis und Tiefsee. Die Welt hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Das interessiert mich besonders, mit KI und Robotik steigt die Bedeutung weiter enorm.

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Jana Unterrainer

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