So wird das Recycling von E-Autobatterien günstiger
Mit Stand Juli 2024 gibt es in Österreich 180.258 Elektroautos. Auch wenn es Schwankungen gibt, steigt diese Zahl kontinuierlich an. Die EU geht davon aus, dass Ende des Jahrzehnts 30 Millionen E-Autos auf europäischen Straßen unterwegs sein werden. Das bedeutet auch, dass in einigen Jahren eine Menge alter Akkus entsorgt werden muss.
Im Idealfall werden die nicht einfach weggeworfen, sondern recycelt. Doch dieser Vorgang ist noch eine große Herausforderung für die Industrie. Akkus sind Gefahrengüter, weshalb ihr Transport und ihre Entsorgung derzeit mit hohen Kosten und großem Aufwand verbunden sind.
Vor-Ort-Anlage statt Transport
„Sie müssen in isolierten, korrosions- und brandbeständigen Boxen transportiert werden, müssen versichert sein und es muss eine entsprechende Lagerkapazität geschaffen werden“, erklärt Tobias Kopp der futurezone. Er ist einer der Gründer von ProtectLIB, einem Spin-off der Uni Graz. Mit seinem patentierten Recyclingverfahren will es diese Hürden aus dem Weg schaffen. Ihre Recyclinganlage ist kompakt genug, um sie direkt auf das jeweilige Firmengelände zu bringen – das spart den Unternehmen Zeit und vor allem Geld. ProtectLIB agiert damit als Entsorgungsunternehmen.
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Einzigartiger Recyclingprozess
Besonders ist zudem der Verarbeitungsprozess. „Wir müssen die Batterien vorher nicht entladen und können sie damit unabhängig von ihrem Ladestand oder ob sie beschädigt sind, verarbeiten“, beschreibt Kopp die Einzigartigkeit ihres Prozesses. Dabei werden die Batterien zunächst schockgefrostet. Anschließend werden sie geschreddert. Das Material wird dann erst mechanisch und schließlich chemisch getrennt. „Die so entstehenden Rohstoffe sind sicher und können dann weiterverwendet werden.“
Diese Rohstoffe sind beispielsweise Lithium, Kobalt und Nickel. Gewonnen werden sie aktuell durch Bergbau, oft unter katastrophalen Bedingungen. Europa importiert diese Materialien für die Batterieherstellung. Mehr Recycling soll dafür sorgen, den Abbau zu reduzieren.
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Demonstrator-Anlage nimmt 2025 den Betrieb auf
Theoretisch können mit dem ProtectLIB-Verfahren bis zu 95 Prozent der Rohstoffe aus den Akkus wiedergewonnen werden. Doch mit einem hohen Wirkungsgrad ist auch ein hoher Energiebedarf verbunden. Wie die Recyclingquote also tatsächlich aussieht, soll sich im laufenden Betrieb zeigen.
Dafür soll Anfang 2025 ein Demonstrator in Betrieb gehen. Dieser wird auf dem Gelände eines Kunden im Süden von Graz stehen. Die dort produzierten Batterieprototypen, die ausrangiert oder beschädigt sind, werden direkt vor Ort recycelt.
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Verfahren auch für andere Batterien geeignet
Dass sich ProtectLIB auf E-Autobatterien spezialisiert, ist der großen Nachfrage in diesem Sektor geschuldet. „Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass wir mittelfristig auch andere Batterien, etwa von E-Bikes oder Handys, verwerten“, sagt Kopp. Das Verfahren selbst bleibe dabei gleich. Der Aufwand ändere sich aber je nach Batterieart, da man sich auf die verschiedenen chemischen Zusammensetzungen einstellen müsse. Kommen da verschiedene Akkuarten – etwa aus Bohrmaschinen und Handys - auf einmal zusammen, ist es schwieriger, die einzelnen Rohstoffe zurückzugewinnen und wieder in die Wertschöpfungskette einzuführen.
ProtectLIB kommt dabei genau zur richtigen Zeit. Denn die neue EU-Batterierichtlinie sieht vor, dass alle Akkus am Ende ihrer Lebensdauer gesammelt und recycelt werden. Die gewonnenen Materialien sollen wieder für den Bau neuer Batterien verwendet werden. Ab 2026 müssen mindestens 65 Prozent des Gewichts einer Lithium-Ionen-Batterie recycelt werden. 2031 soll dieser Wert auf 70 Prozent steigen.
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