Erde aus dem All.
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Science

Seltsames Phänomen: Der 5. August war einer der kürzesten Tage der Geschichte

Schlechte Nachrichten für alle, die heute Geburtstag feiern: Der 5. August 2025 ist der kürzeste Geburtstag, den sie jemals hatten. Denn Daten des International Earth Rotation and Reference Systems Service (IERS) deuten darauf hin, dass dieser Tag zu den kürzesten seit Beginn der genauen Messungen gehört. Davon berichtet Space.com.

Die Erde benötigt voraussichtlich rund 1,25 Millisekunden weniger als die gewohnten 24 Stunden für eine vollständige Umdrehung um ihre Achse. Im Juli 2024 wurde ein Tag gemessen, der um 1,66 Millisekunden kürzer ausfiel, als es dem Standard entspricht. Das ist bislang der kürzeste Tag der Geschichte.

Der bisher zweitkürzeste Tag wurde erst vor wenigen Wochen gemessen. Am Dienstag dem 22. Juli 2025 dauerte der Tag 1,34 Millisekunden kürzer. 

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Atomuhr macht Unterschiede messbar

Das mag wie kleine Unterschiede erscheinen, für Wissenschaft und Zeitmessung sind sie aber von großer Bedeutung. Genau lassen sich derart kleine Zeiträume überhaupt erst durch die Erfindung der Atomuhr feststellen. 

Atomuhren messen die Zeit, basierend auf der Schwingung von Atomen. Das ist viel genauer als die frühere Zeitmessung mit Quarzuhrwerken. GPS-Navigation wäre etwa ohne die Atomzeitmessung undenkbar, denn die Positionsbestimmung erfolgt auf Basis der Zeiträume, die Signale von Satelliten brauchen, um anzukommen. 

Mysteriöse Beschleunigung

Seit 1973 zeichnet man genau auf, wie lange ein Tag nach der Atomzeitmessung dauert. Ab 2020 registrieren Forschende eine auffällige Beschleunigung der Erdrotation. Der Grund dafür ist bisher noch nicht geklärt. 

Laut Wissenschaftlern könnten Wechselwirkungen im Erdkern dafür verantwortlich sein, da atmosphärische oder ozeanische Veränderungen nach aktuellem Kenntnisstand nicht einen solch großen Einfluss haben können. Auch die Verlagerung großer Eismassen durch den Klimawandel könnte einen Einfluss haben, scheint laut Studien aber eher eine bremsende als eine beschleunigende Wirkung auf die Erdrotation zu besitzen. 

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Auch der Mond als Ursache wird nicht ausgeschlossen. Der Abstand zwischen unserem Planeten und dem Erdtrabanten vergrößert sich nämlich minimal. Historisch betrachtet verlangsamte sich die Rotation in den letzten Jahrhunderten schrittweise, bedingt durch die Gezeitenkraft des Mondes, was die Tage länger werden ließ. 

2023 zeigte eine Studie etwa, dass vor langer Zeit ein Tag deutlich kürzer war als heute. In der Zeitperiode vor 2 bis einer Milliarde Jahren stagnierte die Tagesdauer etwa bei 19 Stunden.

Diese Periode der Erde deckt sich in etwa mit der Boring Billion – zu Deutsch: die langweilige Milliarde. Diese fand etwa vor 1,8 bis 0,8 Milliarden Jahre statt und zeichnete sich durch tektonische Stabilität und eine sehr geringe biologische Entwicklung aus.

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Erste negative Schaltsekunde

Wenn sich die Erde weiterhin schneller dreht, könnte es sein, dass wir bis zum Ende des Jahrzehnts bereits eine ganze Sekunde von unserem 24 Stunden dauernden Tag abziehen müssen. Das wäre die erste negative Schaltsekunde.

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Einem normalen Menschen wird es aber nicht auffallen, wenn eineinhalb Millisekunden von den 24 Stunden fehlen.  Allein ein Wimpernschlag dauert in der Regel länger als 100 Millisekunden.

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