Waymo-Robotaxi in San Francisco

Waymo-Robotaxis in San Francisco haben immerhin ein Stück Österreich: Die Basis, der Jaguar i-Pace, wird von Magna in Graz gefertigt

© EPA / JOHN G. MABANGLO

Digital Life

Warum es in Österreich keine Robotertaxis gibt

Sie behindern Einsatzkräfte, werden von Kritiker*innen mit Verkehrshütchen gestoppt oder bleiben in frischem Zement stecken – kaum eine Woche vergeht, ohne dass man Neuigkeiten aus San Francisco erfährt, wo selbstfahrende Robotaxis Kundschaft chauffieren. Die Google-Tochter Waymo und die General-Motors-Tochter Cruise betreiben Flotten, die in Kalifornien Praxiserfahrungen sammeln. Auch an anderen Orten in den USA werden autonome Fahrzeuge im echten Straßenverkehr getestet. Teilweise sitzen Sicherheitsfahrer*innen darin, die im Notfall das Steuer übernehmen, teilweise nicht.

In Österreich sei so etwas derzeit noch undenkbar, meint Gerhard Greiner, Geschäftsführer von ALP.Lab: "Von Fahrzeugtests, wo niemand am Steuer sitzt, sind wir weit weg." Sein Mitarbeiter Martin Aichholzer ergänzt: "Das liegt an den rechtlichen Rahmenbedingungen. Ein Fahrbetrieb wie in den USA wäre bei uns gesetzlich nicht gedeckt."

"Führer" notwendig

Fahrzeuge auf Österreichs Straßen müssen immer einen menschlichen "Führer" haben. Das besagt das Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr, das 70 Staaten im Jahr 1968 unterzeichnet haben (die USA nicht). Das Übereinkommen umfasste nicht nur Kraftfahrzeuge, sondern auch Fuhrwerke, die von Tieren gezogen werden. Natürlich gab es seit den 60er-Jahren einige Veränderungen. Der Grundsatz des "Führers" bewirkt aber heute noch, dass Autolenkräder selbst beim automatisierten Fahren noch mit der Hand angefasst werden müssen.

Tests von hochgradig automatisierten Fahrzeugen mit Sicherheitsfahrer sind in Österreich schon möglich. Genehmigungen dafür werden allerdings nur für ein bestimmtes Fahrzeug auf einer genau definierten Strecke erteilt.

➤ Mehr lesen: Wie ein „Autohirn“ autonomes Fahren sicher machen soll

Fakten

400 Fahrzeuge
umfasste die Flotte von Cruise in San Francisco maximal. Derzeit ist sie kleiner

Sex
Bei Cruise-Autos ist kein Sicherheitsfahrer bzw. keine Sicherheitsfahrerin an Bord. Der Umstand wurde von Fahrgästen bereits für intime Aktivitäten ausgenutzt

AutomatFahrV
kurz für Automatisiertes Fahren Verordnung. Sie regelt den Testbetrieb in Österreich. Voraussetzungen für Tests sind u. a. eine umfassende Sicherheitsüberprüfung und ein Sicherheitsfahrer bzw. eine Sicherheitsfahrerin an Bord

ALP.Lab
führt Tests zu automatisiertem Fahren durch, u. a. für Euro NCAP Sicherheitsbewertungen

Öffis mehr im Fokus

Getestet wird u. a. auf einem 23 Kilometer langen Abschnitt der Autobahn A2 bei Graz, die von ALP.Lab mit mehr als 100 Sensoren ausgestattet wurde. Es gibt auch mehrere geschlossene Teststrecken, sogar einen Testtunnel im steirischen Erzberg. Zu den geschlossenen Strecken zählt u.a. Digitrans in Niederösterreich, wo u.a. autonome Regionalshuttles getestet werden. Autonome Kleinbusse wurden bereits in der Seestadt Aspern in Wien und Koppl (Salzburg) getestet. Ein aktuelles Projekt in Pörtschach (Kärnten) ist nach einem Unfall Anfang August pausiert.

In Europa werde überhaupt mehr an Lösungen für den öffentlichen Verkehr geforscht, sagt Greiner – u. a. um Menschen von individuellen Verkehrsmitteln wegzubringen. Für den Klimaschutz und angesichts eines Personalmangels sei dies sinnvoll.

Teures Straßen-Scannen

Ein großer Unterschied zwischen den Robotaxi-Aktivitäten in den USA und in Österreich seien auch finanzielle Mittel. Autonome Fahrzeuge fahren nur auf exakt gescannten und vermessenen Strecken. "Auch in San Francisco werden nur Strecken befahren, die eingelernt sind", sagt Aichholzer. Das Scannen koste viel Geld, das große Konzerne wie Google (bzw. Alphabet) und General Motors haben. In Österreich fehlen solche "Big Player". Erkenntnisse, die sie in den USA sammeln, seien andererseits nicht genau auf andere Weltregionen umsetzbar: "Ein Waymo-Taxi kannst du hier nicht auf die Straße stellen, das wird verzweifeln."

Straßendimensionen, Verkehrsverhalten, klimatische Bedingungen seien sehr unterschiedlich. Hier gelte es für Fahrzeughersteller, viele Daten zu sammeln.

Autonomer Shuttlebus des Projekts SURAAA in Pörtschach

Autonomer Shuttlebus des Projekts SURAAA in Pörtschach

Vorsichtig statt mutig

Unternehmen wie Tesla tun dies schon seit geraumer Zeit. Greiner: "Da haben wir einen Nachteil". Europäische Vorstellungen von möglichst wenig Unfällen seien bei der Weiterentwicklung automatisierter Fahrzeuge möglicherweise zu wenig mutig. Autonomes Fahren werde in Österreich aber schrittweise kommen – zunächst auf Autobahnen, denn dort sei es am leichtesten. Irgendwann einmal werde es aber auch in Städten soweit sein.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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