Künstlerische Darstellung des James-Webb-Weltraumteleskops

Künstlerische Darstellung des James-Webb-Weltraumteleskops 

© ESA, NASA, S. Beckwith (STScI) and the HUDF Team, Northrop Grumman Aerospace Systems / STScI / ATG medialab

Science

Mars-Landungen und Asteroiden-Abwehr: Das Raumfahrt-Jahr 2021

2021 wird ein aufregendes Jahr für Raumfahrtfans. Viele große Projekte starten oder gehen in die nächste heiße Phase über. Der Mond bleibt weltweit im Fokus, doch auch die ersten spannenden Nachrichten vom Mars sind zu erwarten.

3 Ankünfte am Mars

2020 nutzten die NASA, China und die Vereinigten Arabischen Emirate die Nähe zum Mars, um zum Roten Planeten zu fliegen. Die Raumsonde Hope (VAE) soll am 9. Februar in die Atmosphäre eintreten und sie untersuchen. NASAs Mars 2020 Rover Perseverance setzt am 18 Februar auf und soll vor allem nach Hinweisen auf Leben suchen. Für die Landung von Tianwen-1 aus China gibt es noch kein genaues Datum. Sie wird im Februar den Orbit erreichen, landen könnte sie im Mai. 

Die Landung ist nicht ganz ungefährlich, die NASA nennt es "7 Minuten des Terrors". Das ist die Zeit, die Perseverance braucht, um im Jezero Crater aufzusetzen. Das muss fehlerfrei ablaufen und der Plan für die Landung klingt wie aus einem Actionfilm: In 7 Minuten wird die Landekapsel von 20.000 km/h auf 0 gebremst.

Dafür wird zunächst ein Fallschirm geöffnet, der aber nicht ausreicht. Perseverence wird mit einem „Sky Crane“ herausgeschleudert. Dieser Kran zündet 8 Triebwerke, die den Rover weiter abbremsen und dann im Flug abgekoppeln. Da das System bereits Curiosity und InSight zum Mars gebracht hat, ist man aber zuversichtlich. Die Landung wird live übertragen.

James-Webb-Weltraumteleskop

Nach langen Verzögerungen und verschobenen Starts planen ESA und NASA im Oktober 2021 endlich das neue James-Webb-Weltraumteleskop ins All zu schießen. Mit einem Durchmesser von 6,5 Metern ist eines der größten optischen Teleskope, die je gebaut wurden und soll der Nachfolger von Hubble werden.

Eine Ariane-5 Rakete soll das 6,5 Tonnen schwere Teleskop am 31. Oktober in Französisch-Guyana ins All bringen. "Das ist eine sehr anspruchsvolle Mission. Das klingt so harmlos, aber dieses Teleskop kostet 9 Milliarden Dollar. An Bord befinden sich viele verschiedene Kameras, wie Infrarotsensoren, und dafür muss das extrem gekühlt werden", erklärt Jan Wörner, der derzeit noch das Amt des ESA-Generaldirektors innehat, der futurezone. 

Das James-Webb-Weltraumteleskop wird am sogenannten Lagrange-Punkt L2 platziert. Er liegt auf der von der Sonne abgewandten Seite der Erde, wo sich die Anziehungskraft von Erde und Sonne ausgleichen. Dort soll es in die Vergangenheit des Universums blicken. Es soll Sterne und Planetensysteme beobachten, die kurz nach dem Urknall entstanden sind, erklärt Wörner.

Double Asteroid Redirection Test (DART)

Im Juli wird die NASA den Double Asteroid Redirection Test (DART) mit dem Launch eines Satelliten beginnen. Dieser wird zum Asteroiden Didymos geschickt und soll 2022 in dessen Mond stürzen. Damit wird dieser von seiner Bahn abgelenkt, "ähnlich wie beim Billardspielen. Das Problem ist: So ein Asteroid ist nicht so schön rund wie eine Billardkugel und deshalb ist es schwer vorherzusagen, was genau passiert", erklärt Wörner.

Für die Erde wird dieser Test nicht gefährlich: "Dafür ist die aufgebrachte Energie viel zu gering". Mit einer eigenen Mission namens Hera wird die ESA dann analysieren, was der Aufprall bewirkt hat, ob sich der Asteroid dreht, wie er den Kurs ändert und ob es einen Einschlagkrater gibt.

Artemis I

Noch ist unklar, wie schnell es unter dem neuen Präsidenten Joe Biden mit der geplanten Mond-Mission weitergeht. ESA-Direktor Wörner geht fest davon aus, dass das Programm fortgeführt wird. Ob es wirklich klappt, 2024 schon Menschen auf den Mond zu bringen, sei aber unklar. Dass die Mission eingestellt wird glaubt er nicht, da für das Projekt internationale Kooperationen, unter anderem mit der ESA, bestehen. 

Die Mission "Artemis I" soll im November durchgeführt werden. Mit der neuen Trägerrakete Space-Launch-System (SLS) startet die Orion-Kapsel für einen unbemannten Flug zum Mond. Sie soll ihn einmal umkreisen und dann zur Erde zurückkehren. Das Orion-Raumschiff soll später Astronauten zum Mond bringen. Allerdings wird der Zeitplan immer enger: Nach Problemen beim letzten Test der SLS-Rakete, darf es keine Verzögerungen mehr geben, wenn man im November starten will.

Boeing und SpaceX

Nachdem SpaceX nun mit Crew Dragon 2 Mal erfolgreich Menschen zur ISS gebracht hat, wird kommendes Jahr mit dem Franzosen Thomas Pesquet der erste ESA-Astronaut mit dem amerikanischen Raumschiff fliegen. Möglicherweise könnte auch die Schwerlastrakete Starship, die in der Zukunft unter anderem zum Mars fliegen könnte, erstmals einen Testflug in den Orbit machen.

Auch das Satellitennetzwerk Starlink soll weiter aufgebaut werden. SpaceX plant monatlich ein bis 2 Missionen, um jeweils 60 Satelliten in den Orbit zu bringen. Im Laufe des Jahres soll der Internetdienst weltweit verfügbar werden.

Die Bemühungen von Boeing, ebenfalls ein Raumschiff für die NASA zu entwickeln, waren 2020 von einigen Fehlschlägen gezeichnet. Der Starliner soll im März einen unbemannten Flug absolvieren. Im Juni soll es dann den ersten bemannten Flug geben, den Boeing Crew Flight Test.

Europäische Raketen und internationale Zusammenarbeit

Die ESA möchte mit 2 eigenen starken Raketen im kommerziellen Raumfahrtgeschäft wettbewerbsfähig bleiben. Die "Vega-C" soll 2021 ihren Jungfernflug absolvieren. "Ariane-6" sollte ursprünglich noch 2020 erstmals starten und musste nun aufgrund der Corona-Pandemie auf Mitte 2022 gelegt werden. Damit will man sich unabhängiger machen, denn derzeit ist die europäische Raumfahrt auf die USA und Russland angewiesen.

Das bedeute aber nicht, dass die europäische Raumfahrt nicht weiterhin internationale Beziehungen pflegt: "Die ESA steht massiv für internationale Zusammenarbeit und der geopolitische Effekt von Raumfahrt ist ein ganz wichtiger. Wir können mit der Raumfahrt Konflikte überbrücken, die auf der Erde stattfinden. Jede Mission der ESA hat einen internationalen Touch", sagt Wörner. 

Ein Beispiel dafür ist die Copernicus-Mission, für die der Satellit "Sentinel-6 Michael Freilich" erst im November in den Orbit geschickt wurde. Er misst die Veränderung des Meeresspiegels und wird im Juni 2021 und Ende 2021 neue Datensätze liefern, die für Klimapolitik eingesetzt werden sollen. Das Projekt wird von ESA, NASA, EUMATSAT, der europäischen Kommission und der US-Wetter- und Ozeanografie­behörde NOAA durchgeführt.

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Franziska Bechtold

frau_grete

Liebt virtuelle Spielewelten, Gadgets, Wissenschaft und den Weltraum. Solange sie nicht selbst ins Weltall kann, flüchtet sie eben in Science Fiction.

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