Nachlese: Unsere Artikel-Highlights 2015

Nachlese: Unsere Artikel-Highlights 2015

Zum Ende des Jahres 2015 präsentiert die futurezone-Redaktion noch einmal jene Geschichten und Interviews, die in den vergangenen zwölf Monaten besonders gut gelungen sind, für Aufsehen gesorgt, Spaß gemacht oder aus irgendeinem anderen Grund bleibenden Eindruck bei ihren Verfassern hinterlassen haben.

Wir wünschen gute Unterhaltung beim Nachlesen und wünschen den Leserinnen und Lesern alles Gute für das Jahr 2016 - die Redakteure sind dieses Jahr alphabetisch nach Vornamen gereiht.

Barbara Wimmer

Keine zwei Tage hatte es gedauert, bis nach dem Terroranschlag in Paris auf die Mitarbeiter des Satire-Magazins „Charlie Hebdo“ erste Forderungen nach mehr Überwachung laut wurden. Nach dem neuerlichen Terroranschlag im November dauerte es gar nur einen Tag. Dass mehr Überwachung aber zu einer Sackgasse führt, erzählte mir Sicherheitsforscher Reinhard Kreisslim Interview “Politiker sind arme Schweine”.

Dass ich mich der Ansicht des Experten anschließe, ist ebenfalls kein Geheimnis. Statt immer wieder nach Terrorattentaten die Einschränkung der Bürgerrechte zu fordern, könnte man vielleicht doch einmal die Überwachungsinstrumente, die zur Verfügung stehen, hinterfragen und evaluieren.

Seit Jahren beobachte ich die Einführung von intelligenten Stromzählern (Smart Metern) in Österreich. Viele Nutzer hatten 2015 erste Probleme rund um das „Smart-Meter-Opt-Out“. Stromkunden, die keine intelligenten Stromzähler erhalten wollen, bekommen trotzdem einen elektronischen Zähler. Der smarte Stromzähler wird nämlich trotz Opt-Out installiert, nur die sogenannten „smarten Funktionen“ werden abgedreht. In Linz gab es 2015 den ersten Fall, der zu einem Streitschlichtungsverfahren bei der E-Control geführt hat. Besonders erfreulich: Der Netzbetreiber Linz AG wurde - stellvertretend für die ganze Branche - 2015 dafür mit dem Big Brother Award ausgezeichnet.

Claudia Zettel

Google, Apple, Facebook - und wie sie alle heißen: Sie durchdringen mittlerweile sämtliche unserer Lebensbereiche und sind für die meisten zu einem fixen Bestandteil im Alltag geworden. Was einerseits zu Fortschritt, Lebenserleichterung und besserer Kommunikation führt, ruft andererseits aber auch regelmäßig Kritik hervor: zu schnell, zu dominant, zu undurchsichtig seien die Internetkonzerne und ihre Geschäftspraktiken.

Genau aus diesem Spannungsfeld entwickeln sich viele der interessantesten Storys im Technologie-Journalismus. Man behandelt Fragen, wie man mit dem technologischen Wandel umgehen soll, wie man sich und seine Daten schützen und trotzdem “vorne” mit dabei sein kann, und nicht zuletzt: Was kommt als nächstes? Zu diesem Thema war die Geschichte “Der technologische Wandel hat gerade erst begonnen”, für die ich unter anderem mit Jeff Jarvis gesprochen habe, eine meiner liebsten in diesem Jahr.

Um technologischen Wandel, Veränderung und Weiterentwicklung ging es auch auf einer meiner spannendsten Reisen 2015: Ein Trip nach China, bei dem ich Einblicke in die chinesische Medienwelt erhalten habe, die sich derzeit zwischen mobiler Revolution und Zensur bewegt. Zu sehen, wie vermeintlich konservative Zeitungshäuser in China den Trend der Zeit erkannt haben, ihre Geschäftsmodelle anzupassen versuchen und sich mit voller Kraft auf Smartphones und Co konzentrieren, war eine Erfahrung, von der ich auch in meiner eigenen Arbeit profitieren kann.

David Kotrba

Bei höherer Geschwingikeit wird das Abrollgeräusch zu einem beständigen Heulen, das großartig klingt.

Den meisten Spaß mit einem neuen Auftrag hatte ich in diesem Jahr eindeutig mit demE-Fatbike E-lom 4point8. Aus der Vielfalt an Elektromobilen, die ich auch heuer wieder testen durfte, stach dieses am meisten hervor. Ein rasanter Antritt und ein fulminanter Auftritt, sowohl auf den Straßen der Innenstadt als auch auf den Hügeln rund um Wien, machten das Testen zum reinsten Vergnügen. Im Artikel scheint das wohl rübergekommen zu sein. Es gab einige positive Rückmeldungen - unter anderem von jemandem, der angeblich nun einen E-Fatbike-Verleih in den Bergen eröffnen will.

Auf dem Gebiet Luftfahrt hatte ich in diesem Jahr einige spannende Themen. Ein Highlight war sicherlich der Besuch der Paris Air Show. Der persönlich spannendste Termin war allerdings der Besuch bei Drohnenhersteller Schiebel, bei dem ich unter anderem Drohnentests am Panzerübungsplatz mitverfolgen durfte. Am meisten hat mich dabei beeindruckt, wie offen und kompetent mir dabei Einblicke in die Technik und das Geschäft des Unternehmens gegeben wurden - auch wenn Fotografieren oder Filmen dabei streng verboten waren.

Florian Christof

Virtueller Fallschirmsprung - Der "freie Flug" im Jump Cube der TU Wien

Was den Spaß bei der Arbeit betrifft, warder virtuelle Fallschirmsprung im Jump Cube der TU Wienmein persönliches Highlight. An einer ausgeklügelten Seilkonstruktion aufgehängt und mit einer Virtual-Reality-Brille bestückt, wird "im freien Fall" sogar der Gegenwind mit computergesteuerten Ventilatoren simuliert. Gerade für jemand, dem Höhenangst nichts Unbekanntes ist, ist das "Fallschirmspringen in der Fabrikshalle" eine spannende Angelegenheit.

Da Daten in ferner Zukunft nicht mehr lesbar seien, warnte Internet-Pionier Vint Cerf im Februar dieses Jahres davor, dass unsere Zeit als "vergessenes Jahrhundert" in die Geschichte eingehen könnte. Was passiert wirklich, sollten unsere Daten mal nicht mehr interpretierbar sein? Diese Vorstellung als Ausgangspunkt eines Gedankenspiels führten mich zu Experten, die sich mit digitaler Langzeitarchivierung von historisch relevanten Dokumenten befassen. In Zeiten der Schnelllebigkeit eine durchaus interessante Abwechslung in eine Welt vorzustoßen, die in Jahrhunderten und nicht in Quartalszyklen rechnet.

Gerald Reischl

Den Wunsch, in einem selbstfahrenden Auto von Google mitzufahren, habe ich schon seit fast zwei Jahren - im Frühjahr 2014 habe ich im Silicon Valley Andreas Wendel,einen der Masterminds im Google-Car-Projekt kennengelernt. Eine offizielle Anfrage bei Google, eine Testfahrt zu unternehmen, wurde abgelehnt - für Journalisten gibt es ein Mitfahrverbot. Ich war daher sehr froh und auch ein wenig stolz, dass ich im Zuge der Kalifornien-Reise mit Österreichs Technologieminister Alois Stögerdie Möglichkeit bekam, in einem selbstfahrenden Auto mitzufahren.

Jung und erfolgreich - das Interview mit dem wohl jüngsten Start-up-Millionär Österreichs, Julian Zehetmayr, hat mir wieder einmal gezeigt, dass Erfolg keine Altersgrenze kennt und wie weit man kommen kann, wenn man die richtige Idee hat und an diese fest glaubt. Zehetmayr hat im Oktober 2014 seine Firma „Mobfox“ um 17,6 Millionen Dollar verkauft und will das Geld nun selbst in interessante Start-ups investieren.

Gregor Gruber

Die vier 3D-Figuren und ihre Originale

37 Jahre alt, Hobbypilot und im Multimillionär durch eine Essens-Lieferdienst-Plattform geworden: Jitse Groen gehört zu interessantesten Menschen, die ich 2015 interviewt habe. Seine Einstellung zu seiner Arbeit, der Konkurrenz und der Zukunft ist angenehm ehrlich - was Jitse sehr sympathisch macht.

Liebling, ich habe die futurezone geschrumpft: Vier futurezone-Redakteure haben sich bei vier Anbietern scannen und als 3D-Figur ausdrucken lassen. Trotz des Aufwands hat es Spaß gemacht - vor allem das Spielen mit den Minimes in der Redaktion. Stichwort spielen: Besonders spannend war dieses Jahr das Hands-on mit HTC Vive. Für Alltags-Gaming ist es vielleicht nicht geeignet, aber das physische Bewegen im virtuellen Raum ist einfach nur beeindruckend.

Markus Keßler

Die spaßigsten Geschichten sind oft jene, die sich an der Grenze zwischen Wissenschaft und Science Fiction bewegen. Im vergangenen Jahr gab es da etwa einsoziales Netzwerk, dessen Nutzer auch nach ihrem Tod noch mit Besuchern chatten können,einvirtuelles Wurmhirn, das autofahren kann, dieArbeit am Warp-Antrieboder dasKlonen von Mammuts. Leider entpuppen sich solche Projekte ab und zu auch als zu ambitioniert, wie ich im Falle eines Geräts, das dieHirnleistung durch Stromschläge steigern will, am eigenen Leib erfahren habe.

Auch viel Spaß hatte ich mit den vielen interessanten Personen, die ich 2015 interviewen durfte. So durfte ich der Vizeleiterin des CMS-Experiments am CERN, Kerstin Borras, einige Fragen stellen. Der Technologiekritiker Evgeny Morozov hat sich bei einem Wien-Besuch ebenfalls Zeit für mich genommen. Eines der heißesten Wissenschaftsthemen des Jahres, nämlich künstliche Intelligenz, war gleich in mehreren Gesprächen Thema: Robert Trappl, Oliviero Stock, Matthias Scheutz, Roland Siegwart, Peter Norvig und Anders Sandberg haben mir ihre Einschätzung zum Thema gegeben. Ein irritierendes aber interessantes Gespräch habe ich mit EU-Digitalkommissar Günther Oettinger geführt, der mich im Gespräch wenig charmant als Taliban beschimpft hat.

Martin Stepanek

Dirk Ahlborn, CEO Hyperloop Transportation Technologies

Reportagen, noch dazu in einem anderen Land, kommen im hektischen Redaktionsalltag leider oft zu kurz. Umso schöner ist es also, wenn man hin und wieder einen Blick auf Themen und Orte werfen kann, die hierzulande, aber auch in den Silicon-Valley-dominierten US-Techmedien praktisch nicht vorkommen.

Ein persönliches Highlight war daher der Besuch der krisengeschüttelten Industrie-Stadt Buffalo im Nordwesten des Bundesstaates New York, die mit Solar- und Nanotechnologie an glanzvollere Zeiten anknüpfen möchte. Ein Abstecher zu Vidler’s, einem der letzten großen 5&10-Gemischtwarenläden der USA im nahe liegenden East Aurora, der trotz digitaler Vermarktung auf Facebook und Co ganz auf das Offline-Shopping-Erlebnis setzt, rundete die Reise ab.

Eines der faszinierendsten Projekte, von dessen Machbarkeit ich bis heute nicht restlos überzeugt bin, ist die von Tesla-Gründer Elon Musk ausgedachte Hochgeschwindigkeitskapsel Hyperloop, die nun von diversen Projektteams realisiert werden soll. Ob man einmal mit bis zu 1200 km/h in einer halben Stunde von San Francisco nach Los Angeles reisen kann, wird sich zeigen. Mein Interview mit Dirk Ahlborn, CEO von Hyperloop Transportation Technologies, über den Baustart der ersten, sieben Kilometer langen Strecke ist mir nachhaltig in Erinnerung geblieben.

Michael Leitner

Die meisten meiner Freunde zocken Videospiele. Doch wenn man sie nach den Namen bekannter Studios fragt, nennen sie stets die gleichen Namen: Blizzard, Ubisoft, Dice und wie sie alle heißen. Auf eine Frage wissen sie aber meist keine Antwort: “Kennst du auch österreichische Studios?” Dass es auch in Österreich eine große und international erfolgreiche Entwickler-Szene gibt, wissen nur wenige. Ein Umstand, der sich hoffentlichnach diesem Interviewmit vier der bekanntesten Videospiel-Entwickler Österreichs geändert hat. Wer Lust auf mehr bekommen hat, sollte hin und wieder bei denSubotron-VeranstaltungenoderVienna Game Dev Meetupsvorbeischauen - Drama und Unterhaltung sind garantiert.

Ein besonderes Erlebnis war zudem die BlizzCon. Die Hausmesse von World-of-Warcraft-Entwickler Blizzard hat dieses Jahr wieder 26.000 Menschen nach Kalifornien gelockt, darunter zumindest zwei Österreicher - Ich und Christian Vollnhofer. Das Londoner Nebel-Chaos sorgte dafür, dass wir beide ins Gespräch kamen. Eigentlich erhoffte ich mir nur Tipps für die Messe, doch der junge Videospiel-Fan hatte viel mehr zu erzählen.

Patrick Dax

„In 20 Jahren werden wir nostalgisch an die Internet-Überwachung zurückdenken“, sagte der Science-Fiction Autor und Mitbegründer des Cyberpunk-Genres Bruce Sterling anlässlich der Konferenz net:future zum 25-jährigen Jubiläums des Internets in Österreich. Die Zukunft der vernetzten Kommunikation sieht Sterling in einem am Rande der Konferenz geführten Interview wenig optimistisch: „Es wird wie America Online in den 90er Jahren.“

Ebenfalls bei net:future zu Gast war Phil Zimmermann, der in den 90er Jahren das Verschlüsselungsprogramm PGP (Pretty Good Privacy) entwickelte und schon damals mit den US-Behörden über Hintertüren stritt. Obwohl das Programm nach wie vor als sicher gilt, verwendet es Zimmermann nicht mehr: „Ich kann E-Mails nicht mehr verschlüsseln, weil ich iPhones und iPads nutze. PGP funktioniert darauf nicht“, erzählt er im futurezone-Interview.

Es geht alles den Bach runter. Die Tonträgerindustrie hat das schon hinter sich. Sie ist heute nur noch eine Ansammlung unsympathischer Verlierer, denen zur Erheiterung nicht viel mehr bleibt, als Webseiten zu sperren. Den Niedergang der Branche zeichnet der US-Autor Stephen Witt in seinem grandiosen Buch „How Music Got Free“ nach. Dort steht nicht nur viel Lehrreiches über die Entwicklung des MP3-Formats und die Warez-Szene der 90er Jahre, wir erfahren auch, warum die US-Politik wenig Lust hatte, der vom Filesharing gebeutelten Branche legistisch unter die Arme zu greifen.

Thomas Prenner

Es war in Sachen Software wohl das wichtigste Ereignis des Jahres: Microsoft brachte mit Windows 10 eine neue Version seines Betriebssystems auf den Markt und sorgte damit für viel Furore. Etwas derart umfangreiches wie Windowszu testenist immer eine besondere Herausforderung, da man nie alle Aspekte in einem Artikel unterbringen kann und darum selektieren und abwägen muss. Eine schwierige, aber auch sehr spannende Aufgabe. Auch gibt es wohl wenig Produkte, die so stark polarisieren wie ein neues Windows, was für besonders spannende Leserreaktionen sorgt. Mit dem neuen Windows 10 hat Microsoft vieles richtig gemacht, gleichzeitig sorgten Dinge wieZwangs-Upgrade und massivesDatensammelnfür viel Kritik - teilweise natürlich auch zurecht.

Die besten Ideen sind oft auch die einfachsten. Ein Produkt, das man heuer als Beweis für diese Aussage sehen könnte, war Googles neuer Chromecast-Audio. Das kleine, Gerät in Schallplattenoptik ist keine technische Meisterleistung, überzeugt aber durch einfache Bedienbarkeit und ein ausgeklügeltes Konzept. Darüber zu berichten, macht Spaß.

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